Fassungslos stand Dean im Raum des vorübergehenden Hotelzimmers. Er konnte es nicht fassen, dass Sam gerade einen Menschen umgebracht hatte. Sein Sammy.
Gut, theoretisch war es kein Mensch, denn dieser Mensch hier war besessen gewesen. Nur normalerweise töteten er und Sam die Dämonen und die Menschen überlebten.
Das war noch nicht alles. Gegenüber von Sam stand ein weißer Mann mit dunkelblondem Haar und in einen beigefarbenen Mantel gehüllt, der bis zum Boden reichte.
„Verstehst du jetzt, was ich damit meinte?", fragte dieser mit rauer Stimme. Dean brachte ein langsames Nicken zustande. Jetzt wusste er, dass sie handeln mussten. Etwas tun mussten, um Sam zu retten. Die Kräfte, die er entwickelt hatte, waren unmenschlich und Dean war sich sicher, das da diese Ruby dahintersteckte. Diese Frau war Dean ohnehin nicht koscher und durch und durch seltsam.
„Was machen wir?", fragte Dean den Mann, der sich als Engel Castiel vorgestellt hatte.
„Wir? Du musst ihn dazu bringen damit aufzuhören, Dean."
Dean nickte. „Und wie stelle ich das an?"
„Keine Ahnung. Er ist dein Bruder."
„Aber du bist ein Engel, fällt dir nicht irgendetwas an?"
„Ich bin gekommen, um dir das zu zeigen. Wie du dieses Problem jetzt löst, ist deine Aufgabe. Aber löse es. Tust du es nicht, sind die Engel gezwungen einzugreifen und das endet nicht gut für Sammy."
„Verdammt", fluchte Dean und fuhr verzweifelt durch seine Haare. Dieses Problem hatte ihm gerade noch gefehlt.
„Also kommst du dann..."
„Oh nein. Ich bin der Nette. Ich habe die Botschaft überbracht, meine Pflicht ist hiermit getan. Die, die kommen werden sind bei weitem anders drauf. Die vernichten alles Böse und Sam... ist böse."
Castiel wollte dies offenbar nicht in Worte fassen, aber Dean verstand auch so. „Danke Castiel."
Der Engel nickte ihm zu und wandte sich ab. „Castiel!", rief Dean kaum Sekunden später. „Ja?"
„Wenn ich Hilfe brauche, kann ich mich dann an dich wenden?"
„Dean... du schaffst das schon."
„Kann ich?", fragte Dean heiser.
„Ja. Du kannst auf mich zählen. In dieser Sache und in allen anderen Angelegenheiten. Ruf mich, wann immer du meine Hilfe benötigst."
Erleichtert atmete Dean aus. Er sah Castiel hinterher, wie er seine weißen Engelsflügel ausbreitete und in den Himmel hinauf schoss.
Nun war er mit Sam alleine, der sich erschöpft an der Wand abstützte und nach Luft schnappte. Normalerweise war er immer sehr schnell bei Sam, aber jetzt ließ er sich Zeit. Er überlegte, wie er den Wunsch des Engels befolgen könnte.
„Sammy! Alles okay?"
„Ruby... wo ist Ruby?" Dean zuckte mit seinen Schultern. Die Fassungslosigkeit von dieser Frage, ließ er sich nicht anmerken. Er konnte es nicht glauben, dass dies der erste Satz von Sam war. Er war immer weniger er selbst und Dean hatte außerdem das Gefühl, dass er mit jedem Mal wo er ein Dämon tötete, selbst zu einem wurde und ein Stück seiner Seele verlor. Nur so konnte er sich die mangelnden Emotionen erklären.
„Ich hab sie nicht gesehen, Sammy." Er trat vor seinen kleinen Bruder. „Du solltest dich hinlegen, dringend. Du siehst so kaputt aus."
„Ich werde mich jetzt nicht hinlegen", entgegnete Sam gereizt. „Ich habe mich noch nie fitter gefühlt."
Wie Dean es hasste, wenn Sam sich so dagegen sträubte. Da sprach nicht Sam aus ihm, sondern irgendetwas anderes.
„Sam! Ich sag es nicht nochmal! Du wirst dich jetzt hinlegen! Wir haben morgen eine lange Autofahrt vor uns. Washington... dort treibt irgendein Trixter oder Gestaltwandler sein Unwesen, fünf Menschenleben hat das Wesen bereits auf dem Gewissen."
Sam gab ein wütendes Brummen von sich, stapfte dann aber doch wütend zum Bett und ließ sich hineinfallen.
Ein polterndes Klopfen ließ beide aufschrecken. „Du bleibst hier", befahl Dean. Dann zückte er die Silberklinge, hielt sie fest umschlossen und stapfte zur Tür. Als er diese langsam öffnete, bekam er sie bereits gegen den Kopf geschlagen und taumelte überrascht davon zurück.
„Ruby...", grummelte Dean.
„Dean... lang nicht gesehen. Wie geht's dir?"
„Was willst du hier?"
„Wo ist er? Wo ist Sam?"
„Nicht da", log Dean. „Dean...?", ertönte in diesem Moment gerade Sam's Stimme. Verdammt! Konnte Sam nicht einmal hören?
„Hast du keine Gewissensbisse, dass du mich von meinem Freund fernhältst?", fragte Ruby tadelnd.
„Eigentlich nicht. Aber... Ruby. Eigentlich solltest du Gewissensbisse haben, dass du meinem Bruder zum Dämon machst und ihn zum Töten zwingst."
Die schwarzhaarige Dämonin griff bestimmt nach Sam's Hand, der sich nicht einmal wehrte. Auch Dean regte sich nicht. Er wusste bereits aus Erfahrung, dass ein Kampf gegen sie für ihn eher schlecht endete und er in diesem Fall auch gegen Sam kämpfte.
„Frechheit", fauchte sie. „Sam, wir gehen!"
Sam folgte ihr gehorsam, wie eine Puppe. Er sagte gar nichts. Er warf Dean nicht einmal einen Blick zu.
Dean knallte die Tür hinter ihnen zu und stapfte wütend durch das Zimmer. Er hatte keine Chance und keine Idee, wie er Sam retten konnte. „Verdammt!", schrie er seine Wut heraus und trat gegen den Bettpfosten. „Castiel!", rief er in seiner Verzweiflung.
Es dauerte keine zwei Sekunden, da erschien der Mann mit dem Beigefarbenen, bodenlangen Mantel und musterte Dean unschuldig. „Ja?"
„Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Sie hat Sam und alleine habe ich keine Chance."
„Da hast du Recht. Ruby ist die rechte Hand Lilith's und benutzt deinen Bruder, um das Tor der Hölle und das Fegefeuer, nicht zu vergessen Luzifer's Käfig erneut zu öffnen und alles frei zu lassen. Alleine würdest du durchaus draufgehen. Also Dean... was verlangst du?"
„Hilfe..."
„Die wirst du bekommen. Erstmal schlage ich vor, dass du eine Runde schläfst. Deine Augenringe sehen grauenhaft aus. Mal ehrlich wie lange hast du nicht geschlafen? Drei Tage?"
„Ähh..." Dean blickte verwirrt den Engel an, der auf einmal ein verschmitztes Lächeln auf seinen Lippen hatte.
„Schlaf. Ich werde mit meinen Brüdern und Schwestern im Himmel die aktuelle Lage um deinen Bruder ausdiskutieren und werde morgen früh zurück auf der Erde sein."
Dean nickte.
„Aber mal ehrlich... dass du keine Gewissensbisse hast, ist mir ein Rätsel... du hast das Tor zur Hölle zuerst geöffnet und ALLE Dämonen und dämonischen Wesen freigelassen."
„Jedes mal, wenn mein Bruder dem Tod nahe steht habe ich wahnsinnige Gewissensbisse", flüsterte Dean. „Aber ich tu alles, um es wieder gut zu machen."
„Richtig", erwiderte Castiel „Halt dich daran fest!"
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Short StoryHier findet ihr ein Haufen Kurzgeschichten, die entweder im Rahmen verschiedener Challenges auf Belletristica entstanden sind oder einfach so aus Langerweile :D Es wird ein bunter Mix sein. Daher werde ich FSK 18 Spezial an den Kapiteln kennzeichne...