Kapitel 17

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Es ist schön zu sehen wie die Story auf wattpad einfach nur flopped😂

Kapitel 17
Das Licht im Saal wurde abgedunkelt und Yvonne schloss die Augen und atmete tief durch. Es legte sich eine fast schon drückende Stille über das Studio. Ein leises Räuspern aus dem Publikum, ein Rascheln, schnelle Schritte. Vermutlich ein Zuschauer der nach der Pause versuchte, noch rechtzeitig zu seinem Platz zurückzueilen. Die Spannung in der Luft war schon fast mit Händen greifbar und auch Yvonne merkte, wie eine allzu bekannte Nervosität ihren Körper langsam zu durchströmen begann. Sie zwang sich ruhig zu bleiben, konzentrierte sich, auf das Gefühl von Steffs Körper wenige Schritte neben ihrem eigenen. Das hier war für sie. Das war ihr Tanz. Genau auf diesen einen Moment hatten sie die letzten beiden Wochen hingearbeitet, hatten ihr ganzes Herz, ihre ganzen Ideen, ihre ganzen Emotionen in diesen einen Tanz gelegt. Jetzt ging es darum, genau das auch dem Publikum zu zeigen. Steff neben ihr bewegte sich leicht. Yvonne konnte auch ihre Aufregung deutlich spüren. Verborgen von der Dunkelheit des Studios griff sie wie von selbst nach Steffs Hand und drückte sie leicht, versuchte all ihre Zuversicht in diese winzige Berührung zu legen. Als Steff den Druck ohne das geringste Zögern erwiderte, schien sich plötzlich eine ungewöhnliche Ruhe wie eine Decke über Yvonnes Körper zu legen. Vergessen war alles um sie herum, das Publikum, die Jury, die Kameras, die Millionen Menschen zu Hause vor dem Fernseher. Es gab nur noch sie und Steff und diesen Tanz – und genau in diesem Moment, hatte sie nicht mehr den geringsten Zweifel daran, dass die gerade kruz davor waren, einen ganz besonderen Augenblick zu erleben. Das leise Knacken der Lautsprecher klang viel zu laut in Yvonnes Ohren. Sie wusste, dass ihr jetzt nur noch wenige Sekunden blieben. Ihr Körper richtete sich unbewusst auf, sie löste ihre Finger von denen von Steff und als sie schließlich die Augen öffnete und das Licht im Studio langsam heller wurde, klang Steffs ruhige Stimme aus den Lautsprechern durch das Studio. „Nowi, Hannes, Thomas. Ich weiß, dass ihr drei gerade im Probenraum vor dem Fernseher sitzt und mir die Daumen drückt. Vielleicht versteht ihr jetzt, warum ich aus diesem Tanz so ein Geheimnis gemacht habe. Das hier ist für Euch." Ihre Stimme ging fließend in die Klänge des ersten Liedes über. Das Beste. In einer etwas schnelleren Version. Steff hatte lange mit sich gehadert, sich aber letztendlich doch für den Song entschieden. Egal wie oft sie in inzwischen in der Öffentlichkeit performt hatte, egal wie oft er im Fernsehen im Hintergrund bei schnulzigen Liebesszenen in fragwürdigen Kuppelshows lief – letztendlich war es dieses Lied gewesen, was ihr und den Band zu ihrem großen Durchbruch verholfen hatte. Yvonne wartete auf ihren Einsatz und begann dann mit den ersten Schritten. Um den Kontrast zwischen den beiden Tänzern hervorzuheben, war sie ganz in weiß gekleidet, während Steff schwarz trug. Sie bewegte sich fast parallel zu Steff, war in gewisser Weise ihr Spiegelbild, ein Abbild der Band. Ihre Schritte waren zunächst zögerlich, unsicher, sollten symbolisieren wie die Band zunächst mit der plötzlichen Bekanntheit überfordert war. Immer wieder führten ihre Bewegungen sie kurz mit Steff zusammen und nach jeder Berührung wurden ihre Schritte ein wenig mutiger, kräftiger, zeigten wie die Band Steff den Mut gab, sich trotz des Drucks, der auf ihr Lastete treu zu bleiben. Sie hatten sich gegenseitig halt gegeben, sich immer wieder daran erinnert, dass sie trotz all der verkauften Platten tief im Herzen immer noch die gleich, kleine Band aus Bautzen waren. Am Ende des ersten Parts hatte sich das Bild auf dem Parkett gewandelt. Die Entwicklung war für jeden deutlich sichtbar. Aus den Beiden Tänzern, die kaum zu wissen schienen, wohin sie den nächsten Schritt setzen sollten, aus der ehemaligen Schulband aus Sachsen, die mit zittrigen Knien auf den ersten großen Bühnen ihre Songs performten, waren starke Künstler geworden, die genau zu wissen schienen, wo sie irgendwann man hinwollten. Dann ein plötzlicher Cut. Beide hielten in ihren Bewegungen inne, als das Licht im Studio wieder dunkler wurde. Die Musik veränderte sich. Die Emotionalität, die schon bei Das Beste mitschwang blieb, doch als die ersten Töne von Ich Bereue Nichts angespielt wurden, war die Stimmung eine ganz andere. Es war, als wären langsam dunkle Wolken über das zuvor so sorgenfrei scheinende Leben der vier gezogen. Die Bewegungen von Steff und Yvonne auf dem Tanz Parkett wurden härter, abgehackter. Sie entfernten sich immer öfter voneinander und tanzten kurze Soloparts. Dennoch schienen sie immer wieder zueinander zurückzufinden. Genauso wie die Band immer wieder zueinander gefunden hatte. Der Konflikt zwischen ihnen war deutlich, die Auseinandersetzungen, der Druck, der mit jeder Sekunde zu wachsen schien. Doch am Ende bereuten sie eben nichts. Steff war trotz allem in gewisser Weise dankbar für diese Zeit, dankbar, eben weil es sie am Ende noch enger zusammengeschweißt hatte als jemals zu vor. Sie wollte deutlich machen, auch wenn sie sich nicht wieder zusammengerauft hätten, auch wenn dass das Ende der Band gewesen wäre, hätte sie nicht einen Schritt, nicht einen Augenblick ihrer gemeinsamen Zeit bereut. Sie hatten zusammen gekämpft und eben wirklich kein Sandkorn verschenkt und auch wenn Yvonne voll und ganz auf den Tanz konzentriert war, als die von Steff geänderte Textzeile durchs Studio schallte, fühlte sie noch immer jedes einzelne Wort, als würde sie hier gerade ihre eigene Geschichte tanzen. „Und ich dank' euch für jeden Tag mit Euch." Dann ein kurzer Moment der Stille. Die Bandpause. Beide verharrten gegenüber voneinander, musterten sich, als ob sie darüber nachdachten wie es jetzt mit ihnen weitergehen sollten. Die Musik änderte sich erneut, wechselte zu den ruhigen Tönen von Die Mutigen. Steff und Yvonne näherten sich zögerlich an und schlossen sich schließlich in die Arme. Der Kampf war es wert gewesen. Arm in Arm bewegten sie sich nun wieder über das Parkett, machten deutlich, dass sie von nun an nichts mehr trennen konnte. Ihre ausholenden Bewegungen, das breite Lächeln, was von diesem Moment an ihre Gesichter zierte, das alles symbolisierte, wieviel Stärke die Band aus dieser Zeit hervorging, wieviel freier sie sich nach all den Veränderungen fühlten. Dann war es an Steff, wieder ihre unsichere Seite zu präsentieren, sie gab sich verletzlich. Es war, als wäre ein Stück ihrer Unsicherheit vom Anfang wieder zu sehen. Doch Yvonne war stets an ihrer Seite, so wie die Band stets an ihrer Seite gewesen war. Sie hatten ihr gezeigt, dass sie sich von ihren Ängsten nicht aufhalten lassen durfte, dass manche Risken es wert waren sie einzugehen und ein Rückschlag nicht immer gleich das Ende bedeutete. Denn am Ende waren die mit den guten Geschichten immer die Mutigen. Eine letzte Drehung, ein letzter kurzer Musikwechsel und als die Beiden sich schließlich zu dem Satz „Weißt du ich lieb den Gedanken, dass das in 10 Jahren noch genau so ist" für die Schlusspose in die Arme fielen, und die Musik verklungen war, herrschte für einen Moment Stille. Dann brach das Publikum in tosenden Applaus aus. Yvonne blickte sich um. Selbst in dem grellen Licht der Scheinwerfer konnte sie sehen, wie sich einige Zuschauer verstohlen die Augen wischten. Auch sie selber hatte plötzlich einen dicken Kloß im Hals und als ihr Blick auf Steff fiel, der die Tränen wie ein Wasserfall über das Gesicht flossen, konnte sie nicht anders, als sie fest in ihre Arme zu schließen. Steff war sichtlich dankbar für die Unterstützung ließ sich ohne zu Zögern in Yvonnes Arme fallen. Sie schniefte leise und ihre Stimme war kaum mehr als ein heiseres Kratzen. „Danke. Ich danke dir so sehr." Yvonne erwiderte nichts, aber das war auch gar nicht nötig. Dieser Moment gehörte nur Steff, Steff und ihrer Liebe zur Musik, ihrer Liebe zu den Jungs, ihrer unbeschreiblichen Dankbarkeit darüber, was sie alles gemeinsam durchgestanden hatten. Yvonne wusste nicht wie lange sie so dagestanden hatten, Arm in Arm unter dem nicht abklingen Applaus des Publikums, doch schließlich sah sie aus dem Augenwinkel, wie Daniel langsam neben sie auf die Bühne lief. Er räusperte sich leise und die Beiden lösten sich fast schon ein wenig widerwillig voneinander. Auch der Moderator schien von ihrer Performance sichtlich bewegt, in seinen Augen glitzerten einige Tränen. „Wow, das nenne ich Mal einen emotionalen Auftritt. Steff, ich würde dich jetzt gerne selber in den Arm nehmen, aber ich glaube Yvonne macht hier schon einen super Job. Brauchst du noch einen Moment?" Steff schüttelte den Kopf und versuchte die Tränen wegzublinzeln. „Geht gleich wieder." Yvonne blickte sich suchend um. „Hat ihr jemand ein Taschentuch? Steff, ich suche dir jetzt ein Taschentuch..." Steff hielt sie sanft zurück und murmelte nur „Alles gut." Während Daniel neben ihr leise lachte. „Versuch's vielleicht lieber mit einem Handtuch." Doch dann wurde er wieder ernst und blickte in Richtung der drei Juroren. Yvonne folgte seinem Blick. Sie war wenig überrascht, dass weder Motsi noch Jorge versuchten, ihre Rührung zu verbergen. Beide schnieften und versuchten verzweifelt, dass Make-Up auf ihrem Gesicht irgendwie zu retten. Was sie allerdings doch überraschte, war der Ausdruck auf Joachim Llambis Gesicht. Seine Gesichtszüge wirkten weicher als sonst, fast so als versuchte auch er, seine Tränen zurückzuhalten. Er war es auch, der als erster das Wort ergriff und als er zu sprechen begann, klang seine Stimme tatsächlich etwas belegt. „Meine Damen, meine Herren, ich werde jetzt etwas tun, was ich noch nie in dieser Show getan habe." Mit diesen Worten stand er von seinem Stuhl auf und lief mit schnellen Schritten den Weg zur Bühne. Dort angekommen lief er direkt auf Steff zu und schloss sie fest in seine Arme. Steff erwiderte die Umarmung zögerlich und als sich der Juror schließlich von ihr löste, war Yvonne sich sicher, dass seine Augen feucht glitzerten. Dazu blitzte in ihnen fast so etwas wie Stolz auf, als er sich schließlich an Yvonne wendete, ihr anerkennend zunickte und ihr kurz den Oberarm tätschelte. Dann lief er ohne auch nur ein Wort zu sagen zurück zu seinem Stuhl und blickte schließlich in die Runde. „Danke. Danke für den schönsten und emotionalsten Moment, den ich in dieser Show jemals erleben durfte." Motsi und Jorge nickten nur, dem hatten sie offensichtlich nichts mehr hinzuzufügen. „Na das nenne ich Mal eine Premiere. Er hat tatsächlich Gefühle, unser Herr Llambi. Steff, Yvonne markiert euch diesen Tag rot im Kalender." Daniel wollte die Juroren gerade um ihre Punkte beten, da griff Steff nach seinem Mikrofon. „Darf ich?" Er streckte ihr wortlos das Mikrofon entgegen und Steff begann mit noch immer tränenerstickter Stimme zu reden. „Ich denke es war für alle hier offensichtlich, was das hier gerade für ein persönlicher und emotionaler Moment für mich gewesen ist. Ich habe den Tanz genutzt, um meinen Jungs einfach mal Danke zu sagen, besser als ich es mit Worten vermutlich jemals könnte. Aber es gibt noch eine andere Person bei der ich mich bedanken muss." Steff drehte sich in Yvonnes Richtung und schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Yvonne, wir beide wissen, dass ich, wenn ich jetzt versuchen würde, meine Dankbarkeit in einen Tanz zu verpacken, gnadenlos scheitern würde..." Eine Reihe von Lachern ging durch das Publikum und auch Yvonne musste schmunzeln. „...Deswegen musst du jetzt mit meinen Worten vorliebnehmen. Ohne dich wäre das Alles hier nicht möglich gewesen. Du hast soviel Zeit und Geduld in jeden einzelnen Tanzschritt gesteckt, hast dich mit ganzem Herzen darauf eingelassen und mir so viel Vertrauen entgegengebracht. Du hast keine Ahnung, wieviel mir dieser Moment eben bedeutet hat." Wieder musste Yvonne ihre Tränen herunterschlucken. „Du hast es mir unfassbar einfach gemacht." Dann schloss sie Steff erneut in eine feste Umarmung. An die Kameras, die jeden dieser Momente festhielten, verschwendete sie nicht einen einzigen Gedanken. Alles was zählte war Steff. Als die Beiden schließlich und den anhaltenden Jubelrufen und wenig überraschenden 30 Punkten in der Tasche die Bühne verließen, fühlte Yvonne nichts als pure Euphorie. Sie erreichten den Bereich abseits der Kameras und Steff, die vor Yvonne gelaufen war, drehte sich nochmal zu ihr um. Auch sie schien von den Emotionen des Tanzes noch unheimlich aufgewühlt zu sein und in ihrem Blick spiegelten sich die verschiedensten Emotionen. Dankbarkeit. Freude. Ein Hauch von Traurigkeit – und eine Unentschlossenheit die Yvonne ein wenig überraschte. Für einen Moment blickten die Beiden sich schweigend an. Dann biss Steff sich auf die Unterlippe, schien für einen kurzen Moment weiter mit sich selbst zu ringen und dann zu kapitulieren. „Weißt du eigentlich, wie gerne ich dich jetzt einfach küssen würde?" Yvonnes Gedanken hätten sich jetzt vermutlich überschlagen sollen. Sämtliche Alarmglocken hätten sie an ihr Vorhaben vom vorherigen Tag erinnern sollen. Daran, dass sie Abstand halten wollte. Daran, dass das zwischen ihnen nicht sein durfte, dass es unnatürlich war, einfach nicht richtig. Daran, was all die Leute denken würden, was sie von sich selbst denken würde. Doch all die Stimmen in ihrem Kopf blieben das erste Mal in ihrem Leben vollständig still und als sie schließlich Steffs Blick erwiderte, kamen ihre Worte fast wie von selbst aus ihrem Mund. „Lass dich nicht davon abhalten." Das schien der letzte Funke zu sein, auf den die Beiden gewartet hatten. Im Nachhinein konnte Yvonne nicht mal sagen, wer von ihnen es letztendlich gewesen war, der den ersten Schritt gewagt hatte. Sie wusste nur, dass sie plötzlich von Steff gegen die Wand gepresst wurde und endlich ihre unfassbar weichen Lippen auf ihren gespürt hatte. Ein Gefühl, so viel besser, als sie es sich jemals erträumt hatte – und träume hatte es wahrhaftig genug gegeben. Warum hatten sie das nicht schon viel früher gemacht? Yvonne seufzte leise in den Kuss und Steff nutze die Chance um ihre Zunge in Yvonnes Mund gleiten zu lassen. Sie presste ihren Körper noch enger gegen den von Yvonne und glitt mit ihren Armen über ihren Körper. Als Yvonne schließlich wieder etwas Kontrolle über ihren Körper zurückgewonnen hatte, schloss auch sie ihre Arme um Steff und fuhr mit ihren Händen Steff Rücken herunter. Steff stöhnte leise auf. Dann fuhren die Beiden auseinander, um für einen Moment nach Luft zu schnappen und blickten sich schwer atmend an. Yvonne wollte die Distanz schon wieder schließen, da merkte sie wie Steff sie leicht von sich drückte. Sie nahm sofort eine defensive Haltung ein, doch merkte bereits wenige Augenblicke später, wie sich Steffs Hand auf ihre Hüfte legte. „Hey, so gerne ich das hier gerne fortsetzen würde, wir sind gerade mitten in einer Liveshow und wenn wir nicht in zwei Minuten wieder auf unseren Plätzen sitzen, wirft das glaube ich jede Menge fragen auf." Das klang... erstaunlich logisch – und gleichzeitig unglaublich frustrierend. Yvonne zog einen Schmollmund und Steff lachte. „Nur falls du es vergessen hast, wir müssen gleich irgendwie dieses Hip Hop Battle überstehen." Das zwinkerte sie Yvonne zu. „Aber keine Sorge der Abend ist lang und ich habe noch so viel mit dir vor." Yvonne überkam ein vorfreudiger Schauer und es kostete ihre ganze Überwindung, Steff nicht zurückzuhalten, als sie sich umdrehte und sich zurück auf den Weg vor die Kameras machte. Das würde in der Tat ein verdammt langer Abend werden.

Let's Dance (Your Way into my Heart)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt