Winterferien #1 [Drarry]

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Harry stand in der riesigen Tür und sah seinen Freunden hinterher, wie sie über die Weihnachtsferien nach Hause fuhren. Harry blieb dieses Jahr hier.

Als er wieder hineinging, umfing ihn eine erschreckende Stille. Er hatte es früher schon gehasst. Manchmal war die Einsamkeit ja ganz angenehm, aber ganz alleine in einem riesigen Schloss mit Hausgeistern? Das war bei weitem entfernt von angenehm.

Peeves würde diese Zeit mit Sicherheit wieder nutzen, um Harry ein paar ordentliche Streiche zu spielen.

„Aus dem Weg, Potter!", rief jemand.

Es war die gewöhnlich, kühle Stimme. Draco Malfoy.

Sie alle wiederholten nun das siebte Schuljahr und Harry wusste, dass Draco es nicht leicht hatte. Andererseits hatte aber auch Draco sich ein klein wenig verändert. Er war in vielerlei Hinsicht freundlicher. Nicht immer, aber schon auffällig oft.

„Malfoy? Was tust du hier? Solltest du nicht auf dem Weg nach Hause sein?"

Ruckartig blieb der Slytherin stehen und warf Harry einen sehr wütenden und abwertenden Blick zu. „Witzig, Potter! Wo stellst du dir denn vor, dass ich hingehe? Meine Eltern sitzen in Askaban!"

Verdammt! Innerlich ohrfeigte Harry sich dafür. Er hatte das komplett vergessen.

„Sorry...", murmelte er leise. „Ich schätze wir beide sind komplett alleine."

Harry sah zu dem Slytherin auf. Von ihm kam nichts mehr. Er trat langsam auf Harry zu. „Ich würde ja sagen, wir gehen uns aus dem Weg, aber das wäre für uns beide ziemlich bescheuert. Also lass uns einfach das Beste daraus machen?"

„Eh... Malfoy? Hast du Fieber...?" Harry hob misstrauisch eine Augenbraue. Da musste doch ein Haken an der Geschichte sein. „Nein. Ich versuche bloß nett zu sein."

Der Slytherin starrte Harry leicht verärgert an. Es waren wieder seine grauen Augen, die Harry dazu zwangen wegzusehen. „Fein... machen wir das Beste daraus! Aber das heißt auch, dass du mich nicht als Narbengesicht bezeichnen wirst!"

„Dieses Jahr hab ich dich noch nie so genannt, Potter."

„Dieses Jahr", schnaubte Harry. „Und die anderen sieben vorher?"

Draco wandte sich ab und stapfte auf dem schneebedeckten Weg entlang. „Warte!", rief Harry. Er beeilte sich, ihm hinterherzulaufen. „Tut mir leid, schätze wir müssen beide daran arbeiten!"

„Du mehr!"

„Malfoy!"

Draco verharrte und blickte verwundert zu dem Gryffindor, dass dieser plötzlich so laut geworden war. „Können wir..- so hat das keinen Sinn! Lass uns zu >Drei Besen< gehen und uns aussprechen."

Der Slytherin war mehr als überrascht von dem Vorschlag und wusste auch nicht, was er tun sollte. Nur ließ Harry ihm keine Wahl. Er griff nach Draco's Hand und zog ihn zielstrebig den Weg hinunter nach Hogsmeade. „Was ist los?", fragte er. „Du bist doch sonst nicht so schweigsam!"

„Ich überlege, wie ich dir nett sage, dass du ein unausstehliches Narbengesicht bist. Nervig, Ätzung und doch irgendwie-"

„Irgendwie? – Was? Süß?", hackte Harry und zog es ins Lächerliche.

„Ja. Süß!"

„Was?! Er gab Draco frei und blieb stehen.

„Draco Malfoy... verarschst du mich?"

„Was hätte ich denn davon, Potter? Wir sind vollkommen alleine in Hogwarts."

Gut... da mag er recht haben. Draco hatte keine Vorteile, Harry zu verarschen. Und für gewöhnlich tat er alles immer nur zu seinen Gunsten.

„Malfoy! Lass den Scheiß!"

„Du bist echt süß, wenn du dich aufregst!"

„Was?", hakte Harry irritiert nach und trat einen Schritt zurück.

Im finalen Kampf gegen Voldemort kamen einige Sachen vor, die Harry fragwürdig fand.

Als er Draco vor dem Feuerdrachen rettete bedankt er sich, statt ihn zu beleidigen. Als Harry augenscheinlich Tod war, war Draco der erste, der sich aus der Menge löste und beinahe panisch zu Harry's leblosen Körper hinrannte und sich zu ihm hockte. Nicht seine Freunde Ron und Hermine, sondern sein Feind- Draco.

„Was meinst du, warum ich dich immer provoziere? Ich liebe es, wie du beinahe immer hochgehst! Du hast dann so ärgerliche Falten auf der Stirn. Und deine Augen funkeln gefährlich. Ich liebe dieses Funkeln."

„Du wurdest vergiftet, oder? Ich werde dich jetzt zu Madame Pomfrey bringen."

Harry griff bestimmt nach der Hand des Slytherin's, welcher augenblicklich in Abwehrhaltung ging.

„Hör mir doch mal zu, Potter!", zischte dieser.

Aber Harry war der festen Überzeugung, dass mit Draco etwas nicht stimmte.

Plötzlich riss Draco sich los. „Weißt du was?!", zischte dieser nun und kam Harry dabei gefährlich. „Wir sind zwar alleine in Hogwarts und die Lehrer sind hier, aber all das wird mich nicht davon abhalten, dich umzubringen!"

„Würdest du mich umbringen wollen, hättest du es längst getan. Innerhalb der letzten sieben Jahre hattest du mehrfach die Chance dazu gehabt."

Draco nickte nur, er gab aber keine Antwort sondern, ging sauer in Richtung Hogsmeade. Tiefe Spuren hinterließ er in dem Schnee und drehte sich auch nicht zu dem Gryffindor um.

Harry blieb irritiert zurück. Eigentlich wollte er doch bloß mit ihm nach Hogsmeade, aber dass das Ganze nun eine solche Wendung nahm?

Ihm jetzt hinterherzugehen kam für Harry gar nicht in Frage, erfahrungsgemäß würde ihn dies bloß noch mehr reizen.

Harry's Plan war jetzt hierzubleiben und morgen einen neuen Versuch zu starten.



Am nächsten Morgen war die große Halle zum Frühstück erschreckend leer. Lediglich Harry und Draco waren dort. Draco am Slytherintisch und Harry am Gryffindortisch. Ab und zu drehte Draco sich um und blickte zu dem Gryffindor und Harry schaute ihn ebenfalls an.

Als Draco sich ein viertes Mal umdrehte, stand Harry urplötzlich auf und ging um die Tische herum. Neben Draco ließ er sich sinken.

„Das ist doch völlig beknackt. Wir beide alleine hier... dann können wir auch gemeinsam frühstücken. Ich für meinen Teil hasse es, alleine zu frühstücken."

Draco musterte Harry eingehend. Er wusste nicht, ob er ihm trauen konnte. Vielleicht war das auch nur wieder ein ausgekatertes Spiel.

„Tut mir leid...", nuschelte Harry. „Gestern. Ich fand es einfach nur seltsam."

Der Slytherin nickte. „Gehen wir dann heute zusammen nach Hogsmeade?", fragte dieser.

„Ich weiß nicht... meinst du, es ist wirklich so schlau, wenn uns welche zusammen sehen?"

„Voldemort ist tot und alle noch lebenden Anhänger in Askaban."

„Schon aber..."

„Potter... vertrau mir! Ich habe damit kein Problem und du solltest auch keines haben!"

„Hm... ja. Vielleicht!", erwiderte er nuschelnd.

Dann griff Draco plötzlich nach Harrys Hand. Der Gryffindor war geschockt, aber er zog seine Hand nicht zurück. Das warme Gefühl, welches sich von seinen Fingerspitzen aus in seinem gesamten Körper verteilte war zu angenehm.

„Um nochmal zu gestern zurück zukommen... du findest mich wirklich süß?", fragte Harry. Er konnte es gar nicht richtig fassen.

„Meistens. Ja. Manchmal kannst du auch echt ätzend sein."

„Gleichfalls", brummte Harry.

Draco grinste. „Du findest mich süß?"

„Ehh..."

Harry wusste nicht recht, wie er reagieren sollte und blickte verlegen auf den bedeckten Frühstückstisch. „Vielleicht..."


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