Elyna POV
Ich klemme meinen Kopf so tief es geht zwischen meine eingezogenen Schultern und doch habe ich das Gefühl, dass sie mich sieht. Nicht dieses unscheinbare Mäuschen, dass ich nach außen hin bin, sondern mich. Ihr Blick ist durchdringend und scheint in mein Inneres zu sehen. Ihre Stimme hingegen hört sich an wie himmlische Glocken, die bei jedem Laut erklingen und sich langsam in mein Gedächtnis wiegen.
Alles was ich zu Stande bekomme ist ein leichtes Nicken, doch es ist genug für sie. Ohne Vorwarnung steigt sie über mich drüber und ich sehe für einen kurzen Moment ihren Slip, der unter dem viel zu kurzen Rock hervor blitzt. In Sekundenschnelle steigt mir eine unangenehme Röte ins Gesicht, die meine Haut erhitzt. Meinen Blick wende ich von ihr ab, nicht ein einziges Mal während der gesamten Vorlesung schweifen meine Augen zu ihr. Das Problem daran, ich bekomme kaum etwas mit, zu sehr nimmt diese Frau neben mir meine Aufmerksamkeit in Besitz. Ich bin damit beschäftigt sie zu ignorieren, ihre dominante Ausstrahlung von mir fern zu halten und als endlich diese endlos lange Vorlesung zu Ende ist, fliehe ich aus dem Hörsaal, so weit weg, wie ich nur kann.Meine Hände zittern noch immer, als ich die Tür zu meiner Wohnung aufschließe und geräuschvoll den Schlüssel in der Schale auf dem Schuhschrank versenke. Noch bin ich alleine, doch es wird nicht mehr lange dauern, bis mein Verlobter nach Hause kommt und mir diese Unsicherheit nimmt.
Nur bei ihm kann ich mich sicher fühlen, er ist wie mein Fels in der Brandung und das schon länger als ich zu hoffen vermochte. Er war es, der mich aus dem tiefen Loch gezogen hat, mir geholfen hat ein normales Leben zu beginnen, ohne darüber nachzudenken, was passieren könnte.Langsam lass ich mich auf die Couch sinken und versuche meine innere Unruhe zu bewältigen, doch in meinem Kopf klingen noch immer diese Glocken, so hell und klar, dass es mir Angst macht. Wieso auch musste sich diese Tusse neben mich setzen? Vermutlich hätte ich es nicht bemerken sollen, denn ich habe ihr keinen Blick geschenkt, aber ich konnte alles spüren, was sie getan hat. Ich konnte die Lichtreflexe von ihrem IPhone sehen und die perfekt gemachten Nägel, die darüber fuhren. Ich spürte ihr Grinsen, wenn sie einen lustigen Beitrag auf Instagram angesehen hat und ich habe diesen verdammt guten Geruch eingeatmet, den sie schon von Anfang an verströmte und der mir meine Sinne vernebelte.
Erst als die Tür ins Schloss fällt schrecke ich hoch, mein Herz pocht wild in meiner Brust, nicht in der Lage sich zu beruhigen. Wie spät ist es? Habe ich tatsächlich eine volle Stunde hier gesessen und über diese viel zu dominante Person nachgedacht?
Mein Gesicht muss voller entsetzen sein, denn ich bemerke wie Markus, mein Verlobter, mit offenen Armen auf mich zu kommt, mich an sich zieht und mir beruhigend über den Kopf streichelt.
Ich lasse mich fallen, in dieses wohlbekannte Gefühl von Geborgenheit, dass er in mir auslöst und dass mich unwiderruflich an ihn bindet.Abends liege ich stumm im Bett, ich kann nicht schlafen und Schuld daran ist diese verfluchte junge Frau, die neben mir Platz genommen hat. Ich kann nicht sagen, ob es Abneigung oder Angst ist, das ich verspüre, wenn ich an sie denke, aber es löst definitiv ein ungewohntes Gefühl in mir aus, dass mein Körper mit Panik verbindet und Unterlegenheit.
Ich spüre die gleichmäßigen Atemzüge in meinem Rücken, diese tiefe Entspannung, die Markus verströmt, aber im Gegensatz zu sonst, kommen sie nicht bei mir an. Das Kribbeln in meinem Körper wird von Minute zu Minute unerträglicher und ich frage mich allen Ernstes, ob ich dieses Studium nicht einfach hinschmeißen sollte.Alles in meinem Leben muss geplant sein, alles strukturiert, nichts kann meinem Zeitplan entweichen und doch gibt es so dumme Faktoren, die ich nicht berechne und nicht berechnen kann. Wie das Zusammentreffen mit dieser unangenehmen Person, die mir ein noch schlechteres Gefühl gibt, als die Nichteinhaltung meiner Pläne.
Ich liebe die Ordnung in meinem Leben und ich liebe es, wenn niemand diese zerstört, soll ich es also wagen mich einem Studium zu widmen, das schon immer mein größter Traum war und dabei Gefahr laufen mein Leben von dieser Person negativ beeinträchtigen zu lassen, oder soll ich es aufgeben, davon laufen, wie ich es schon immer getan habe?
Die Antwort ist klar: Ich werde dieses Studium durchziehen und ich werde dieser Frau so gut es geht aus dem Weg gehen. Ich muss dafür sorgen, dass ich sie in diesem gigantischen Hörsaal nie wieder sehe.
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Not my World
RomanceLayla ist eher ein Bad girl, dass gerne mal einen über den Durst trinkt und ihr Studentenleben voll auskostet, auf dem Geld ihrer Eltern versteht sich. Elyna hingegen ist schlau, bereits verlobt und scheint immer alles gut geordnet zu haben, nur ihr...