Kapitel 16

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Die Holzstühle knarrten und in der stickigen Luft erkannte ich Staubpartikel herumfliegen

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Die Holzstühle knarrten und in der stickigen Luft erkannte ich Staubpartikel herumfliegen. Die Sonne schien seitlich in die Bibliothek. Wahrscheinlich war die Hälfte des Buchbestandes so eingestaubt, weil sich niemand dafür interessierte. Unsere Schule hatte ein Talent dafür, uninteressante Themen aufzugreifen.

Ich sah zu Moni neben mir, die ebenfalls auf einem Holzstuhl saß. Ihr Blick verhaftete konstant auf den Bücherregalen der anderen Seite. Sie hatte mir gestern nicht mehr geantwortet. Obwohl ich das nicht gern zugab, machte es mich irre. Ich hatte ihr nämlich ganz freundlich, wie der nette Junge von nebenan, eine gute Nacht gewünscht. Monis Federsträhne wurde ebenfalls von der einfallenden Sonne angeleuchtet. Im Hintergrund vernahm ich wieder das Knarren der Holzstühle, dann plötzlich tobenden Applaus.

Ich schaute erschrocken auf. Was war passiert?

Die Klassensprecher schaute alle applaudierend zu mir, während Monica säuerlich das Gesicht verzog.

„Yes, Glückwunsch Albrecht, auf ein weiteres Jahr! Wir vertrauen auf dich", gratulierte mir ein anderer Kurssprecher der zwölften Klasse.

Erst jetzt realisierte ich, dass ich durch meine Gedanken an Monica die Verkündung des Wahlergebnisses verpasst hatte. Verdammter Mist!

Ich hatte gewonnen! Doch anstatt das ich mich richtig freute, musterte ich Monis geballte Faust und das trotzig hervorgehobene Kinn.

Ich zwang mir ein Lachen auf die Lippen und spielte meine Rolle wie immer perfekt mit.

„Danke für eure Stimmen, ich werde auch in meinem letzten Schuljahr weise Entscheidungen treffen, für alle Mitglieder dieser Schule", verkündete ich feierlich und klatschte meine Jahrgangskollegen ab.

Moni biss sich auf die Lippe und schritt im nächsten Moment auf mich zu. Dann streckte sie mir fair ihre Hand entgegen.

„Glückwunsch, Albrecht. Auf eine gute Zusammenarbeit", kommentierte sie trocken und vermied den Blickkontakt.

Ich erkannte ihre innere Stärke an, es musste ihr mächtig an die Substanz gehen und trotzdem reichte sie mir ihre Hand. Ich schlug ein und erinnerte mich sofort an die Berührungen in der Abstellkammer. Mein Puls ging direkt wieder nach oben und ich ließ sie deshalb schnell wieder los.

„Es war knapp, du hättest genauso gut gewinnen können", erklärte ich tröstend.

Nun schaltete sich eine weitere Person in die Unterhaltung ein.

„Wir müssen als Erstes über das Budget der Halloween-Feier reden. Das wird der erste Punkt auf eurer Aufgabenliste sein. Danach steht der Entschluss über die Schul-T-Shirts an, aber das weißt du ja wahrscheinlich schon alles, Elias", richtete nun auch Fr. Dr. Hensch ihr Wort an mich. Die Schulleiterin hatte die Verkündung der Wahl beobachtet, hielt sich aber bis jetzt zurück.

„Ich gehe davon aus, dass du Moni in all die Aufgaben und Pflichten einweisen wirst. Ihr werdet euch vernünftig miteinander absprechen müssen. Wird das funktionieren?", hakte sie skeptisch nach.

FederfreiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt