Der nervige Ex #1

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Eine sanfte, kühle Brise strich über Kevins nackten Oberkörper. „Hey ...", hauchte Brandon bereits kurz darauf an seinem Ohr. „Aufstehen."

Ein Grummeln verließ seine Lippen. Er wollte noch nicht aufstehen. Er wollte liegen bleiben und noch ein paar Minuten Brandon verbringen.

„Na los! Ich habe bereits Kaffee aufgesetzt und das Frühstück vorbereitet."

Seine Stimme klang noch ziemlich verschlafen. Müde drehte Kevin sich um, seine Augen blieben geschlossen. „Na bitte. Ein Fortschritt!" Er konnte deutlich hören, dass er lächelte. Kurz darauf spürte er Brandons Lippen an seinem Ohr. Anschließend wanderte er über die Wange, hauchte einen Kuss auf Kevins Nasenspitze und schenkte dann seinem Mund Aufmerksamkeit, die er vollends in Besitz nahm.

Und dann löste Brandon sich. „Okay, okay", grummelte Kevin. Er kannte diese gemeine Art, ihn zu wecken, bereits. Weitere Zärtlichkeiten wird es erst geben, sobald Kevin aufgestanden war.

„Du bist echt mies, weißt du das?" Kevin richtete sich auf. „Ich geh noch duschen. Bekomm ich vorher einen Kuss? Eine Umarmung? Irgendwas?"

Misstrauisch musterte Brandon ihn, da Kevin jedoch tatsächlich so wirkte, als wollte er duschen gehen, gab Brandon nach. Es kam erneut zu einem kurzen Kuss. Und leider war dieser genauso schnell vorbei, wie er begonnen hatte.

„Bekomm ich jetzt einen vernünftigen Kuss? Einen heißen?" Kevin betrat die Küche und blieb ruckartig stehen. Ein fremdes Gesicht blickte ihm entgegen. „Hallo?"

Verwirrt blickte er zu Brandon. Kevin stellte die offensichtliche Frage nicht, aber er war sich sicher, dass Brandon sie auch so wusste.

„Kev? Das ist Shane."

„S-Shane? Der Shane?", fragte Kevin fassungslos. Brandon senkte seinen Blick. „Ja... mein Ex-Verlobter..."

„Was tut der denn hier?", brummte Kevin. Brandon hatte ihm am Rande mal ein wenig von Shane erzählt. Nicht alles. Aber soviel, dass es ausreichte diesen Shane nicht zu mögen.

„Ehm... ich kann euch hören...", meldete sich gerade dieser zu Wort.

„Schön... Babe... kann ich dich bitte mal kurz sprechen? Unter vier Augen?"

Kevin griff ohne auf eine Antwort zu warten nach der Hand des Schwarzhaarigen und führte ihn in das Schlafzimmer.

„Erklär's mir!"

„Da gibts nicht viel zu erklären! Er stand einfach vor meiner Tür."

„Und du lässt ihn rein", entgegnete Kevin fassungslos. „Nach allem was er dir angetan hatte?"

„Kev... er ist mein Ex-Verlobter. Was hätte ich denn tun sollen?"

„Richtig: EX! Du hättest ihn draußen stehen lassen können. Du hast ihm gegenüber keinerlei Verpflichtungen!"

Brandon griff nach seiner Hand. „Es ist schweinekalt draußen. Er war alleine, durchgefroren. Zwar ist er mein Ex- Verlobter, aber kein Ungeheuer."

„Und was will er?"

„Das wollte ich gerade klären, bevor du gekommen bist.", entgegnete Brandon sanft. Dann beugte er sich vor und gab Kevin einen Kuss auf die Wange. „Ich kläre das."

Seine Stimme klang besänftigend, was Kevin bereits ein wenig beruhigte. Langsam folgte er seinem Freund wieder in die Küche und musterte den blonden Mann. Er hatte kurze Stoppeln, gerade so lang, dass man die Haarfarbe erkennen konnte. Sein Vollbart ging farblich ein wenig ins hellbraune. Und trainiert war er auch noch.

„Ich werde jetzt keine Freundlichkeiten mit dir austauschen oder dir etwas davon erzählen, wie schön es dich kennenzulernen, denn das wäre gelogen. Aber ich bin Kevin."

„Shane", entgegnete dieser kurz angebunden.

Kevin lehnte sich mit verschränkten Armen an die Theke und musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Er fühlte sich, als müsste er sein Revier verteidigen.

„Also... Shane? Warum bist du hier?"

„Ich hab Probleme Brandon... sie haben mich rausgeschmissen. Ich... ich wusste nicht wohin ich sollte. Mein Geld kommt er übermorgen und mein Auto ist kaputt."

„Und da dachtest du, du tauchst einfach mal bei deinem Ex-Verlobten auf?"

„Ehrlich gesagt... habe ich gar nicht gedacht."

„Das sieht dir ähnlich, Shane", murmelte Brandon. Dann atmete er tief durch und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Also gut...", murmelte er. „Wie lange?"

„Zwei Tage. Dann geh ich in ein Hotel!"

Brandon nickte. „Aber du schläfst auf der Couch."

„D-das geht nicht...", brachte Shane leise hervor. „Ich hatte erst eine Bein OP. Der Arzt hat mir empfohlen Komfortmöbel wie Sessel oder eine Couch zu vermeiden. Dort sinkt man etwas tiefer ein und das könnte meinem Bein schaden, da es beim aufstehen, zu sehr beansprucht werden könnte."

Kevin kochte innerlich vor Wut und war kurz davor diesen Shane eigenhändig vor die Tür zu sitzen.

„Das ist nicht dein Ernst, oder? Du tauchst hier auf und stellst Ansprüche, die dir gar nicht zustehen, du-"

„Du kommst mal mit!", sagte Brandon bestimmt und schob seinen Freund aus der Küche raus. Kevin ließ es geschehen. Erst im Wohnzimmer drehte er sich zu Brandon um, wütend. „Warum machst du das?"

„Ich ... du kennst mich ... mein Helferinstinkt."

„Und wir? Soll ich jetzt etwa auf der Couch schlafen?", entgegnete Kevin. „Nein. Wir werden auf der Couch schlafen."

Ein Grummeln verließ seine Kehle. „Ich mag ihn nicht ... er ist so besitzergreifend. Er soll gehen!"

„Krieg dich wieder ein!" Brandon musterte seinen Freund. Er war eifersüchtig, das konnte er an seiner Wut erkennen und an dem Verhalten Shane gegenüber.

„Meine Mom hat früher immer gesagt, dass jede Beziehung auf eine harte Bewährungsprobe gestellt wird. Ich schätze, das ist unsere."

Bestimmt griff er nach Kevin's Hand und zog ihn damit in eine Umarmung. „Krieg dich wieder ein! Es ist unsere Bewährungsprobe, wir werden getestet. Ich glaube nicht, dass es bei den zwei Tagen bleiben wird ... aber das ist egal. Er wird hier nur schlafen, mehr nicht!", betonte er mit fester Stimme. „Du weißt, dass ich nur Gefühle für dich übrig habe ..."

Seufzend ergab sich Kevin. „Weißt du, wie schwer es ist, sich zurückzuhalten, wenn der Ex deines Partners mit unter deinem Dach lebt und in unserem Bett schläft?", fragte er, seine Stimme klang noch immer ein wenig sauer. „Aber ich geb mir Mühe."


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