9 - Krank?

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Als ich am Montag in die Schule kam und Bella über den Weg lief, hielt ich erschrocken den Atem an. „Bella, ich habs dir ja gesagt!", sprach ich mit einer leicht vorwurfsvollen Stimme. Sie hatte ein Pflaster neben ihrer Rechten Schläfe. Sie muss wohl wirklich gestürzt sein. „Das ist gar nichts. Nur... ein kleiner Kratzer", wank sie ab und wir stiefelten Richtung Klassenzimmer. Sie erzählte mir kurz und knapp was passiert war und wie groß Jacob doch geworden war. Er soll ein echter Hühne geworden sein. Breit und groß wie ein Schrank. „Hat er eigentlich erwähnt, wie es Embry geht? Seine Mutter lässt mich nicht mit ihm sprechen und besuchen darf ich ihn auch nicht, obwohl Pfeiffersches-Drüsenfieber nicht ansteckend ist", fragte ich sie und hoffte einfach, dass Embry wenigstens mit Jacob in Kontakt stand. Sie hob verwirrt die Augenbrauen. „Was meinst du? Embry ist kerngesund und hängt neuerdings mit Sam und seinen Leuten ab", erzählte sie und meine Brust zog sich zusammen. Er war gar nicht krank? „Aber...", ich stockte und starrte verwirrt an Bella vorbei. Ich ließ sie mit dem Thema in Ruhe und wand meinen Blick zum Fenster. Der Unterricht war mir völlig egal. Ich dachte die ganze Zeit darüber nach, was ich jetzt machen sollte. Entweder ich ließ ihn in Ruhe oder ich würde zu ihm fahren und ihn zur Rede stellen. Ihn anzurufen, würde sowieso nichts bringen.

„Bist du behindert? Du und deine scheiß Wetten", lachte ich und bewarf Eric mit einer Nudel. Er erzählte uns, dass er von einem Sturm gehört hat und wollte nun mit uns wetten, dass er es schaffen würde trotzdem zu surfen, ganz weit draußen im Meer. „Wenn du erst einmal im Wasser landest, wirst du zittern vor Angst, du Dumpfbirne!", meinte ich, doch er schaute mich nur herausfordernd an. Dumm wie ich war, schlug ich mit ihm ein und bekam dafür einen auf den Deckel. „Wir wollten ihm diese Schnapsidee doch ausreden", schimpfte Jessica und verschränkte verstimmt die Arme vor der Brust. „Ach kommt schon! Das geht schon klar", wank Eric ab, bekam aber von Angela einen besorgten Blick zugeworfen. „Denk wenigstens nochmal drüber nach", murmelte sie und werkelte an ihrer Kamera herum. „Wirst du zu Embry fahren?", flüsterte mir Bella zu und ich nickte sachte. Ich wollte endlich wissen was los war.

Direkt nach der Schule, bevor ich meine Sachen nach Hause brachte, machte ich mich auf den Weg nach La Push. Meine Ungeduld machte die Fahrt natürlich wieder unerträglich. Es dauerte, bis ich sein Haus wiedergefunden hatte, denn schließlich war ich seit ein bis zwei Wochen nicht dort. Doch als ich es endlich gefunden hatte und anklopfte, öffnete mir eine schöne Frau mit langen schwarzen Haaren. Sie war eindeutig seine Mutter, denn gerade jung sah sie nicht mehr aus. „Hallo, ich bin Elvana, darf ich bitte mit Embry sprechen?", fragte ich und ein überraschter Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. „Er ist noch in der Schule", sagte sie beinahe tonlos und schaute mich aus einem undefinierbaren Blick an. „Oh, wann kommt er denn wieder?", fragte ich sie, mein Blick wechselte immer vom Boden und zurück zu ihrem Gesicht. „Er...", sie beendete den Satz nicht, sondern schaute nur an mir vorbei. Als ich mich umdrehte sah ich ihn. Er stand dort, seine Schultasche über die Schulter geworfen und blickte mich starr und mit einem leicht geöffneten Mund an. Verwirrt über seinen Aufzug, drehte ich mich zu ihm um und lief ein paar Schritte auf ihn zu. Er hatte sich seine Haare kurz geschnitten, gewachsen war er auch und an Muskelmasse hatte er ebenfalls zugelegt. Seine Mutter hatte sich inzwischen ins Haus zurückgezogen und wir waren allein.

