Kapitel 19

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Layla POV

Ich bin bereits den ganzen Tag aufgeregt und kann mich nicht wirklich beruhigen. Ich werde Mira wieder sehen und zudem auch noch Elyna in meine Wohnung lassen.
Abermals checke ich meine Snacks und die Getränke. Alles steht an seinem Platz und wartet darauf geöffnet zu werden, jetzt fehlen nur noch meine Gäste.

Wie aufs Stichwort klingelt es an der Tür. Mein Herzschlag beschleunigt sich augenblicklich und die Frage, wer zuerst kommt, schießt durch meinen Kopf.
Ein Blick durch den Spion gibt mir schließlich Gewissheit. Mira steht vor der Tür und schaut abwarten auf das dunkle Holz. Ihre Wangen sind leicht gerötet von der Kälte draußen, aber sonst sieht sie genau so perfekt aus wie immer.
„Hey Süße." ich öffne die Tür mit einem breiten Grinsen und nehme sie instinktiv in den Arm. Keine Ahnung wie ich es all die Zeit ohne ihre Umarmung ausgehalten habe.
„Ich hab dich vermisst, Layla." wie früher kuschelt sie ihren Kopf in meine Halsbeuge und schmiegt sich eng an mich. Ich kann genau spüren, wie sie meinen Duft in sich aufsaugt und bekomme eine angenehme Gänsehaut.
„Ich dich auch." nuschle ich in ihre Haare.

Ich spüre sie die Treppe heraufkommen, noch bevor ich sie sehe oder höre. Ihre Präsenz kriecht tief in meinen Körper und hinterlässt wieder diese Unruhe.
Langsam löse ich mich von Mira, gerade noch rechtzeitig, bevor Elyna uns sieht. Ich will nicht, dass sie einen falschen Eindruck bekommt. Die Sache mit Klara hängt noch immer über unserer Beziehung, wenn es denn überhaupt eine ist.
„Hey Elyna, darf ich dir Mira vorstellen?" Frage ich während Elyna noch die letzten Stufen zu uns hoch kommt.
„Hallo." bereits an ihrer Stimme erkenne ich, dass irgendetwas nicht stimmt. Ihre müden Augen meiden meinen Blick und starren stur an mir vorbei.
Vorsichtig gehe ich auf sie zu, doch sie weicht mir einfach aus. Als wäre ich giftig, meidet sie jeglichen Körperkontakt mit mir.
Ich folge den beiden in meine Wohnung zusammen mit diesem unangenehmen erdrückenden Gefühl. Was ist geschehen seit unserem Kuss?
Meine Hand greift automatisch nach ihrem Arm und hält sie damit davon ab ins Wohnzimmer zu gehen. Ich kann genau spüren, wie sie sich unter meiner Berührung versteift.
Mira hat es bemerkt und dreht sich verwirrt zu uns um. Ich bin dankbar dafür, dass ein einziger Blick genügt um ihr deutlich zu machen, dass sie bereits vor gehen soll. Ich muss mit Elyna reden, alleine.
„Was ist los?" sanft drehe ich sie zu mir um, damit ich ihr in die Augen schauen kann, aber sie weicht mir abermals aus. Hätte ich nicht mit eigenen Augen gesehen, dass sie mich vor ein paar Tagen noch so verliebt angegrinst hat, dann würde ich glauben, dass dies alles nur ein Traum war.
Als sie mir einige Minuten später noch immer nicht antwortet, lass ich meine Hand an ihre Wange wandern. Ihre Haut ist so weich und warm, dass es mir einen Schauer durch den Körper jagt.
Elyna steht immer noch wie versteinert da, ihre Augen wirken so leer und traurig. Es tut mir im Herzen weh.
„Bitte rede mit mir." ich nutze die selbe flehende Stimme wie noch vor kurzem bei Mira. Sie funktioniert immer und auch diesmal enttäuscht mich diese Fähigkeit nicht.
„Ich bin verlobt, Layla. Wir können das nicht tun." ich kann die Tränen in ihrer Stimme hören, bevor ich ein sehe. Meine Finger wandern zu Elynas Kinn. Ich zwinge sie dazu mich anzusehen und erschrecke im selben Moment. Ihre Augen spiegeln Trauer und Wut wieder, sind rot unterlaufen und schwimmen in Tränen.
„Wieso sagst du das jetzt? Ich mein, du wolltest es doch auch." ich merke, dass ich vor Verzweiflung ins Stocken gerate und keinen anständigen Satz mehr heraus bekomme, aber genau jetzt bin ich einfach viel zu verletzt um überhaupt einen klaren Gedanken fassen zu können.
Ohne mir zu antworten windet Elyna sich aus meinem Griff und stürmt zur Tür hinaus. Ich will ihr hinterher, aber meine Beine sind zu weich um ihr Folgen zu können. Alles was ich tun kann ist ihr hinterher zu sehen, wie sie mit meinem Herzen davon rennt.

„Es tut mir leid, Layla. Ich sag das nur ungern, aber, ich hab's dir ja gesagt." Mira versucht gar nicht erst ihr Mitleid zu verbergen, auch wenn es mich sauer macht. Die Wut jedoch kommt an die Enttäuschung nicht annähernd heran. Ich weiß nicht, wie ich so blind vor Liebe sein konnte.
„Ich versteh das nicht." meine Stimme ist leise und die ersten dicken Tropfen bahnen sich ihren Weg meine Wangen hinab. Vor Mira kann ich weinen, aber da ist sie auch die einzige. Sie versteht meine Gefühle, kennt meine Sorgen und Ängste, weiß immer, was ich gerade brauche.
„Du weißt nicht, was passiert ist. Vielleicht hat ihr Freund herausgefunden, dass sie ihn betrügt." ich weiß Miras Versuch zu schätzen, aber gerade will ich einfach nicht darüber nachdenken.
„Verlobter." verbessere ich sie nur kurz und gehe dann an ihr vorbei ins Wohnzimmer. Dieser Abend ist definitiv gelaufen und nach einem neuen Studienplatz werde ich mich vermutlich auch umsehen müssen. Meinen Vater wird das ganze nicht erfreuen, aber ich kann nicht weiterhin mit Elyna in einem Raum sitzen, das funktioniert einfach nicht.

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