Ein lautes Knallen riss mich aus meinem Schlaf. Ich fuhr auf. Das Erste, was ich sah, war Aiden. Das zweite, wie Aiden sich auf seinen Oberschenkeln abstützte und seine Innereien auf meinem Boden verteilte.
„Scheiße! Bist du vollkommen irre?!", fluchte ich und sprang auf. Für seinen fragenden, unschuldigen Blick würde ich ihm am Liebsten an die Wand werfen, seine Ohren und Beine langziehen und mit ihm die Sauerei, die er angerichtet hatte, beseitigen.
Als mein bester, schwuler Freund hatte er aber Priorität. Ich schlang meinen Arm um seine Taille, ignorierte den strengen Geruch und führte ihn in das Badezimmer.
„Dusche!"
„...leine?"
„Natürlich alleine", fauchte ich und verschränkte unterstreichend meine Arme. Ich war hundemüde vom lernen und hatte morgen früh um zehn meine erste Vorlesung.
Ich sah genau, wie es hinter seinen zottligen braunen Haaren arbeitete. Aber dann hatte er offenbar aufgegeben, denn er versucht sich das vollgekotzte Shirt über den Körper zu ziehen, scheiterte aber. Zwischendrin gab er unverständliche Worte von sich und fluchte immer wieder, ehe seine Arme hängen ließ und mich anschaute.
„ilfe..."
„Oh nein! Ich werd dich nicht ausziehen", schimpfte ich, bei seinen grünen, treuen Augen konnte ich dann aber doch nicht zusehen und trat auf ihn zu. Ich griff an zwei Stellen, die sauber waren und zog ihm das Shirt über den Kopf.
„Kalt..."
„Halt die Klappe und stell dich jetzt unter die verdammte Dusche", fluchte ich. „Wer sich vollaufen lassen kann, muss auch das abkönnen. Wirds bald?"
Ich war mehr als gereizt, was er jetzt volle Breitseite zu spüren bekam. Als er sich kurz darauf gegen die Fliesen sinken ließ und sein Blick um einiges klarer wirkte, tat es mir bereits leid, so hart zu ihm gewesen zu sein. Immerhin wusste ich, dass sein Leben momentan alles andere als angenehm war. Seine Mutter war an Leberkrebs gestorben, nachdem sie drei Jahre davor immer wieder eine Chemotherapie hatte und sein Exfreund, der ihm die gesamte Zeit über zur Seite stand, hatte sich getrennt.
„Sorry...", murmelte ich, als ich das Wasser abschaltete.
„Ich hab in dein Zimmer gereiert oder?"
„Jap... mitten in der Nacht."
„Fuck. Tut mir leid. Ich hab-"
„zu viel getrunken. Ich weiß, Aiden", beendete ich seinen Satz seufzend und schaute ihn direkt an.
Er wirkte fertig und müde. „Leg dich schlafen."
„Auf gar keinen Fall. Ich lass dich jetzt nich alleine."
Umständlich wickelte er sein Handtuch um seinen freien Oberkörper und schleifte ins Wohnzimmer. Einige Schritte schaffte er alleine, aber schon an der Badezimmertür spürte ich sein Gewicht auf meinen Schultern. Erst auf der Couch ließ er sich fallen.
Ich verschwand in der Küche und kippt wild sämtliche Snacks in eine Schale, mit der ich kurz darauf wieder zu ihm zurückkehrte. „Iss", forderte ich und setzte mich in den Sessel.
Wie ich den Tag morgen überlegen sollte, wusste ich noch nicht, aber egal wie, ich werde jetzt nicht mehr schlafen.
~~~
Aiden war die gesamte ziemlich schweigsam und fing nur ein paar Gespräche an. Die meiste Zeit saß ich ihm gegenüber und las meinen Thriller weiter, schaute ich eine Serie oder ging meine Lernunterlagen durch, um auch ganz sicher wach zu bleiben.
Als ich am nächsten Morgen unsere WG verließ, kam mir Damian entgegen. Er wirkte total fertig und so ungefähr so fertig aus, wie Aiden.
„Hey ist er da?"
„Natürlich ist er da", fauchte ich. „Wo sollte er auch sein, wenn er sich vollaufen lässt und ich Nacht für Nacht den Babysitter spielen darf?"
Seine Lippen zuckten und vermutlich wollte er etwas sagen, aber er schluckte es hinunter und ließ mich einfach stehen.
„Lucy?" Ich verharrte und schaute in Ambers Gesicht. „Hast du mich nicht gehört oder gesehen?", fragte sie. In ihrer Stimme schwang ein Hauch Beleidigung mit.
„Sorry... lange Nacht", murmelte ich und das Gähnen, welches ich zuvor versucht hatte zu unterdrücken, kam durch. „Aiden hat mein Zimmer vollgekotzt, und war hackedicht. Nach einer kalten Dusche gings einigermaßen, aber ich wollt ihn nicht allein lassen..."
„Scheiße... also wieder eine schlaflose Nacht?"
„Ja... hoffentlich die letzte. Damian kam mir vorhin entgegen und hatte nach ihm gefragt."
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Short Stories
Short StoryHier findet ihr ein Haufen Kurzgeschichten, die entweder im Rahmen verschiedener Challenges auf Belletristica entstanden sind oder einfach so aus Langerweile :D Es wird ein bunter Mix sein. Daher werde ich FSK 18 Spezial an den Kapiteln kennzeichne...