„Hey", meinte ich, doch er blinzelte nur ein paar Mal und schaute mir nicht ins Gesicht. Er schwieg weiterhin. „Ich rede mit dir! Warum hast du mich nicht zurückgerufen? Weißt du was für Sorgen ich mir gemacht hab?", fragte ich und der verletzte Unterton in meiner Stimme war kaum zu überhören. Sein gequälter Gesichtsausdruck brachte mich beinahe dazu mich zu entschuldigen, aber ich blieb standhaft. „Ich... tut mir leid, aber ich hatte meine Gründe", murmelte er und schaute mir ganz kurz in die Augen, nur um den Blick dann abzuwenden. Ich schnaubte und ich fing wieder an zu zittern. Diese bis jetzt kleine Auseinandersetzung zog an meinen Nerven. „Ich dachte wir wären Freunde und dann brichst du wie aus dem Nichts den Kontakt ab", keifte ich und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich hatte gehofft, er sei ein ehrlicher Freund und keiner von der hinterhältigen Sorte. Aber anscheinend war er nicht besser als meine ehemaligen Freunde von meiner alten Schule und meinem alten Leben. Erschrocken schaute er mich an. „Bitte, nicht weinen!", flehte er und kam mir nun ein paar Schritte näher. „Es tut mir wirklich leid! Ich werde es nicht nochmal machen", meinte er und nahm mich vorsichtig in den Arm, als würde er denken, dass ich ihn wegschubsen würde. Mir fiel auf, wie heiß sein Körper war und zuckte erschrocken zurück. „Meine Güte, hast du Fieber?", fragte ich und berührte ihn nochmal an der Hand. „Äh... nein", meinte er und fasste sich kurz in den Nacken, während er in den Wald schaute. „Was ist los mit dir?", fragte ich ihn, dabei versuchte ich so ruhig wie möglich zu klingen und auch zu bleiben. „Ich darf nicht darüber sprechen", meinte er bevor er tief ein und ausatmete, ,,Hör zu, ich habe heute keine Zeit, aber ich ruf dich an, versprochen". Ich nickte resigniert und seufzte. „Alles klar, dann bis später", meinte ich monoton, zog mir meinen Helm auf und fuhr wieder nach Hause. Im Spiegel konnte ich sehen, dass er mir hinterher sah, bis ich hinter den Bäumen verschwand. Ich freute mich zwar, dass er mit mir nochmal sprechen wollte, doch ich konnte nicht verleugnen, dass ich trotzdem noch angesäuert war. Außerdem hatte ich Angst, dass er sich einfach wieder nicht meldete.

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Zuhause vertiefte ich mich sofort in meine Hausaufgaben und selbst als sie fertig waren, lernte ich weiter. Ich versuchte mich abzulenken, damit ich nicht aufgeregt auf Embrys Anruf wartete. Einmal saß ich nur auf dem Bett, mein Handy in der Hand welches ich die ganze Zeit anstarrte und auf einen Anruf oder eine Nachricht wartete. Das war aber schon etwas her. Als mein Handy tatsächlich vibrierte, sprang ich auf mein Bett und ging dran. Ganz cool wie ich war, räusperte ich mich vorher und versuchte meine Stimme ruhig klingen zu lassen. „Hallo?" „El, ich bins", konnte ich Embrys Stimme vernehmen und ich machte einen überraschten Laut, obwohl ich es eigentlich keine Überraschung war. „Ich steh hier vor deinem Fenster und... können wir bitte reden?", fragte er und nun war ich wirklich überrascht. „Ich komm". Ich schmiss mein Handy zur Seite und ging leise die Treppen runter. Ich wollte nicht, dass Andrey etwas mitbekam. Der saß im Wohnzimmer und schaute Football. Er hatte den Fernseher so laut gedreht, dass ich mich ganz still raus schleichen konnte und direkt hinters Haus in den Garten lief.

𝐕𝐞𝐫𝐠𝐚̈𝐧𝐠𝐥𝐢𝐜𝐡 - twilight FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt