4

703 29 2
                                    

~Draco POV~

Und so ging die nächsten Wochen weiter. Draco hatte kaum mehr Überblick über die verschiedenen Veranstaltungen, es schien jede wie die andere zu sein.
Immer die gleichen Themen und immer die gleichen Menschen.

-Wohltätigkeitsessen für Waisen
-Galarieöffnung mit bei der eine riesige rote Schleife durchschnitten wurde
-Spendengala für misshandelte Hauselfen
-Vernissage für den neuen Künstler aus Mailand
-Heimatvereintagung für bedrohte Spezies
-Spendenessen für Behinderte Kinder

Die Liste war unendlich lang und so zog sich das Jahr dahin, ohne das wirklich etwas passierte.
Granger ging inzwischen im Manor ein und aus.
Sie war eine der ständigen Arbeitspartnerinnen für seine Mutter geworden und auf der einen Seite freute er sich für seine Mutter, aber es würde auch immer häufiger das sie sich sahen.

Genauso wie er selbst, versuchte Granger die Begegnung zwischen ihnen zu vermeiden und meistens klappte es auch ganz gut. Es war als ob sie beide wussten, dass zwischen ihnen zu viel Spannung herrschte. Es konnte jederzeit knallen zwischen ihnen und sie rissen sich beide für Narcissa zusammen.

~Hermione POV~

Wie an jedem zweiten Donnerstag, war Hermione bei Narcissa zum Abendessen eingeladen. Sie hatten inzwischen regen Arbeitskontakt und verstanden sich blendend.
Das Wetter war herbstlich stürmisch und Hermione war froh, als Franny, die Hauselfe der Malfoys, sie schnell ins Haus ließ.

„Hallo Franny.", grüßte sie die Elfe.
„Hallo Miss Hermione.", grüßte sie freudig zurück.
Hermione war froh, dass Narcissa dazu übergegangen war, ihre Hauselfen zu bezahlen. Und laut ihrer eigenen Aussage hatte sich damit sogar auch die Qualität der verrichteten Arbeiten verbessert. Denn die Hauselfen machten ihren Job sehr gern, es lag einfach in ihrem Naturell. Narcissa konnte dazu eine sehr liebevolle Hausherrin sein.

„Granger.", grüßte sie, zu ihrer Überraschung, der junge Herr des Hauses.
„Malfoy!", schnappte sie hörbar nach Luft. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass er im Haus war. Im Normalfall vermieden sie den Kontakt so weit wie möglich.
„Oh Hermione, du bist schon da! Draco wird uns heute Gesellschaft leisten. Ist das nicht toll?", Narcissa klatschte aufgeregt in die Hände.
„Ja natürlich.", würgte sie angestrengt hervor.
Na das konnte ja etwas werden!

Narcissa flog die Treppe hinab und hakte sich bei ihr unter. Zügig zog sie sie in Richtung des Esszimmers.
„Es ist so schön euch junge Leute bei mir zu haben!", zwitscherte sie fröhlich. Hermione und Draco hatten kaum eine andere Wahl als mit ihr mitzugehen. Sie sah wie >Lord Malfoy< die Augen verdrehte und schmunzelte.
Er setzte sich wie selbstverständlich an die Stirnseite der Tafel und Narcissa und Hermione nahmen an den Seiten Platz.

Der erste Gang wurde aufgetischt und es wurde schweigend gegessen.
„Hermione, weißt du, Draco isst heute nicht ohne Grund mit uns.", begann Narcissa eine Konversation mit ihr. Es war entschieden zu still am Tisch, befand zumindest die Hausherrin. Hermione musste sich nicht zwangsweise mit Malfoy unterhalten und er selbst sah auch nicht danach aus, mit ihr reden zu wollen.

„Oh wirklich ... was gibt es für einen Grund?", Hermione überlegte ob sie Narcissa's Geburtstag vergessen haben könnte, aber das war definitiv nicht der Fall.
Zu ihrer eigenen Überraschung fiel ihr sogar Draco's Geburtstag ein - der 5. Juni - ohne das sie sich daran erinnern konnte, ihn schon jemals gewusst zu haben. Narcissa musste ihn irgendwann mal erwähnt haben.

