Zu neuen Ufern [Drarry]

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Ginny hockte auf der Tribüne des Quidditchfeldes. Mit ein paar anderen Hexen war sie dort so ziemlich alleine. Heute war Training der Gryffindor-Mannschaft und ihr Freund Harry war als Sucher ganz hoch im Kurs. Sie achtete nicht auf das Spiel, ihr Fokus lag auf Harry. Wie geschmeidig er seinen Besen fliegen konnte. Wie schnell seine Reaktion war, sobald der goldene Schnatz in sein Sichtfeld war. Es war unglaublich. Er verleitete jedes Mal die Mannschaft zum Ziel. So etwas konnte sie über ihre Brüder jedoch nicht sagen.

Bei Harry war es anders. Er achtete nicht auf das golden rote Haar von Ginny, auf ihr breites Lächeln oder ihre Oberweite, die so viele Zauberer an ihr bewunderten. Seine Aufmerksamkeit lag auf Draco. Draco Malfoy. Das weißblonde Haar, was täglich ordentlich zur Seite gekämmt war. Das eiserne Lächeln. Sein kühler Blick.

Harry landete auf dem Sand und stieg vom Besen.

„Harry. Harry!", rief Ginny sie kam über das Spielfeld gerannt. „Du warst unglaublich!"

Dann senkte sie ihre Stimme und stellte sich auf Zehenspitzen. „Wollen wir noch ein wenig >weggehen<?"

Innerlich verdrehte Harry beinahe genervt die Augen von ihrer Aufdringlichkeit. Äußerlich ließ er sich nichts anmerken. „Ne... ich bin total kaputt..."

Einen Monat führten die beiden nun mehr oder weniger eine Beziehung. Laut Harry eine reine Fake- Beziehung.

Seitdem der Krieg vorbei war und Draco sich gegen die dunkle Seite entschieden hatte, gegen seine Eltern, war Draco beinahe ein anderer Mensch. Ein Mensch, der Harry umso mehr faszinierte. Der ihn anzog.

„Ok. Vielleicht ein andermal", erwiderte Ginny und verschwand anschließend. Harry blieb alleine auf dem Quidditchfeld zurück.

Anschließend eilte er zu den Umkleidekabinen und schaute dort hinein.

Puh! Seine Teamkameraden waren noch dort. Er beeilte sich unter der Dusche und beim anschließenden Anziehen.

Nachdem er fertig war, verließ er die Kabine. Er stieg die Stufen herauf und landete im Korridor vor der großen Halle. Es war bereits Abendessen.

Harry ging zielstrebig durch die Zauberer Massen zu seinem Platz bei Hermine und Ron. Ron saß schon dort. Nach dem Krieg war er dem Quidditch Team nicht wieder beigetreten. Ginny war hier nirgendwo zu sehen.

„Harry!", rief Hermine. Sie wartete nicht einmal, bis Harry saß. „Hast du schon gehört? Blaise Zabini wurde der Schule verwiesen!"

Harry verstand nur die Hälfte. Seine Aufmerksamkeit lag direkt auf dem Slytherin. Dem verlorenen Jungen. Er hatte heute keine aufrechte Haltung. Im Gegenteil. Er wirkte sehr angespannt und unruhig. Plötzlich fuhr sein Kopf herum und er funkelte Harry an. „Hast du nichts zu tun, Potter?", fragte er zischend. „Wo ist deine Freundin?"

Augenblicklich verkrampfte sich Hermines Hand an ihrem Hühnerschenkel. Sie wollte zu einer Gemeinheit ansetzen, aber Harry schaffte es sie gerade noch so zu besänftigen.

Und dann tat er etwas völlig Untypisches. Er verließ die Große Halle wieder und das so schnell, wie er auch gekommen war. Er aß nichts und ging auf keine Gemeinheit Dracos ein.

Sobald er den Korridor erreicht hatte, hörte er schnelle Schritte hinter sich. Harry dachte sich nichts dabei, bis sich plötzlich eine kühle Hand auf seine Schulter legte. Sie hatte einen festen Griff. Abrupt blieb Harry stehen. Sein Blick ruhte auf der grauen Wand vor ihm. Dort hang ein Bild von dem blutigen Baron. Wie er früher aussah.

„Warte!", befahl eine harte Stimme. Er kannte diese Stimme nur zu gut.

„Ich werde keine Befehle von dir entgegen nehmen, Malfoy!"

„Es war eine Bitte...", erwiderte der Slytherin.

„Dann scheinst du wohl dringend deinen Tonfall trainieren zu müssen!"

Harry rüttelte seine Hand ab und ging weiter. Er folgte dem Korridor, bis die die Stufen nach unten führten. Auf der Treppe verfiel er in ein Joggen. Hinter ihm waren weiterhin Schritte. Malfoy schien ihn zu verfolgen. Er lief an den Quidditch Kabinen vorbei durch den halb offenen Tunnel oder eher Brücke und kam auf dem Hügel an, von dem man zu den Quidditch Feldern, Hagrids Hütte und dem Verbotenen Wald gelang. Da noch immer Malfoys Schritte hinter ihm zu hören waren, hielt er abrupt inne und fuhr herum. „Hör verdammt nochm-"

Und da lief Malfoy direkt in Harry rein und brachte beide zu Boden. Harry fiel direkt auf seinen Rücken und gab einen schmerzhaften Laut von sich.

„Tut mir Leid..."

„Mach deine Augen auf, Malfoy!", donnerte Harry bereits. „Warum rennst du mir hinterher?! Hast du seitdem Blaise Zabini der Schule suspendiert wurde keine Freunde mehr, Malfoy? Falls du dir Hoffnungen machst, muss ich dich enttäuschen. Ich habe keine Lust dein Freund zu sein!"

Harry schubste Malfoy von sich herunter und rappelte sich auf.

Sein Blick glitt in Richtung des Verbotenen Waldes, wo er plötzlich zwei Gestalten sah. Er konnte sie nicht einordnen. Aber als er genauer hinsah, fiel ihm das rote Haar auf. Das golden rote Haar, welches er unter hunderten wieder erkennen würde. Die Zwei Personen standen so dicht beieinander, dass Harry nach Luft schnappte und dann sah er, wie die beiden sich umarmten und ihre Lippen aufeinander trafen.

Harry atmete einmal tief durch. Er liebte Ginny nicht, aber jetzt zu sehen, wie die Hexe ihn hinterging schmerzte doch irgendwie. Eigentlich war das sein Vorhaben gewesen, um seine Vorliebe zu Männern zu verbergen. Aber jetzt?

„Alles okay..., Potter?", hörte er den Slytherin hinter sich murmeln. Langsam drehte er sich um und sah zu ihm auf. In die grauen Augen.

„Ja. Ich denke schon." Harry klang abseits. Er nahm Draco nur schwach war. „Hast du Schmerzen? Soll ich dich ins St. Mungos begleiten?", fragte er. Malfoy klang plötzlich seltsam besorgt. Die Abneigung war nicht herauszuhören.

Es war beinahe, wie im Krieg. Als Harry gefallen war und Hagrid ihn in das Schlachtfeld getragen hatte. Alle dachten er sei tot, aber er konnte sich noch genau an Malfoys verzweifelten, schmerzerfüllten Schrei erinnern. Er kam zu ihm hingerannt.

„Begleitest du mich in die Drei Besen?", fragte Harry. Die Worte kamen so plötzlich aus seinem Mund. Malfoy schüttelte seinen Kopf. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem ganz kleinen Lächeln. „Ist das eine Einladung? Hast du das Ufer gewechselt?", fragte der Slytherin.

„Interpretier da nicht so viel rein! Ich wollte bloß nett sein!", zischte Harry.

Plötzlich griff Malfoy nach vorne und umschloss Harrys Hand. Harry war im ersten Moment wie erstarrt. Er wusste nicht, was auf ihn zukam. Als Nächstes trat Malfoy näher. Dann beugte er sich vor und streifte leicht Harrys Lippen mit seinen. Harry schreckte nicht zurück. Er blinzelte verwirrt und war so schnell wieder vorbei. Einen kurzen Moment starrte er in Malfoys grauen Augen, aber niemand sagte etwas. Dann streckte Harry seinen Kopf dem Slytherin entgegen und küsste ihn. Erst vorsichtig und zurückhaltend. Dann leidenschaftlicher, seine Hand fuhr in Malfoys Nacken.

Nach einer Weile löste sich der Slytherin schweratmend. „Willkommen am anderen Ufer, Potter", murmelte Malfoy. Ein kleines Schmunzeln umspielte seine Lippen. Harry trat beinahe schockiert zurück und starrte Malfoy an.

Es wäre eine Lüge, jetzt zu sagen, dass es ihm nicht gefallen hatte, denn es hatte ihm gefallen. Sehr.

Aber wie sollte es jetzt weitergehen?


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