Kapitel 8 - Begründetes Misstrauen?!

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Als Tom von Burgern gesprochen hatte, hatte Sam mit dem Besuch einer großen Fast-Food-Kette gerechnet. Um so überraschter war er über das kleine Restaurant und die Burger waren wirklich ausgesprochen gut gewesen.

Tom, Alex und Franziska hatten noch in ein Tanzlokal gewollt, Penny hatte dies jedoch dankend abgelehnt, um sich für ihren Wettkampf am nächsten Morgen ausruhen zu können. Sie hatte ihn bestärken wollen, mit den anderen dreien zu gehen, doch er ließ sich nicht davon abbringen und hatte behauptet, er habe einen Jetlag vom Flug, von dem er sich noch erholen müsse. Penny hatte ihn zwar kritisch angesehen, aber es mit einem Lächeln zur Kenntnis genommen. Ein Jetlag mit nur einer Stunde Zeitverschiebung war eine blöde Ausrede, aber etwas anderes war ihm auf die Schnelle nicht eingefallen.

"Sam Jones", begrüßte ihn auf einmal ein freundlich lächelnder Pedro, als sie die Halle des Hotels betraten und sie schauten sich verwirrt an."Ich habe gesehen, dass wir übermorgen gegeneinander laufen. Der Titelverteidiger gegen den großen Filmhelden", fügte er nun grinsend hinzu und boxte ihm spielerisch gegen die Schulter, eher er den Arm um ihn legte."Unser Start war ja nicht unbedingt der Beste, aber lass uns doch was Essen und ein Bier trinken und uns kennenlernen. Wir sind doch Kollegen."

"Eigentlich haben wir schon gegessen", erwiderte Sam, der noch nicht ganz fassen konnte, was hier geschah, während auch Penny die ganze Situation mit Vorsicht beobachtete.

"Ach komm schon, dann halt nur ein Bier. Mit deiner Süßen kannst du nachher auch noch kuscheln." Er zog Sam mit sich, ohne dass er was dagegen tun konnte und Penny beschloss, die Sache ein wenig im Auge zu behalten."Die ist echt süß. Mit der hast du ja das große Los gezogen", hörte sie Pedro zu Sam sagen und zu ihrer Überraschung korrigierte Sam ihn nicht, stimmt ihm sogar noch zu. Ob er sie auf diese Weise vor ihm beschützen wollte?

Als Pedro mit Sam einen Tisch ansteuerte, an dem noch ein paar andere Männer und auch die beiden Frauen aus dem Bus saßen, sträubte sich alles in Penny dagegen, sich dazu zu setzen. Pedro winkte ihr, doch sie schüttelte den Kopf und setzte sich an die Theke, wo sie alles gut im Blick behalten konnte. Sie wusste nicht, worauf sie wartete, doch das Pedro auf einmal so offen und freundlich war, ließ sämtliche Alarmglocken in ihrem Kopf klingeln.

Sie bestellte sich ein Wasser, während die Gruppe vor ihr dem Alkohol zusprach. Sam nippte immer nur verhalten an seinem Bier und warf ihr immer wieder hilfesuchende Blicke zu. Zu Wort kam er so gut wie nie, da Pedro unentwegt von sich selbst erzählte.

Nach einer halben Stunde beschloss Penny, eine kleine Auszeit zu nehmen und Sam dann zu erlösen. Bis sie zurück kam, würde ihr schon eine plausible Ausrede einfallen, die Sam's Widersacher zufrieden stellen würde.

Sie suchte die Toilette auf, doch kaum dort angekommen, raste eine von Pedro's Damen an ihr vorbei und rauschte in die einzige Kabine, die dort war.

"Sorry, ich muss mal ganz dringend", rief sie nur, als sie absperrte und Penny verdrehte genervt die Augen und lehnte sich ans Waschbecken."Du bist Penny, oder?", hörte sie sie dann mit ihr reden.

Wow. Was war auf einmal los mit denen?

"Ja und du bist...?"

"Ups, wir kamen irgendwie gar nicht dazu, uns kennenzulernen, oder? Ich heiße Madeleine, aber du kannst Madi zu mir sagen, machen alle."

"Freut mich", erwiderte Penny nicht ganz so überzeugt, wie sie hoffte, dass es klang.

"Wusstest du, dass wir morgen zusammen starten?"

"Nein, das ist ja ein Zufall", erwiderte Penny ehrlich erstaunt, ausgerechnet sie heute Abend unter den Umständen so gesellig am Klo zu treffen, war wirklich seltsam, während Pedro mit Sam einen hob...oder hatte sie nur zu viele Krimis gelesen?

"Ja, stimmt, oder?!" Penny hörte die Spülung laufen und atmete erleichtert durch. Gleich würde sie es hinter sich haben und sie los sein."Ups!" Das klang nicht gut, dachte Penny so für sich und im nächsten Moment ging die Tür auf und Penny konnte sehen, dass die Toilette am überlaufen war."War vielleicht ein bisschen viel Papier. Ich sag dem Portier Bescheid. Ich glaube vorne am Flur ist auch noch eine Toilette. Komm, ich zeig sie dir." Sie wusch sich flüchtig die Hände und führte Penny dann in einen Gang am Ende der Eingangshalle."Setz dich doch gleich zu uns. Dein Freund und Pedro scheinen sich doch so prima zu verstehen", säuselte sie dann und Penny nickte nur schwach, ehe sie in die Toilette flüchtete.

