Außen Bataillon

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"Heute!" Donnerte er. ""Begrüßen wir eine neue Wallrider in unsere Bataillonen." Ich erstarrte und alle Muskeln in meinem Körper versteinerten auf der Stelle. Ein verwirrtes Raunen erhellte die Halle. "Ich weiß, was ihr denkt! Für gewöhnlich werden neue Wallrider nicht offiziell vorgestellt, doch Ophelia, ist besonders wertvoll für uns!" Besänftigte Cormac seine Anhänger. Alle auf der Plattform - außer Alcatraz, der mir den breiten Rücken gekehrt hatte- grinsten mich breit an und Lynx klopfte mir auf die Schulter. Ich fühlte mich unbeschreiblich unwohl. Was meinte Alcatraz Vater? Ich war besonders wertvoll? Weshalb?

"Ophelia, wurde von niemand anderem als unserem Sohn aus den heimtückischen Mauern Unwins befreit. Sie bewahrte Lynx Maluris, Malakai Ha Lee und Alcatraz davor gefasst zu werden! Sie war bereit sich für eine Mission zu opfern, zu der sie nicht gehörte! Und das ist es, was einen wahren Wallrider ausmacht! Ophelia, komm hier herunter!" Das Wort überfordert, schien nicht annähernd an das heranzukommen, was ich empfand. Noch nie wurde ich tatsächlich gelobt. Ganz zu schweigen davon, vor so vielen Leuten gelobt zu werden, die jetzt alle laut tosend klatschten und Cormacs Blick gefolgt waren, und mir zu winkten, ihre Fäuste in die Luft boxten und stolz johlten. Wegen... mir? Ich hatte keine Ahnung wie ich reagieren sollte.

Zu allem Überfluss fühlte ich jetzt heißen Atem an meinem Ohr, und eine große Gestalt hinter mir. "Geh zu ihm" raunte Alcatraz in mein Ohr und klang fast genervt. Ich trat von ihm weg und machte mich daran, die Leiter abzusteigen. Ich kam nicht bis auf den Boden, vorher riss mich die Menge runter und mich trugen völlig Unbekannte Fremde bis zu dem Auto, auf dem Cormac und Ziv klatschend warteten. Ich hatte das Bedürfnis in meinen Schlafwagen zu flüchten und wieder unsichtbar zu sein. Darin war ich geübt. Das konnte ich gut. Aber so im Mittelpunkt zu stehen. Das hatte ich noch nie erlebt. Und ich war zu überwältigt um in meine Seele zu horchen. Wankend kam ich auf dem Auto Dach an und Cormacs grober Griff bewahrte mich davor, direkt wieder herunter zu segeln. Überfordert mit schwitzigen Händen und Augen so weit aufgerissen, das sie schmerzten, blickte ich in all die Fremden Gesichter die eine Tat feierten, von der ich schon wieder vergessen hatte, das sie statt gefunden hatte. Cormac riss meinen rechten Arm in die Höhe, und die Lautstärke in der Halle verdoppelte sich noch einmal.

Zivs konturierte, schmale Hand erhob sich langsam und elegant. Sofort wurde es so still, wie Unwin in der Nacht. Ich hatte Angst, man würde meinen Herzschlag hören, so leise war es geworden. Verängstigt blickte ich auf, und versuchte, Hattily auszumachen, doch die war- kaum zu glauben- in ein Gespräch mit Malakai vertieft. Die einzigen Augen, an denen ich mich festhalten konnte, die nicht allzu fremd waren, waren tiefschwarze Augen, die mich unentwegt musterten. Keine Miene verzog er. Er klatschte auch nicht. Er starrte einfach.

Dann fühlte ich eine warme Hand auf meiner Schulter. "Willkommen, Liebes", begrüßte mich Ziv mit einer warmen, sanftem Stimme. Irgendwas an ihm ließ mich das Bedürfnis verspüren, mich in seine Arme zu legen und laut zu weinen, weil ich mir zu verloren vorkam. Cormac ließ meinen Arm los und drehte sich zu mir. "Wir klären jetzt gleich in welche Bataillon du kommst, obwohl ich es schon genau weiß... Danach ist es wichtig, das du mit mir und Ziv unter sechs Augen redest, in Ordnung?" Automatisch nickte ich. Ich selbst wusste nichts mehr, außer, das ich verwirrt war. Ich wusste kaum noch wo oben und unten war.

"Ophelia wurde sich von Maekken Androcles als Tanzsklavin gehalten! Ihr Leben lang misshandelt! Noch nie war sie außerhalb der Mauern von Unwin! Proctors wahre Größe kennt sie nicht! Und seht sie euch an! Stolz steht sie hier! Eine geborene Wallrider! Willkommen in unserer Familie, Ophelia!" Es wurde wieder gejubelt. "Meine Meinung ist, eine solch tapfere Seele, gehört in die Außenbatallion!" Es wurde weiter gejubelt. Ich war sprachlos. Wieder versuchte ich zu Hattily zu sehen. Wieder sah ich nur Alcatraz, der jetzt deutlich seine Fäuste ballte und aggressiv ein und aus atmete. Dann plötzlich eilte er die Leiter runter und sprintete auf uns zu. Er sprang mit Leichtigkeit auf das Autodach und stellte sich neben Cormac. "Das kann nicht dein Ernst sein, Dad!" Donnerte er ihn an. "Schau sie an! Sie überlebt keine Sekunde da Draußen, wenn wir Androcles dämliche Soldaten oder Ephro-Abhängige über den Weg laufen!" Ich knetete meine Finger. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich war irgendwie beschämt. Denn ich dachte, er hat recht! Wie sollte ich jemanden oder mich selbst beschützen? Cormac verzog keine Miene. "Traz. Genug." sagte er und drehte sich zu den Wallrider. Alcatraz wendete sich an Ziv "Dad! Komm schon, sie wäre bei dir viel besser aufgehoben! Ich will nich auf die zerbrechliche Tänzerin aufpassen!" Ziv streichelte seine Wange. "Du siehst sie nicht richtig, Traz Schatz" flüsterte er und stellte sich liebevoll neben Cormac. Der wütende Alcatraz wandte sich an mich. "Pass auf, Tänzerin. Ich werde keinerlei Rücksicht auf dich nehmen, hast du das verstanden?" Fuhr er mich raunend an. Eingeschüchtert nickte ich. Er sah mich noch kurz mit einem undefinierbarem Blick an und sprang dann vom Auto. "Hör nicht auf ihn, er mag dich!" Sagte Ziv und streichte meine Wange.

Alcatraz & OpheliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt