Eine zweite Chance

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„Scheiße, Linc, was zur Hölle tust du da", schrie er seinen Bruder an, der ernsthaft eine geladene Waffe auf ihn gerichtet hatte. Michael war sich sicher, dass er nicht abdrücken würde, nur deswegen trat er einen weiteren Schritt auf ihn zu. Als Lincoln sich nicht regte, nicht die Waffe sinken ließ, sondern ihn anschrie, kochte es in Michael.

Du Worte aus seinem klangen, wie ein Schlag ins Gesicht. „Ich tue das, wozu du nicht fähig bist und was längst überfällig ist." Er schrie die Worte, aber selbst wenn er sie ruhig gesagt hätte, würde es nichts ändern. Michael wandte sich ab, verschwand in die entgegengesetzte Richtung und ließ seinen Bruder stehen. Natürlich hätte er seine eigene Waffe ziehen können, aber er brachte es nicht über sich, eine Waffe auf das einzige Familienmitglied zu richten, welches ihm noch verblieben war. Mit jedem Schritt, den er sich von Lincoln entfernte, wurde das Loch in seinem Magen größer. Die Ungewissheit war es, die Michael wirklich zu schaffen machte, nicht das Lincoln ihm in den Rücken fiel, sondern warum er das tat.

Nachdem er von dem Anlegeplatz Nummer vierunddreißig verschwunden war, bog er auf die Hauptstraße und schlenderte diese wachsam entlang. Jeder Range rover oder Polizeiwagen könnten eine Gefahr darstellen, ihn als Michael Schofield identifizieren und auf die Wache bringen.

Sein einziger Vorteil war, dass die Polizisten, die ihm am gefährlichsten waren, inzwischen auf seiner Seite standen.

„Ey." Fernando Sucre schaute luckte aus einer Gasse hervor. Seine dunkle Hautfarbe hob sich deutlich von den hellen Häuserfassaden ab. Michael trat in die Gasse und schaute seinen Ex- Zellengenossen abwartend an. „Was hast du?" Bevor er zu dem Treffen mit Lincoln gefahren war, hatte er Fernando darauf angesetzt, seinen Bruder zu beschatten.

„Nichts bewegendes... Lincoln ist in einem riesigen bewachten Haus gewesen. Sechs Wachen, eine Frau, unbewaffnet. Schätze sie ist der Boss dort."

„Eine Frau?! Er richtet wegen einer verdammten Frau eine Waffe auf mich?", fluchte er und marschierte die Gasse hinab. Er hörte genau, wie Fernando ihm folgte und ihn schnell eingeholt hatte. „Du solltest mit ihm reden", versuchte er Michael zu besänftigen, aber es hatte keine Wirkung. Michael war bloß noch wütender.

Während er die Gasse entlangstampfte zog er sein Hand hervor und öffnete seinen leeren Chatverlauf mit Lincoln. Sie alle Ex-Haftierten hatten Wegwerfhandys und benutzten sie, damit sie nicht aufgespürt werden konnten. Er überlegte hin und her, ob er ihm eine Nachricht schreiben sollte oder doch lieber anrufen sollte. Letztlich entschied er sich für eine Nachricht. Bei einem Anruf würde nichts gutes bei rauskommen.

„Scofield!" Bei der Stimme fuhr er herum und blickte in das Gesicht seines älteren Bruders.

„Kannst du mir mal erklären, warum du eine Waffe auf mich richtest?", fuhr Michael ihn ärgerlich an und trat bedrohlich auf seinen Bruder zu, drängte ihn an die Wand.

„Ich musste es tun! Du hast die Speicherkarten, ich brauch sie, da sind wichtige Daten drauf."

Mit dieser Aussage, wurde Michael noch wütender, stieß seinen Bruder gegen die Wand und hielt ihn mit einem Arm an der Kehle dort gefangen. Lincoln ließ es geschehen, denn beide wussten, dass er der stärkere der Brüder war und sich locker hätte befreien können, wenn er es wollte.

„Ich hab mit den gesamten Gefängnisplan tätowieren lassen, einen bewaffneten Überfall begangen, damit ich in den Knast komme. Und das nur, um dich aus dem Todestrakt zu holen, wo du wohlbemerkt unbemerkt drin hocktest. Und jetzt willst du deine zweite Chance allen ernstes gegen die Wandfahren und alles hinschmeißen, was du dir in der Zeit aufgebaut hast. Das ist doch ein Witz... du verarschst mich doch..."

Grob stieß Lincoln Michael von sich.

„Durch dich bin ich frei und hab eine zweite Chance. Aber um die hundertprozentig nutzen zu können, muss die Company vernichtet werden, welche mir den Mord angehängt haben. Und genau das tu ich gerade, gemeinsam mit Mom... wusstest du, dass sie lebt? Also..." Lincoln atmete tief durch, während Michael der Mund aufklappte. Er konnte nicht glaub, dass seine Mom lebte, nachdem er bei der Beerdigung als kleiner Junge war. Was ging hier vor?

„Entweder du hilfst mit, uns, oder wir sind ab sofort Feinde."

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⏰ Last updated: Jun 09, 2021 ⏰

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