Was wirklich zählt [Boyslove]

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Eigentlich hatte er alles, worauf es im Leben ankam. Er hatte Millionen auf dem Konto, eine Villa in London und eine Ferienwohnung in der Karibik.

Er war Geschäftsführer, einer Firma, die weltweit verbreitet war. Es gab nichts, was er sich nicht leisten konnte. Nichts, was er nicht bekam.

Alles hatte er sich innerhalb von mehreren Jahren alleine aufgebaut. Eigentlich müssten seine Eltern stolz seien, auf den Erfolg ihres Sohnes. Aber sie waren es nicht.

Bis heute machten sie ihm Vorwürfe, dass er nicht in den Familienbetrieb eingestiegen war.

Auch heute hatte er wieder ein sehr hitziges Telefonat mit seinem Vater geführt, woraufhin er erstmal in die nächste Kneipe gegangen war, um einigermaßen runterzufahren.

Es war seine Stammkneipe. Er trat an die Theke und setzte sich mit seinem Smoking dorthin.

Heute stand jemand hinter der Theke, den er nicht kannte. Er musste neu sein.

„Hast du dich verlaufen?", fragte er ihn und zog skeptisch eine Augenbraue hoch.

Was für eine Frechheit! „Hast du auch nur eine geringste Ahnung mit wem du hier redest?"

„Sollte ich?"

„Geschäftsführer der weltweit verbreitetsten und erfolgreichsten Firma."

Er nickte nur. „Na dann Glückwunsch. Hast du da überhaupt noch Zeit für deine Freunde? Familie?"

„Nein", erwiderte er und bestellte ein Bier.

„Ich bin übrigens Isaac", erwiderte er, während er die Flasche Bier öffnete und ihm rüberschob. „Will."

„Gut, Will. Was bringt dir der Status des Geschäftsführers, Reichtum und Erfolg, wenn du kein Privatleben hast. Keine Freunde...?"

Langsam nahm er einen Schluck aus der Flasche und blickte in die ozeanblauen Augen des Braunhaarigen.

„Freunde findet man schnell."

„Nein... Freunde kann man sich nicht kaufen. Man baut Freundschaft auf, über Wochen, Monate und Jahre. Man baut Vertrauen auf und man schafft Erinnerung. Das ist wie Liebe- ein Prozess. Und letztlich sind es doch die kleinen Dinge, die wirklich zählen. Arbeit ist nur ein kleiner Teil davon."

Will war ein wenig verwirrt und wusste nicht sehr viel damit anzufangen. Aber wenn er so darüber nachdachte, hatte er niemanden, der hinter ihm stand und ihm gut zuredete, wenn er mal nicht so gut drauf war.

„Ich habe gar nicht die Zeit einen solchen Prozess zu durchleben."

„Tja... Will, die wirst du dir nehmen müssen. Freunde und Liebe sind die Dinge die einem am Leben halten. Überleg mal: irgendwann bist du ein Rentner, dann hast du niemanden mehr und wenn du bis dahin keine Freunde hast, wirst du bis zu deinem Tod alleine sein."

Langsam schüttelte Will seinen Kopf. Gerade nach solchen Auseinandersetzungen mit seinen Eltern oder dem ganzen Stress auf der Arbeit, war es doch ganz praktisch, einen Freund zu haben, der wieder beruhigte und einfach da war.

„Es ist mir jetzt ein wenig peinlich zu fragen, aber würdest du mir die Dinge zeigen, die wirklich zählen?"

Isaac wirkte nicht einmal überrumpelt, er stimmte direkt zu und versprach nach seinem Feierabend an meinen Tisch zu kommen und in seiner Pause.


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