Als sie 5 Minuten später wieder rauskam, hörte sie etwas, dass ihre Aufmerksamkeit erregte und sie lauschte einen Moment, ob sie diesen Ruf noch einmal vernahm. Wirklich erschallte irgendwo in der Ferne ein leiser Hilferuf und sie konnte nichts dagegen tun, dass sich ihr Drang zu Helfen einschaltete und sich auf die Suche nach dem Verursacher zu machen. Sie gelangte in die verlassene Küche des Hotels und schaute sich suchend um, während sie den Ruf noch einmal vernahm, diesmal ein wenig lauter und wandte sich einer dunklen Ecke zu. Sie kam näher und entdeckte eine offen stehende Tür und ging um sie herum, um in den dahinterliegenden Kühlraum zu schauen. Er schien verlassen und als sie sich grade umwenden wollte, um woanders weiter zu suchen, bekam sie einen kräftigen Stoß in den Rücken. Sie taumelte nach vorne in den Raum und hatte sich noch nicht richtig gefangen, als sie einen lauten Knall und ein Schnappen hörte.

Sofort wandte sie sich der Tür zu und hämmerte von innen dagegen. Auf dieser Seite war kein Griff, nicht einmal ein Riegel um einen Notausstieg zu gewährleisten. Sie war hier gefangen.

"Hey, lass mich hier raus!" Niemand meldete sich und nichts passierte."Hilfe!", rief sie nun selbst, doch sie ahnte, dass sie durch die dick isolierte Tür und die leere Küche hindurch wohl niemand hören würde.

Sie zog ihr Handy aus der Tasche, um Sam anzurufen und musste enttäuscht feststellen, dass sie keinen Empfang hatte. Verzweifelt hielt sie das Handy in die Luft, in der Hoffnung irgendwo in diesem Raum wenigstens einen Balken zu finden, doch es tat sich nichts - so gut, wie die Isolierung die Kälte drin hielt, hielt sie auch den Funkempfang draußen. Irgendwie musste sie sich doch bemerkbar machen können. Wer konnte schon ahnen, ob die Person, die sie hier eingesperrt hatte, sie auch irgendwann wieder rauszulassen gedachte?! Sie schaute auf die Temperaturanzeige. Minus 20° Celsius.

Schnell schrieb sie eine Nachricht an Sam und schickte sie weg, in der Hoffnung, dass ihr Handy doch eine Lücke im System des Mobilfunkes finden und wenigstens diese eine Nachricht rausgehen ließ, ehe sie sich umschaute.

In einem derRegale lag Gemüse in einer Holzkiste, was besser war, als nichts. Also leerte sie die Kiste aus und ging damit zur Tür zurück, um dagegen zu schlagen. Sie hoffte, dass das Metall die Schwingungen und das Geräusch soweit übertrug, dass es besser zu hören war, als ihre Rufe. Zehn Minuten später, spürte sie, dass sie begann zu zittern. Sie hatte keine Jacke, nichts was sie der Kälte entgegensetzen konnte. Sie konnte nur in Bewegung bleiben. Also begann sie hin und her zu laufen und schlug jedes Mal mit der Kiste an die Tür, wenn sie dort wieder ankam. Trotz ihrer misslichen Lage, konnte sie nicht aufhören, besorgt an Sam zu denken und fragte sich unwillkürlich, ob Madi's Toiletten-Unfall ein Fake gewesen war, um sie hier her zu locken und ob Pedro ebenfalls etwas geplant hatte, um auch seinen Konkurrenten auszuschalten?

Sie spürte, wie ihr die Kälte unter die Haut kroch, egal was sie versuchte, um sich warm und ihr Blut in Bewegung zu halten. Die Zeit schien ihr wie eine Ewigkeit hier drin und die Kälte ergriff schneller Besitz von ihrem Körper, als ihr lieb war. Sie ermüdete ihren Körper und erschöpfte ihren Geist.

Sie dachte an Sam, an die Liebe, die sie für ihn empfand, doch bei Gefühlen war die Wärme nur Schein und nicht wirklich, konnten sie nicht retten. Sie betete, dass es Sam gut ging und ihm bald ihr Verschwinden auffallen und ihn misstrauisch werden ließ, denn sonst hatte sie keine Chance, lebend nach Hause zurück zu kehren.

Wider besseren Wissens setzte sie sich an die Tür gelehnt nieder. Sie konnte nicht mehr stehen, sich nicht mehr bewegen, selbst das Atmen fiel ihr zunehmend schwerer und die Kälte stach in ihren Lungen. Doch sie hörte nicht auf, die Kiste an die Tür zu schlagen. So anstrengend es auch von Minute zu Minute wurde, zwang sie sich dazu. Immer und immer wieder – die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt.

Fortsetzung folgt...

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