Alcatraz & Ophelia

Cormac und Ziv

(Bild: Malakai)

Seite an Seite gingen wir zurück. Mein Herz klopfte in einer Rekordgeschwindigkeit. Ich versuchte mein Inneres an mein neues Äußeres anzupassen- Allerdings ohne viel Erfolg. So taff ich jetzt auch aussehen mochte, innerlich war ich nach wie vor die Kleid tragende Tanzsklavin die nichts von der Welt außerhalb Uwins Mauern wusste. Wie Lynx meine neue Aufmachung wohl finden würde? Von Malakai würde ich ohnehin nichts erwarten können. Und Alcatraz? Höchstwahrscheinlich hatte er bereits vergessen, das ich hier war, oder existierte. "Ist Alcatraz der... Boss hier?" fragte ich Hattily, die gerade eine ihrer dicken Strähnen inspizierte. Sie sah überrascht zu mir. "Gott, nein! Cormac und Ziv haben die Wallrider gegründet! Alcatraz ist zwar ihr Sohn, doch er hat eigentlich bloß etwas in der Außenbatallion zu sagen. Du weißt schon, er muss unbedingt der große Kämpfer sein." Grinsend rollte sie ihre Augen. Ich versuchte zurück zu lächeln. "Ziv und... Cormac? Richtig? Sie sind beide Männer. Da ist es doch kein Wunder, das er kämpfen möchte. Mit so viel Maskulinität als Einfluss." Stellte ich fest. Hattily blieb stehen und kicherte. Fragend sah ich sie an. "Man merkt wirklich oft, das du dein ganzes Leben lang eingesperrt warst." Sagte sie belustigt. Fragend sah ich sie an. "Wenn du Cormac kennen lernst, wirst du verstehen was ich meine." Grinste sie verdächtig und zog mich um eine Kurve, bei der ich einfach gerade aus weiter gegangen wäre.

Auf dem Weg zur Halle, rannten wir in Lynx, der gerade auf dem gleichen Weg war. Im ersten Moment übersah er mich, doch als er mich erkannte, grinste er ungläubig und betrachtete mich von allen Seiten. Dann klatschte er. "Mensch, Hattily! Du hast Talent!" Sie bedankte sich überschwänglich mit einer Verbeugung und schritt voran. "Du siehst echt gut aus, Lia! Richtig angsteinflößend" scherzte er und ich lächelte ihn dankbar an. Er war so lieb zu mir gewesen. Schon seit ich in ihn und seine Freunde gelaufen war. Er winkte mich weiter. Wir gelangen wieder in die große Halle, wo die vielen Autos standen. Inzwischen waren viel mehr Leute hier. Und da ich nicht mehr Klamottenmäßig herausstach, beäugte man mich kaum noch. Ich fühlte, wie ich mich wohler fühlte und konnte relativ entspannt sein. Alle standen einfach rum und unterhielten sich. Lynx schien in der Menge jemanden zu suchen und fündig zu werden. Er nahm mich am Arm und zog mich hinter ihm her. Er schlängelte uns durch die Lederjackenarmee und hielt vor einer massiven Betonerhebung an, an der eine Leiter angebracht war. Hattily war schon am Ende der Leiter angekommen und starrte ungeduldig auf uns herunter. Lynx folgte genauso schnell. Klettern, dachte ich. Genau das hat mir bei meinen Verletzungen gefehlt. Ich seufzte und machte mich ans klettern. Besser bei Leuten zu sein, die ich kannte als alleine in der Menge rum zu stehen. Fast oben angekommen, wurde mich reichlich schwindelig und die klaffende Wunde hinter meinem Ohr, wo vor ein paar Stunden noch mein Shacker angebracht war, pochte schmerzhaft unter dem Druckpflaster. Lynx reichte mir seinen Arm und zog mich noch ein Stück nach oben. Außer Atem hielt ich meinen blessierten Bauch und lehnte mich ans stählerne Geländer auf der Plattform.

Als ich ungefähr eine Minute später wieder normal gucken konnte, sah ich, das die Plattform relativ klein war, dafür das sechs Personen auf ihr standen. Lynx lehnte neben mir und unterhielt sich mit Hattily, die sich zu meiner Überraschung an Malakais Brust kuschelte. Das hatte sie zufällig vergessen zu erwähnen. Ich grinste ihr zu. Ertappt steckte sie mir die Zunge raus. Malakai betrachtete mich kurz und sein Mundwinkel zuckte ein wenig. Bei ihm hieß das wahrscheinlich soviel wie Du siehst ganz gut aus. Ich schüttelte den Kopf und entdeckte einen Fremden. Er war ein wenig größer als ich, hatte rote Haare und lächelte mich breit an. Ich lächelte unsicher zurück. Und zu guter Letzt war da Alcatraz, der sich erst jetzt umgedreht hatte. Sein Blick blieb an mir hängen und ich hatte das Gefühl seine schwarzen Augen raubten mir die Luft zum atmen. Entweder er fand ich sah lächerlich aus und konnte sich vor Belustigung nicht satt sehen oder mir klebte was am Mund oder etwas ähnliches. Seine große, breite Gestalt kam auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen. Ich schluckte und arbeitete mich langsam von seinen Füßen bis zu seinem Gesicht vor. Mein Kopf lag fast komplett im Nacken, als ich bei seinen Mitternachtschwarzen Augen angekommen war. Er atmete ein paarmal und spannte seinen Kiefer an. Dann plötzlich nahm er meine neue schwarze Strähne zwischen Daumen und Zeigefinger. Mein Körper rebellierte stark. Ich wollte gerade so viel Abstand zwischen uns bringen, wie nur möglich. Alle hier waren bis jetzt so nett gewesen, oder hatten zumindest den Mund gehalten und mich in Ruhe gelassen. Wie Malakai. Aber Alcatraz schien entweder mir oder sich selbst beweisen zu müssen wie hart er doch war. Zitternd atmete ich aus, denn wenn mir Männer bisher so nah gekommen waren, hatten sie mir wehgetan. Etwas in ihm schien zu zünden und in seinen Augen schien so etwas wie Reue aufzuflattern. Rasch hastete er an mir und Lynx vorbei und lehnte sich wieder mit dem Rücken zu uns und starrte auf die Halle herunter. Als ich mich beruhigt hatte, sah ich kurz zu Hattily. Als diese meinen Blick auffangen, grinste sie nur und kreiste ihren Zeigefinger neben ihrer Schläfe um mir zu verstehen zu geben, das Alcatraz einen Schuss hatte. Ich wollte zurück grinsen doch es kam nur zu einem kläglichen Zähne zeigen.

"WALLRIDER!" Dröhnte jemand mit einer Stimme, die Alcatraz' unglaublich ähnlich klang. Sie ließ mich zusammen zucken. Wir alle drehten uns um und sahen zwei Männer auf einem der Autos stehen. Hattily eilte an meine Seite. "Das ist Cormac" flüsterte sie mir zu und deutete auf den links stehenden, muskelbepackten Mann, von dem ich vermutete das er derjenige mit der dröhnenden Stimme war. Er sah außerdem aus wie eine ältere und erfahrenere Version von Alcatraz. Der Mann neben ihm, war schmächtiger und stand auf eine elegante Weise neben Cormac. "Das ist Ziv" erklärte Hattily unnötiger Weise. Das Paar strahlte eine ungewohnt freundliche und dennoch intensive Macht aus. Cormac dröhnte und Hattily erklärte mir nebenbei tausend Dinge über Bataillonen und was er sagte, sodass ich es auch verstand. Ich konnte kaum zuhören. Ich musterte die beiden weiterhin eingehend. Irgendwann ließ Ziv seinen Blick über die versammelten Wallrider schweifen. Und dann, urplötzlich, sprang sein Blick zu mir. Also wirklich zu mir. Direkt in meine Augen. Sein Blick ließ mich die Luft schlagartig einatmen. Es war mir als kannte dieser Mann alle meine Geheimnisse, Gedanken und Ängste. Gleichzeitig hatte ich plötzlich ein ungeheuer Geborgenes Gefühl, als ob ich ihm all diese Informationen ohne jegliche Besorgnis anvertrauen könnte. Eine gefühlte Ewigkeit starrte er zu mir hoch. Ehe er seinem Mann mit spitzen, langen Finger auf die Schulter tippte und etwas ins Ohr flüsterte. Cormac riss die Augen auf, blickte mich an und holte tief Luft.