Kapitel 3

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Layla POV

Meine Augen wandern über die tanzenden Leute hinweg, immer auf der Suche nach einem Gesicht, dass sie aber nicht finden werden.
Der WodkaE in meiner Hand ist schon der dritte und doch spüre ich den Alkohol noch nicht so wie ich es gerne hätte. Dafür legen sich die Blick einer Herde junger Männer auf meine Haut und nur aus dem puren Gespür heraus würde ich sagen, dass ihnen gefällt was sie sehen, nur zu dumm, dass sie keine Frauen sind.
Ich setze mein Glas an die dunkelrot geschminkten Lippen und trinke einen großen Schluck und noch ehe ich meine Hand wieder gesenkt habe, steht bereits der erste dieser Truppe vor mir. Sein Lächeln ist ehrlich und keines Wegs aufdringlich, was ich von seinen Kumpels nicht behaupten kann, denn die wirken gerade so, als würde sie mich mit ihren Blicken ausziehen können.
„Hast du Lust was mit uns zu trinken?" Seine Stimme ist tief, aber dennoch so voller Sonnenschein, dass es mir kaum möglich ist nein zu sagen. Und wer sagt schon nein zu einem kostenlosen Getränk? Ich definitiv nicht.
Wir gehen gemeinsam zur Bar und lehnen uns an den Tresen. Jede seiner Bewegungen gibt mir das Gefühl, dass er nicht hier ist um mit mir zu flirten, oder mich nachher abschleppen möchte. Er bestellt uns einen Schnaps, doch ich verstehe ihn nicht gut genug um zu wissen welchen, aber das ist mir auch egal, Alkohol ist Alkohol und die Wirkung ist fast immer die gleiche.
Er streicht sich einmal durch seine dicken schwarzen Haare, bevor er sich zu mir beugt um mit mir zu reden, was eine echte Kunst darstellt, bei der Lautstärke.
„Was studierst du?" fragt er lautstark, ohne mir dabei zu sehr ins Ohr zu schreien.
„Jura und du?" Ich blicke in zwei sich weitende Augen, die mich verständnislos anblicken.
„BWL, aber wie kommt es, dass du Jura studierst, nimm es mir nicht übel, aber du siehst nicht danach aus." Das unsichere Lächeln in seinem Gesicht ist irgendwie niedlich, aber er hat recht, ich passe da nicht rein.
„Lange Geschichte, aber es war nicht das, was ich mir gewünscht hätte." Schnaufe ich. Noch will ich ihm nicht meine ganze Lebensgeschichte erzählen, aber er ist mir dennoch sympathisch genug, dass ich kein Problem damit hätte mich länger mit ihm zu unterhalten.
Seine Kumpels verziehen sich noch bevor die Getränke kommen und verschwinden irgendwo in der tanzenden Menge.

Die Flüssigkeit in meinem Schnapsglas stellt sich als Gurkenschnaps heraus und da kommt bei mir die Frage auf, welcher Idiot auf die Idee gekommen ist Gurken in einen Schnaps zu verwandeln, der zudem noch nach kaum etwas schmeckt. Dazu bekommt man eine Scheibe Gurke sowie Salz und Pfeffer. Der nette junge Mann, zeigt mir, wie ich diese anscheinend tief fränkische Spezialität zu trinken habe und es erinnert mich verdammt an Tequila.
Erst Salz und Pfeffer auf die Gurke streuen, dann die Gurke essen und schließlich den Schnaps nach kippen. Sieht einfach aus, ist es aber nicht. Denn wenn man sich so dumm anstellt wie ich, landet der Pfeffer in der Nase und man bekommt einen Niesanfall, dann verschüttet man beinah noch die gesamte Flüssigkeit aus dem Glas und hat am Ende gar nichts mehr davon.
Ich muss dennoch mein Glas angrinsen, denn so schlecht schmeckt der nach dem vierten Glas dann doch nicht mehr. Irgendwie erfrischend und sommerlich. Aber der geringe Alkoholgehalt macht sich kaum bemerkbar in meinem Körper, schade eigentlich.
„Soll ich dich jetzt eigentlich Mister Gurke nennen, oder verrätst du mir auch deinen Namen?" scherze ich und bemerke, dass mir der Alkohol doch langsam zu Kopf steigt. Sein Lachen ist genau so warm, wie seine Stimme und Ausstrahlung.
„Jaro" stellt er sich vor und hält mir eine Hand hin.
„Layla." Sage ich und schüttle seine Hand. Kein Bitzeln, kein Stromschlag, nichts, dass meinem Körper das Gefühl gibt, dass es zwischen uns funken könnte.

Der Abend ist lustig, wir lachen, tanzen, trinken und irgendwann stellt sich heraus, wieso ich so ungezwungen mit ihm reden kann, ohne ihn vor den Kopf stoßen zu müssen. Jaro ist schwul und damit fällt mir ein Stein vom Herzen, denn so einer liebenswerten Person sagen zu müssen, dass sie leider das falsche Geschlecht hat, hätte selbst mir weh getan.

Am nächsten Tag wach ich mit Kopfschmerzen auf, mein Körper fühlt sich gerädert und eine Übelkeit hält meinen Magen gefangen. Um 8 Uhr beginnt die Vorlesung, aber in diesem Zustand würde es mich erfreuen, wenn ich überhaupt bis zur Toilette robben könnte.
Ich beschließe mir die Vorlesung Online anzusehen, was wirklich eine innovative Form des Studiums ist. Warum gabs das nicht schon zu meiner Schulzeit? Dann hätte ich mich nicht früh um 8 mit einem fetten Kater in das kalte Klassenzimmer schleppen müssen.
Mit dem Laptop auf den Beinen und Kopfhörer in den Ohren lege ich mich wieder ins Bett und starte die Vorlesung. Die monotone ruhige Stimme meines Professors wirkt fast einschläfernd und für einen Moment schließe ich die Augen und stelle mir vor, wie es jetzt im Hörsaal wäre. Vermutlich still, da jeder dieser Lackaffen brav zuhören würde.
Aber das was mir eigentlich vor Augen schwebt ist dieses kleinen Mäuschen mit ihren scheuen Augen. Natürlich war sie gestern nicht auf der Party, kaum jemand vom Jura Studium war dort. Irgendwie zieht sich meine Brust zusammen bei dem Gedanken sie heute nicht zu sehen. Ob sie auch nach mir sucht in diesem gigantischen Hörsaal?

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