„Heute ist Lucius' Geburtstag.", sagte sie mit strahlendem Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte.
„Oh Narcissa, hättest du doch etwas gesagt! Ich wäre an einem anderen Tag zum Essen gekommen.", sagte Hermione schockiert.
„Nein, nein! Ich wollte, dass du hier bist. Ihr seid mir die zwei liebsten Menschen und ich möchte diesen Abend mit euch verbringen.", sagte sie tapfer.
Es rührte Hermione total, dass Narcissa sie so lieb gewonnen hatte. Aber sie wusste nicht wie der andere Malfoy darüber dachte. Sein Gesicht jedenfalls war bei den Worten seiner Mutter etwas blasser geworden.
„Draco?", fragte Narcissa ihren Sohn, denn auch sie hatte bemerkt wie still er war.
„Alles in Ordnung Mutter.", versicherte er ihr und küsste ihre Hand.
Hermione fühlte sich etwas unwohl diese intime Situation zu beobachten, aber sie konnte ja nicht weg.

Draco hatte sich sehr schnell wieder im Griff und Hermione wurde ein bisschen bewusst, was es ihn wohl kostete für sie da zu sein.
Narcissa erwartete viel von ihrem Sohn. Vor allem der Herr des Hauses zu sein, genauso wie es sein Vater gewesen war. Und für Hermione sah es nicht so aus, als ob er diesen Posten überhaupt haben wollte.

Er war ja genauso wie sie gerade mal Anfang 20 und er hatte sicherlich nicht damit gerechnet so früh schon so viel Verantwortung tragen zu müssen.
Ein Wunder, dass Narcissa ihren Sohn noch nicht dazu gedrängt hatte irgendeine reiche Erbin zu heiraten.

Nach dem Essen begaben sie sich in den angrenzenden Salon, um noch einen Drink zu sich zu nehmen.
Hermione wäre am liebsten direkt nach dem Essen abgehauen, aber Narcissa hatte es scheinbar vorausgesehen und hatte sie in ein Gespräch über die nächste Veranstaltung verwickelt - eine Spendengala für misshandelte Elfen.
Hermione hatte Draco's Augenrollen darüber gesehen und verdrehte innerlich ihrerseits die Augen über ihn.

~Draco POV~

Draco musste seiner Mutter eines lassen, sie war gewitzt.
Sie hatte es alles so eingefädelt wie sie wollte. Granger war zum Essen gekommen und er selbst auch - ohne das sie beide von einander wussten. Dann hatte sie sie zu Drinks überredet und Granger ziemlich abgefüllt, sodass sie wahrscheinlich nicht mehr apparieren würde.
Also würde sie in Malfoy Manor schlafen müssen. Genauso wie er.

Er hatte auch zu viel getrunken, weil er den Abend sonst nicht so ruhig über sich gebracht hätte, wie er verlaufen war. Der Whiskey verlieh ihm eine angenehme Gleichgültigkeit.
Warum sollte es ihn auch stören, wenn diese Frau in seinem Haus übernachtete?
Sollte es nicht!
Tat es auch eigentlich nicht.
Sie war sowieso ständig da.
Auf Veranstaltungen, bei Kaffeekränzchen, half den Bedürftigen - wie eine Heilige.

Und sie war dazu auch fast noch eine angenehme Gesellschaft. Sie redete zwar ständig, aber das was sie sagte war ziemlich gescheit. Ihre Erscheinung war ansehnlich und seine Mutter vergötterte sie.

So langsam bohrte sich ein Gedanke in sein Hirn.
Was wenn seine Mutter genau das beabsichtigte? Durch diesen Gedanken fühlte er sich getrieben aufzustehen. Er lief durch den Salon und spürte die Blicke der beiden Frauen auf sich, weil er sich merkwürdig aufführte. Aber der Gedanke, dass seine Mutter wollte ...
Das sie wollte, dass sie sich verstanden und Qualitäten an dem Anderen erkannten, die sie sonst nie gesehen hätten, dann ...

„Draco stimmt etwas nicht?", fragte seine Mutter scheinheilig.
„Alles in Ordnung.", sagte er zurück und kippte seinen Whiskey in einem Zug runter.
„Na dann lasse ich die jungen Leute mal allein, ich bin ganz schön müde!", sagte seine Mutter und ohne das Hermione oder er reagieren konnten war sie verschwunden.
Manchmal war es beängstigend wie flink sie sein konnte, wenn sie es doch drauf anlegte.

Ein neues LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt