Lini

965 20 3
                                    

Auf dem gesamten Nachhauseweg sagen Phil und Siri kaum ein Wort, ein paar Mal versuche ich halbherzig sowie erfolglos über irgendetwas zu reden, doch beide sind zu sehr in Gedanken versunken.

Wahrscheinlich ist Phil wütend, aber er will es nicht zeigen, weil ich dabei bin. Und so wie ich Siri kenne, wartet sie erst einmal nur ab und versucht die ganze Situation irgendwie zu überdenken. Also laufen wir drei den Rest der Zeit stumm nebeneinander her, doch kurz nachdem wir in Phils Einfahrt eingebogen sind, ertönt plötzlich in voller Lautstärke „Ständertime“ und wir zucken alle zusammen.

Es stellt sich schnell heraus, dass das nur Phils SMS-Klingelton ist und genervt und leise fluchend holt er sein iPhone aus der Hosentasche. Als er jedoch die Nachricht liest, weiten sich Phils Augen und er nimmt einen erschrockenen Gesichtsausdruck an. „Was ist los, wer schreibt?“, bricht Siri neugierig das Schweigen, doch ich glaube Besorgnis in ihrer Stimme mitschwingen zu hören.

Ernst schaut Phil auf: „ Das war OG, er schreibt, dass TC vor etwa einer Stunde einen Unfall hatte und im Krankenhaus liegt.“ Ich bemerke, wie Siri ein stummes, aber zugleich entsetztes „Was?“ mit ihren Lippen formt. „OG meint, wir sollten auch mitkommen.“, fährt Phil bestimmt fort und wenige Minuten später sitzen wir in seinem Auto, Siri und ich auf der Rückbank, auf dem Weg zum Krankenhaus.

Schon seit Beginn der Fahrt sieht Siri immer wieder ungeduldig auf die Uhr am Armaturenbrett, bei jeder roten Ampel trommelt sie ungeduldig mit ihren Fingern auf die Oberschenkel und zuckt beim kleinsten Geräusch zusammen. Man kann ihr die Anspannung deutlich ansehen.

Da auch ich besorgt bin und ihr Anblick mich nur noch nervöser macht, versuche ich mich ganz auf Phil am Lenkrad zu konzentrieren. Obwohl ich ihn nur von hinten sehe, mustere ich Phil durchdringend: Seine Haltung ist nahezu regungslos, er wirkt sehr konzentriert und bestimmt, keine Emotionen zu zeigen.

Doch für mich hat es den Anschein, als ob er hin- und hergerissen wäre: Einerseits -  glaube ich - will er nicht ins Krankenhaus, weil er immer noch wütend und enttäuscht wegen TC und Siri ist und andererseits möchte Phil sicher dringend wissen wie es ihm geht. Man merkt, dass ihm die Lage wirklich ernst ist, aber seine wirren, braunen Locken, die ihren eigenen Willen zu haben scheinen, lassen dennoch etwas von dem immer unbeschwerten wie ungespielt lustigen Phil aus den Y-Titty- und „Die Jungs“-Videos erkennen.

Auch die kleinen Lachgrübchen zu beiden Seiten seiner Lippen fallen mir auf. Mein Blick schweift weiter zu Phils starr auf die Straße gerichteten, grün-grauen Augen, die ich vage im Rückspiegel ausmachen kann. Grün-Grau wie ein stürmisches Meer und trotzdem beruhigt mich ihr Anblick und nimmt mir etwas von meiner Anspannung. Doch meine Gedanken werden unterbrochen, als Phil knapp sagt: „ Okay, da sind wir.“

Y-Titty Fanfiction (Fortsetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt