Arm

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Ein altes Industriegebiet erstreckte sich soweit meine Augen sehen konnten. In grau, rostrot und braun sah ich weitere Hallen, Kräne, Lastwägen und jede Menge Schrott herumliegen. Besonders hartnäckiges Unkraut räkelte sich an den längst verlassenen Gerätschaften hoch, sprießte aus den kleinsten Lücken zu prächtigen Sträußen und verpasste dem trostlosem Ort einen grünen Akzent. Ich sah keine Menschen, Tiere oder irgendetwas, das Zivilisation gleichkam. Obwohl ich ein wenig enttäuscht davon war, faszinierte mich die verlassene Landschaft und die zurückgelassenen Maschinen. In Unwin sah alles zu jeder Zeit aus wie frisch poliert und brandneu.

"Vorsicht, Schätzchen, nicht anfassen!" Riss mich Zivs Stimme aus meiner Trance. Fragend sah ich ihn an und ging vorsichtshalber ein paar Schritte zurück. Er stand auf und kam auf mich zu, wissend, dass er mich erschrocken hatte. Er legte seine Hand auf meinen Rücken und schon mich mich sanfter Hand zu einem der Sessel. "Hat dir schon jemand die Tür unten in der Halle erklärt?" Fragte er lächelnd. Ich nickte. "Eine Fake Tür." Er stimmte mir zu. "Nun, dieses Fenster ist so etwas ähnliches. Bloß, dass es elektrisch geladen ist, und dich verletzen würde, würdest du es berühren. So kann man nicht durchfallen. Außerdem ist sie von außen als Mauer des Gebäudes getarnt, so das wir bequem herausschauen können, ohne entdeckt zu werden."

Das Wort 'elektrisch' ließ mich kurz zucken und ich schauderte. Cormac bemerkte das und sah mich kurz, aber sehr intensiv an. Ich tat so als ob ich nichts bemerkte und konzentriete mich auf Ziv. "Also, Schätzchen" sagte er und klatschte in die Hände. Ich lächelte schief und atmete tief durch, neugierig darauf, was jetzt kommen würde. "Du hast direkt in Unwin gelebt. Dein Leben in der gefürchteten Festung verbracht. Was war dein Tagesablauf?" Fragte Ziv mich und lächelte mir abermals zuversichtlich zu.

"Naja... Wir wurden geweckt, dann hatten wir uns anzuziehen. Abwechselnd trainierten wir entweder gleich nach dem füttern..." Cormac verzog die Augenbrauen und hob irritiert die Hand. "Nach dem... was, füttern?" Fragte er verwirrt. Ich nickte wie selbstverständlich und zog mein Tshirt hoch, um ihm meinen Fütterungsschand zu zeigen. Er schob mit noch immer zusammengezogenen Brauen seinen Unterkiefer hin und her. Verunsichert redete ich weiter. "Jedenfalls habe wir immer abwechselnd morgens entweder Tanzstunden, in denen wir neue Tänze einstudieren oder wir führen Maekken,seinen Ratsmitgliedern oder Internationalen Besuchern die Tänze vor. Dann ist wieder Fütterung." Ich pausierte kurz, dann wieder Training. Meistens Spitze trainieren. Danach Artztermine und für Maekkens Frauen, bei denen sie an den Ephographen angeschlossen werden..." Ich spürte wie sich die Schultern der beiden Männer anspannten. "In der Zeit haben wir dann Konzentrationszeit..." Wieder unterbrach mich Cormac. "Konzentrationszeit?" fragte er nach. "Ja, Maekkens bescheuerter Film, der uns jeden lieben Tag gezeigt wurde, in dem er uns eintrichtern will, das wir es ja so gut haben, dass er uns von den Straßen geholt und aufziehen ließ und nicht in den Kriegsruinen liegen ließ." Zuckte ich mit den Schultern. "Danach ist das letzte Mal Fütterung und wir gehen ins Bett." Beendete ich meinen Tagesablauf und zuckte mit den Schultern. Zivs zuversichtliches Lächeln hatte sich in einen stumpfen, gläsernen Blick verwandelt. Cormac schien mit sich zu ringen, mir eine Frage zu stellen. Ich grinste ihn schief an und gab ihm damit die Erlaubnis mich zu fragen. Kurz zögerte er noch, doch dann platze es aus ihm heraus. "Verwendet Androcles noch immer... Strom als..." Er kratzte sich am Kopf und suchte nach Worten. Er wollte mich nicht triggern. Ich sah ihm das hoch an. Zum gefühlt tausendsten Mal zog ich meine Lederjacke aus und hielt den Beiden meinen narbigen, mit dicken, roten Adern gezeichneten Arm hin. Ziv stand sprunghaft auf und drehte sich von uns ab, hielt sich die Hand vor den Mund. Cormac starrte lange, stumm und konzentriert auf meinen Arm. Ich war nicht gewohnt bemitleidet zu werden. In Unwin hatte jede meiner Bettnachbarinnen die gleichen Blessuren. Schuldig fühlend zog ich mir den Ärmel wieder über den Arm und starrte auf die gegenüberliegende Couch, denn ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Aufgebracht kehrte Ziv zurück und kniete sich vor mich. Mit Tränen in den Augen nahm er meine Hand in seine und sah mir tief in die Augen. "Mein liebes Kind." Sagte er schwach. "Das musst du nie wieder durchstehen!" Ich lächelte ihn an und es fühlte sich an, als ob ein riesiger Felsbrocken von meiner Brust genommen wurde.





Hallo ihr tollen Leser!

Alcatraz und Ophelia hat bereits 300 Reads! Dafür danke ich euch so sehr! Ihr ahnt nicht, wie viel mir das bedeutet! Ich weiß momentan ist nicht viel Action in den Kapiteln aber ich verspreche das ändert sich schneller als ihr denkt! Ich möchte ja, das alles einen Sinn ergibt und ihr immer bescheid wisst worüber geredet wird ;)

Ich freue mich immer so über Kommentare, neue Leser und alles Andere!

Heute habe ich für euch mal als Titelbild den Arm von Ophelia, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Ich weiß, das Bild hat nicht die beste Auflösung, aber mir war wichtig, euch ihn einmal zu zeigen.

Wenn ihr Wünsche habt, welche Figur ich als nächstes im Titelbild zeige, schreibt sie unbedingt in die Kommentare! Aber kurze Info: Alcatraz zeige ich euch noch nicht! ;P

Viele liebe Grüße und bleibt gesund!

Secrecys

Alcatraz & OpheliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt