Kapitel 20

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Elyna POV

Ich will nur noch nach Hause, mich in mein Bett fallen lassen und diesen dummen Mädelsabend vergessen. Mein Herz hat die letzten Tage schon genug gelitten und mehr kann und will ich ihm heute nicht zumuten. Mir ist dabei auch egal, dass Markus mit einem Kumpel spielt. Das Schlafzimmer werde ich heute sowieso nicht mehr verlassen.
Leise drehe ich den Schlüssel im Schloss herum und schleiche in die Wohnung. Einen Streit mit dem alten Herrn unter mir, kann ich mir heute wirklich sparen und um diese Uhrzeit dürfte er schon im Bett liegen oder zumindest gerade auf den Weg dorthin sein.
Ich habe mich schon oft gefragt, ob ich im Alter auch einmal so schräge werde und bereits um 7 Uhr schlafen gehe.
Lustlos trotte ich in die Wohnung und mache mir nicht einmal die Mühe meine Schuhe und Jacke auszuziehen. Dafür bin ich gerade wirklich nicht in der Stimmung.
Ich will mich einfach in voller Montur ins Bett fallen lassen und darauf hoffen, dass Markus mir später die überflüssigen Kleidungsstücke auszieht.

Als ich mich dem Schlafzimmer nähere höre ich ein leises, weibliches Stöhnen gefolgt vom Bett, dass fröhlich vor sich hin quietscht.
Mein Herz setzt aus und ich befürchte, dass es nie wieder zu schlagen beginnt, aber als ich die Türklinke herunter drücke und in das von gedämpften Licht eingehüllte Schlafzimmer blicke, beginnt mein Herzschlag sich zu verdoppeln. Augenblicklich schießen mir Tränen in die Augen, mein Brustkorb zieht sich zusammen und die Stimme von Markus dringt nur dumpf zu mir durch.
Ich spüre, wie er meinen Arm packt, aber ich schubse ihn nur unsanft zurück. Er steht nackt vor mir, das Kondom noch immer an seinem Schwanz und in unserem Bett liegt eine blondhaarige Barbiepuppe mit großen Brüsten und einem hämischen Grinsen im Gesicht.

Ich drehe mich um und renne aus der Wohnung heraus, die Tür knalle ich hinter mir ins Schloss, in diesem Moment ist es mir egal, ob Herr Traubsen davon aufwacht oder nicht, ich muss hier raus und weg von dieser surrealen Situation.
Mein Kopf dreht sich und wirbelt immer wieder das eben Gesehene auf. Ich kann nichts dagegen tun, als mich in diesem ständigen Kreislauf zu bewegen.

Ich renne die Straßen entlang in der Hoffnung, dass mein Herz sich beruhigt, aber das tut es nicht. Natürlich nicht, welcher Mensch bekommt einen langsameren Herzschlag von einem solchen Marathon? Aber gerade hat es sich gut angefühlt das brennen in den Muskeln zu spüren, weil es den Schmerz meines Herzens überdeckt hat.
Dennoch erachte ich es als sinnlos, also bleibe ich stehen, stütze erschöpft meine Hände auf meine Oberschenkel und versuche krampfhaft meinen Atem zu beruhigen.
Ich höre in mich, bereit zu spüren, dass es mir weh tut, dass er mich betrogen hat, bereit, dass ich an dem Ende unserer Beziehung zerbreche, aber das passiert nicht. Alles was mich aufregt und verletzt ist, dass ich mich heute mit Layla gestritten habe, wegen ihm und er es nicht einmal wert war.
Hätte ich schon vorher davon gewusst, hätte ich bestimmt kein schlechtes Gewissen wegen diesem Kuss gehabt. Dann wäre ich heute bei Layla geblieben, hätte mich nachts neben sie gekuschelt und in ihrem Arm eingeschlafen.
Mein nächster Gedanke ist klar, so klar, dass ich nicht eine Sekunde daran zweifle.

Meine Beine brennen noch immer vom Rennen, aber ich laufe dennoch weiter bis ich vor Laylas Wohnung stehe und wild auf die Klingel drücke. Ich muss mit ihr reden, muss mich entschuldigen, ihr sagen, dass sie mir wichtig ist.
Auch nach ein paar Minuten öffnet sie nicht, also hämmere ich mit all meiner Kraft an ihre Tür. Es interessiert mich nicht, dass ich dabei wie eine Irre wirken muss, ich will einfach nur zu ihr.
„Hau ab!" ich kann an ihrer Stimme hören, dass sie geweint hat und das versetzt meinem Herz einen erneuten Stich.
„Bitte, ich muss mit dir reden." meine Stimme klingt auch nicht viel besser, muss ich feststellen.
„Lass sie herein, Layla." die Stimme dieser Mira schaltet sich ein, doch die Tür bleibt noch immer verschlossen. Beinahe hatte ich vergessen, dass wir nicht alleine waren.
Mir kommt ein Gedanke und bevor mein Kopf ihn zu Ende denken konnte, hat mein Mund ihn schon ausgesprochen.
„Ich liebe dich, Layla!" Schrei ich so laut ich kann gegen das massive Holz, welches uns trennt. Und tatsächlich, höre ich den Schlüssel, er dreht sich im Schloss herum und Layla öffnet die Tür.
„Meinst du das ernst?" Ich kann sehen, dass ihre Augen darum flehen, dass ich meine Worte ernst gemeint habe und das habe ich. Ich liebe sie, mehr als ich Markus je geliebt habe und sie hat mir die Augen geöffnet, mir gezeigt, dass Liebe so schön sein kann.
Ich falle ihr um den Hals und ziehe sie zu mir, tief sauge ich ihren Duft ein, bevor ich mich leicht von ihr löse.
Ihre Lippen finden zu meinen und ihr Kuss fühlt sich so berauschend an. Es raubt mir den Atem, gibt mir gleichzeitig eine ungeheure Kraft und lässt ein Ziehen in meinem Unterleib entstehen.
„Ich liebe dich auch, Elyna." flüstert sie an meinen Lippen und grinst dann, als sie meine Tränen an ihrer Wange spürt.
Diesmal jedoch weine ich vor Freude.

Not my WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt