Kalt

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Je länger ich Alcatraz küsste, um so weniger bekam ich von der Umgebung mit. Wir kamen uns immer näher, ich ertastete seinen Muskelbepackten Körper, ließ meine Finger durch seine erstaunlich weichen Haare gleiten und merkte, wie mein Körper von ganz selbst auf seine Berührungen reagierte. Alcatraz war um einiges größer als ich und ich war erleichtert als er uns auf sein Bett schob und ich mich gemütlicher auf seinen Schoß setzen konnte. So sicher hatte ich mich noch niemals in meinem Leben gefühlt. Ganz zu schweigen von einem Jungen!

Jemand räusperte sich. Eine ganze Menschengruppe versammelte sich in Alcatraz'Zimmer. Geschockt mit riesigen Augen erkannte ich Malakai, mit hochgezogenen Augenbrauen, Hattily, die ihren Freund mit riesiger Freude in den Arm boxte, Ziv und Cormac, die schräg grinsend und unbemerkt ins Zimmer ihres Sohnes gekommen waren. Beschämt kletterte ich so schnell wie mir möglich von seinem Schoß und fokussierte mich auf Hattily, die wie ein kleines Kind fröhlich auf und ab hüpfte und den Minenlosen Malakai als Stütze benutzte. Der brachte sie zum stillstand und umarmte sie von hinten, damit sie runterkam. Aufgeregt versuchte sie stumm Nachrichten mit ihrem Mund zu formen, doch ich sah sie nur fragend an. Als sie wieder zu kichern anfing, schieb Malakai sie raus. Gott waren die putzig zusammen.

"Hallo, Kinder", begrüßte uns Ziv lächelnd. "Dad" begrüßte Alcatraz ihn zurück. "Ich freue mich zu sehen, dass Ophelia sich..." Lächelnd sah er zu Cormac. "Eingelebt hat." Cormac grinste seinen Sohn schief an. Der zuckte mit den Schultern. "Leider, so denke ich, ist unser Besuch aber keine Freudige Begegnung." Er wandte sich an mich. "Du hast einen Clockout?" Fragte er mit Schmerz in der Stimme. Ich nickte schwach und lächelte traurig, wenn ich daran dachte, das meine Zeit hier begrenzt war. Ziv setzte sich elegant hin. "Nun, Kind, den müssen wir entfernen." Überrascht sah ich ihn an. "Das geht nicht, Ziv, es ist an mein Herz geschmolzen." Erklärte ich. "Für jedes Problem gibt es eine Lösung, Ohpelia!" Beharrte Cormac und legte seinem Mann liebevoll eine Hand auf die Schulter. "Wir haben erfahrene Ärzte hier... was du brauchst, sind einige Untersuchungen und..." Er sah hinauf zu Cormac. "Ein neues Herz." Brachte der den Satz zu Ende. Ich schnaubte belustigt auf und entschuldigte mich im selben Moment. "Es gibt keine Organ Bänke mehr... und so machen, wie Maekken können wir es auch nicht." Sagte ich Schulterzuckend. "Wie macht der es?" Fragte Alcatraz und stellte sich so nah an mich ran, das ich seine Wärme spürte. Ich atmete tief durch. "Mit dem Ephropraphen. So braucht man noch nicht einmal einen Arzt. Du stellst dir dein neues Herz vor, und du bekommst es. Allerdings bist du dann natürlich unglaublich abhängig vom Ephronium. Aber das spielt ja auch keine Rolle, denn das wird nicht passieren." Beendete ich meinen Satz. Es herrschte Stille. "Und wenn doch?" Fragte Alcatraz. "Wir sind vor ein paar Tagen schonmal in Unwin eingebrochen. Mit Lias Hilfe, schaffen wir das Locker nochmal. Dann bringen wir dich zu dem Ding und fertig." Fantasierte er. Ich schüttelte bestimmt den Kopf. "Ihr werdet alle in unglaublicher Gefahr schweben. Und ich will nicht nochmal in diese Mauern... Der Ephrograph ist außerdem der meist bewachte Raum in ganz Proctor! Und... ich will nicht abhängig sein." Beendete ich meine Sorgen. Ich dachte fröstelnd daran, wie verbannte Frauen von Maekken sich benahmen, wenn sie erstmal abhängig vom Ephronium waren. Die Schreie... Krämpfe... So etwas würde ich nicht aushalten. "Moment, Moment!" Stoppte uns Ziv. "Cormac und ich werden uns das ganz genau überlegen. Und dann sprechen wir uns wieder, ja?" Schlug er vor und stand auf. Alcatraz wurde wütend. "Sie hat nicht mehr viel Zeit, Dad! Ihr Clockout ist bei 21!" Versuchte er sie zum stehen zu bewegen. Doch sie gingen bestimmt hinaus. Noch immer in schlimmen Erinnerungen gefangen, starrte ich auf den Boden. Da fühlte ich, wie man mich grob an den Schultern packte. "Wir machen das! Ob meinen Eltern das nun gefällt oder nicht. Ich bringe dich nach Unwin!" Donnerte er aufgebracht. "Nein!" Entgegnete ich verängstigt. Sein Blick war voller Unverständnis. Mit Tränen in den Augen raufte ich mir die Haare. Weißt du noch, was die auf dem Dach mit mir gemacht haben?" Rief ich Alcatraz ins Gedächtnis. Er zuckte zusammen und schien gequält von den Bildern, die ich ihm aufzwang. "Wenn sie mich diesmal erwischen, wird das im Gegensatz ein Spaziergang gewesen sein!" Er schüttelte stark den Kopf und kam wieder auf mich zu, nahm mein Gesicht schützend in seine Hände. "Das lass ich nicht zu! Ich werde jeden, der sich in deine Nähe wagt erschlagen, ich lasse nicht zu, dass dir je wieder jemand wehtut." Sagte er leise, während er mal zur Abwechslung in meinen Augen verirrt zu sein schien. "Dann versprich, dass wir nicht nach Unwin gehen." Entgegnete ich noch leiser. Sein Blick wurde wütend... oder traurig? "Ich geh jetzt trainieren" Murmelte er, zog sich seine schwere Lederjacke über und verschwand aus dem Zimmer.

Und urplötzlich war mir wieder unglaublich kalt.

Alcatraz & OpheliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt