Reasons

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Meine Erschöpfung wurde mir mehr und mehr bewusst, doch ich wagte es nicht, nach einer Pause zu fragen.

Denn erstens waren die Jungs noch auf Hochtouren. Keine Spur von irgendeiner Schwäche oder Müdigkeit. Ich wollte nicht der offensichtliche Klotz am Bein sein.

Und zweitens würde ich auch mit blutenden Fersen und Nägel in den Zehen weiterlaufen, um nicht in die Arme der Soldaten zu laufen, die mich zu hundertprozentiger Sicherheit elektro schocken würden.

Also hielt ich durch, ignorierte das brennen in meinen Gelenken und starrte auf Alcatrazs schwarzen Hinterkopf, der vor mir lief.

Und dann passierte das genau das, vor dem Alcatraz mich und Cormac gewarnt hatte.

Meine müden Beine hoben sich nicht genug, als ich über herauswachsende Wurzeln steigen wollte.

Mein rechter Fuß fädelte sich genau in eine der hölzernen Schlingen und riss meinen Körper ruckartig zu Boden; Verdrehte und verrenkte gleichzeitig meinen Knöchel so unnatürlich und schmerzhaft, dass ich ohne jegliche Kontrolle einen gequälten, schrillen Schrei ausstieß.

Sofort wandt ich meinen Körper aus der schmerzhaften Position und hielt mir meinen Knöchel, als ob das etwas bringen würde.

Alcatraz riss seinen Kopf mit einer unbeschreiblichen Sorge im Gesicht zu mir und bekam meinen Namen fast flüsternd nur unter seinem Atem heraus, ehe er stürmisch auf mich zu raste und sich unachtsam neben mir fallen ließ.

"Was? Was ist?" Fragte er und klang panisch.

Ich musste erst versuchen, wieder normal Luft zu holen. Der Schmerz nahm mir meinen Atem.

Inzwischen verzweifelt sah Alcatraz jetzt auf meine Finger, die sich vor Schmerzen in den rauen Waldboden krallten.

Dann löste er meine Hand vom Knöchel und krempelte meine Jeans hoch. Seine Augenbrauen zogen sich sorgenvoll zusammen.

Krampfartig holte ich Luft, noch immer nicht in der Lage zu sprechen. Dann griff ich nach Alcatrazs Handgelenk und brachte ihn so, direkt in meine Augen zu sehen.

Sofort konnte ich sichtbar besser atmen. "Du bist umgeknickt?" Fragte er dann. Ich schüttelte den Kopf, zeigte auf die verdammte Wurzel.

Sein Gesicht verzog sich erneut Mitleidig.

Dann, endlich, fand ich meine Sprache wieder. "Es...Oh.. Ich... Es tut mir.. leid!" Brachte ich schmerzerfüllt hervor und krallte mich in den Ärmel von Alcatrazs Lederjacke.

Sein Blick verfinsterte sich.

"Halt den Mund!" donnerte er wie der Teufel persönlich und stand geladen auf.

Malakai hatte sich nicht eine Sekunde lang zu uns umgedreht.

Bevor ich zu den Wallrider gekommen war, hätte ich dieses Verhalten unhöflich gefunden, oder mich selbst dafür verantwortlich gemacht.

Jetzt dankte ich ihm still, dass er auf uns aufpasste, während ich in dieser verletzbaren Situation war.


Alcatraz schnaubte. "Ich weiß, warum du das sagst", fing er nüchtern an.

"Wegen dem, was ich zu Cormac gesagt habe. Das war Bullshit." Stellte er klar und drehte sich wieder zu mir.

Ich wischte über meine Nassen Klamotten. "Aber du hattest recht," sagte ich leise.

Bevor er etwas erwidern konnte, unterbrach ich ihn. "Stell dir vor, ich wäre Koda. Würdest du ihm nicht dasselbe sagen?" Forderte ich seine Antwort.

Ohne zu zögern sagte er "Doch."

Er gab sich zu schnell geschlagen.

Überrumpelt sagte ich : "Siehst du!"

Dann atmete ich tief durch und stützte mich auf mein linkes Bein, hielt mich an einem der Bäume fest.

Dann kam ich wackelig auf einem Bein zum stehen.

Ich warf meine Mähne über die Schulter und stabilisierte meinen Stand. Dann versuchte ich, mit meinem rechten Bein aufzutreten.

Stechender, kalter Schmerz zuckte durch meinen Fuß und ließ mich auf meine Lippe beißen.

Das hier war wichtig. Ich wollte beweisen, dass ich zu ihnen gehörte, die Berechtigung und Fähigkeiten besaß, um bei Ihnen mitmachen zu können.

Dann wagte ich einen ersten Schritt. Doch mein Bein hatte mir nicht zum Spaß deutlich signalisiert, dass es geschont werden wollte.

Quiekend vor Schmerz sackte ich wieder zu Boden, jede Stärke, die bis eben noch in meinem Bein übrig war, war geschwunden.

Doch ich schlug nicht auf dem Waldboden auf.

Alcatraz hielt mich und sah mir mit seinem durchdringendem Blick direkt in die Augen und schien genauso in ihnen zu ertrinken, wie ich immer in seinen tintefarbenden Iriden.

Leise sagte er dann: "Ich habe das damals nicht gemeint, aber ja, jedem Anderen gelten diese Worte. Aber nicht dir. Du bist meine Freundin. Ich lasse nicht zu das dir jemals wieder etwas zustößt, oder dir jemand wehtut."

Mein Herz klopfte zitternd in meiner Brust.

"Aber warum hast du es damals..." Wollte ich wissen.

"Ich habe dich von Anfang an geliebt." Haute er stumpf und ohne Verletzlichkeit heraus.

"Doch ich habe dir schon gesagt, dass alles zerstört wird, dass mir nahe kommt. Also nahm ich mir vor, dich so weit weg von mir zu halten, wie möglich. Aber du weißt ja gar nicht, was du mir antust, Ophelia. Ich kann mich nicht von dir Fernhalten. Also muss ich alles in meiner Macht tun, dass du nicht zerstört wirst. Und das nehme ich ernst."

Ich musste mich beherrschen, seine Lippen nicht auf meine zu drücken.

Alcatraz liebte mich.

Alcatraz & OpheliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt