Kapitel 17

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Layla POV

Mein Grinsen könnte nicht breiter sein, als in diesem Moment. Ich laufe in meiner Wohnung immer wieder auf und ab, weil ich mich nicht still hinsetzen kann. Immer noch sprudelt das Adrenalin durch meine Adern, mein Herz pocht so kräftig in meiner Brust, dass es droht herauszuspringen und die Schmetterlinge in meinem Bauch wollen überhaupt nicht mehr landen. Wie aber ist es überhaupt dazu gekommen?
Alles an das ich mich erinnern kann, sind ihre weichen Lippen, die so sanft auf meinen gelegen haben und ihr süßer Duft in meiner Nase. Der Kuss war wie eine Droge gewesen, von der ich nicht mehr ablassen wollte. Aber war es ihr auch so ergangen? Fühlt sie das selbe wie ich?
Die Zweifel sind so tückisch, denn sie kommen immer genau dann, wenn man sie eigentlich nicht gebrauchen kann. Sie fressen sich durch meine gute Laune und erreichen ihr Ziel - mein Herz.
Was würde ich dafür geben jetzt mit jemandem darüber reden zu können. Aber mit wem? Klara kam da nicht in Frage, sie würde sich sofort gegen Elyna verschwören, damit sie mich bekommen kann, aber sonst hatte ich niemanden hier.
Die schmerzliche Erinnerung an den Streit mit meiner besten Freundin vor einigen Monaten trage ich noch immer im Herzen und das Wissen, dass sie mir jetzt helfen könnte, macht die ganze Sache nicht besser.
Mittlerweile schäme ich mich fast für den dummen Streit, der unsere Freundschaft ins Wanken gebracht hat. Die belanglose Tatsache, dass Mira in eine andere Stadt zum Studieren gehen wollte, hatte damals ein riesiges Inferno ausgelöst. Ich habe ihr vorgeworfen, dass sie mich alleine gelassen hätte und keine gute Freundin das tun würde, aber jetzt wäre es mir egal, wie weit sie weg ist, Hauptsache ich könnte mit ihr reden.

Am Abend liege ich in meinem Bett und starre auf den Kontakt meiner besten Freundin. Ich sollte sie anrufen, das weiß ich und doch kann ich mich nicht dazu durchringen. Ich müsste die beschämenden vier Worte sagen, die schon seit so langer Zeit auf meiner Zunge existieren, aber noch nicht ihren Weg über meine Lippen gefunden haben.
Das bringt nichts, ich kann nicht einfach nur meinen Bildschirm anstarren, wenn ich etwas will, dann muss ich handeln. Und in diesem Moment wünsche ich mir nichts mehr als Mira zurück. Ich will, dass sie mir sagt, dass alles gut wird, dass ich mir keine Sorgen machen soll und dass ich Elyna schon so gut wie überzeugt habe. Sie war immer gut darin mir meine Selbstzweifel und Ängste zu nehmen, dafür sind beste Freunde ja schließlich da.
Meine Finger zittern, als ich auf die Nummer drücke und das kalte Handy an mein Ohr halte. Es tutet, immer und immer wieder und mit jedem Mal wird mir schlechter. Ich habe Angst, dass sie mich zurückweist, dass sie mir sagt, dass wir keine Freunde mehr sein können.
„Hallo Layla? Weißt du wie spät es ist?" die verschlafene Stimme klingt nicht wütend oder enttäuscht, sondern genau so wie ich sie in Erinnerung hatte. Immer gut gelaunt und gespielt genervt, wenn ich etwas unüberlegtes tat.
„Sorry, ich habe nicht auf die Uhr geschaut." nuschle ich zurück und frage mich instinktiv, wie spät es eigentlich war. Es stimmt, ich habe die Zeit vergessen während ich über dem schier unlösbaren Rätsel mich bei ihr zu entschuldigen saß.
„Das ist nicht das, wofür du dich entschuldigen solltest." nun klingt Mira schon deutlich wacher und ihr erwartungsvoller Unterton erinnert mich daran, was ich tun muss, bevor ich sie um Hilfe bitten kann.
„Es tut mir leid, ich habe mich egoistisch verhalten und hätte nicht sagen dürfen, dass du keine gute Freundin bist, denn eigentlich bist du die Beste und ich vermisse dich schrecklich!" Ich weiß, dass meine Stimme weinerlich klingt und ich bin mir auch dessen bewusst, dass Mira darauf anspringen wird. Es hat schon immer funktioniert, wenn ich etwas wollte.
„Schon gut, also erzähl, warum rufst du mich mitten in der Nacht an?" fragt sie und ich weiß, dass ich ihr jetzt alles erzählen muss und es mir somit endlich von der Seele reden kann.
Ich beginne also damit Mira alles von Elyna zu erzählen, auch meine kleine Aktion mit Klara lasse ich nicht aus. Und erst als ich dies wirklich ausspreche, merke ich, was für ein Arschloch ich doch eigentlich bin. Ich habe Elyna absichtlich verletzt nur um sie eifersüchtig zu machen und ihr Interesse an mir zu stärken.
„Weißt du, ich verstehe, dass du sie liebst, aber komm bitte auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie ist verlobt und sie hat offensichtlich ihren zukünftigen Mann mit dir betrogen. Und ja, Layla, ein Kuss zählt schon, diese Frage haben wir schon tausendmal geklärt." es ist fast erschreckend, wie gut Mira mich kennt, denn genau das hätte ich jetzt am liebsten zu meiner Verteidigung gesagt.
„Aber wenn du möchtest kann ich dieses Wochenende kommen und du lädst sie zu einem Mädelsabend ein. Weißt du, wenn ich sie kennenlerne, dann kann ich das ganze besser einschätzen, als jetzt von dieser Entfernung." führt sie ihre Antwort fort und zeigt mir damit, wie schwer es doch geworden ist ohne sie.
„Ja, das klingt gut, ich schreibe ihr gleich." Ich spüre, dass mir ein Klos im Hals sitzt. Ich will Mira bei mir haben, will, dass sie mich in den Arm nimmt und mein Problem gleich löst.
„Mach das, aber ich muss jetzt wirklich weiterschlafen, Gute Nacht, Layla." ihre sanfte Stimme besänftigt dennoch mein Gefühl.
„Gute Nacht und danke." nach dem Auflegen kehrt zwar die Einsamkeit zurück, aber der Stein von meinem Herzen ist endlich gefallen. Jetzt muss ich nur noch Elyna zu mir einladen.

Ich mache am Freitag einen Mädelsabend und es wäre schön, wenn du dabei sein könntest.

Ich tippe so schnell ich kann, damit die Aufregung nicht doch die Überhand gewinnt und meine Finger zittern lässt.

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