Ich tanzte eng umschlungen mit Anton. Wie lange war es her, dass ich jemandem so nah war?
Mindestens zwei Jahre.
Jetzt konnte ich auch wieder nachvollziehen, wieso ich das starke Geschlecht damals so vergöttert hatte. Nicht wegen des Sexes, nein, sondern wegen der Geborgenheit, die ich fühlte, wenn ich danach an sie gekuschelt eingeschlafen war.
Aber soweit würde es heute nicht kommen, dass hatte ich ihm schon klargemacht.
Schließlich hatte ich mich geändert. Ich war nicht mehr das wilde Mädchen von damals und mein Job hatte nun mal einige Ansprüche an mich.
Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass ich langsam zur Garderobe musste, um mich mit Ada zu treffen. Sie war schon relativ früh in der Menge verschwunden. Ich hoffte mal, dass sie pünktlich war.
„Ich muss gehen.“
„Schade, ich begleite dich noch zu deiner kleinen Freundin.“
Anton lächelte mich an. Süß. Definitiv, aber gegen Cedric hatte er es schwer.
Oh Gott! Ich musste mir endlich diesen Jungen aus dem Kopf schlagen, also erwiderte ich sein Lächeln.
„Lass und gehen.“
Einige Minuten später wanderte mein Blick unruhig durch den halbdunklen Raum.
Wo blieb sie nur?
Verdammt! Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Warum hatte ich sie bloß alleine gelassen und mich an den erst besten Typen gehängt?
„Was mache ich denn jetzt?“
Verzweifelt wandte ich mich an meine neue Bekanntschaft, als sie um 24:00Uhr immer noch nicht da war.
Seine blauen Augen bohrten sich tief in meine.
„Beruhig dich. Du bleibst hier stehen, falls sie noch kommen sollte und ich guck mich mal um. Wenn ich sie sehe, sag ich ihr bescheid. Falls sie in der Zwischenzeit zu dir kommt, schreib mir.“
„Ich atmete kurz durch. Eigentlich blieb mir nichts Besseres übrig. Wenigstens hatte er eine Idee. Im Gegensatz zu mir, die ich mal wieder nutzlos in Panik verfiel.
„Ok. Je schneller wir sie finden, desto besser ist es.“
„Komm runter, Süße.“ Er gab mir einen kurzen Kuss auf die Lippen „Wahrscheinlich hat sie beim Tanzen nur die Zeit vergessen.“
Das konnte natürlich sein.
„Bis gleich.“
Die folgenden Minuten waren mit die schlimmsten meines Lebens.
Wie hatte ich nur so verantwortungslos sein können?
Ich wippte auf meinen Füßen vor und zurück, bis ich auf einmal Anton sah, der wild gestikulierend versuchte, zu mir zu gelangen. So schnell, wie die Menge es zu ließ, bahnte ich mir einen Weg zu ihm.
„Sie ist ziemlich beschäftigt. An der Bar. Mit einem Typen, der – mit Verlaub gesagt – viel zu alt für sie ist.“
Ada? Mit ’nem Typen? Aber sie hatte doch ihren Punk! Irgendwas stimmte da nicht!
„An der Bar?“
Oh nein! Hoffentlich war sie nicht dicht. Wie sollte ich Cedric sonst morgen erklären, dass sie mit einem Mordskater im Bett liegt.
„Komm mit.“ Anton – mein Held – zog mich mit sich.
An der Bar bot sich mit ein grausiger Anblick: Ada saß auf einem Hocker, hatte ihre Arme um den Hals und ihre Beine um die Taille eines Typen in Lederjacke geschlungen und knutschte – soweit ich das erkennen konnte – wild mit ihm rum. Gerade als ich zu den beiden hin wollte, hörte ich ein lautes „ADRIANA!!!“Entsetzt blickte ich mich um und sah Cedric von der anderen Seite auf seine Schwester zustürmen. Konnte es eigentlich noch schlimmer kommen?
„Wer ist das?“
„Mein Chef, ihr Bruder.“
Flüsterte ich Anton kurz zu und ging dann ebenfalls auf die drei zu.
Adriana ignorierte ihren Zornesroten Bruder gänzlich und machte einfach weiter.
Ich hatte ihn noch nie so außer sich erlebt, als er nun den Typen von ihr wegriss, wobei sie beinahe vom Stuhl gefallen wäre. Im letzten Moment wurde sie von einer anderen Person festgehalten – Seth. War etwa die ganze Clique da?
Langsam näherte ich mich dem Geschehen, gerade um mitzubekommen, wie der nun ebenfalls wütende Fremde Cedric anfuhr.
„Man, krieg dich ein. Sie hat gesagt, sie hätte keinen Freund!“
„Ich bin ihr BRUDER, du Perversling!“
„Was hast du dann für ein Problem?“
„Mein Problem ist, dass du Freak mit meiner 16-jährigen Schwester, von der ich dachte, dass sie zu Hause im Bett liegt, liest, fernsieht oder sonst was tut, RUMMACHST!“
„Tja, dann kennst du sie anscheinend schlecht.“ Er grinste dreckig „Sie ist eine verdammt heiße Schnecke. So wie sie rangeht, war sie wohl schon öfter unartig.“
Mit einem Aufschrei stürzte Cedric sich auf den Typen. Oh oh.
Ich eilte zu Ada, die sich an Seths Arm geklammert hatte – irgendetwas stimmte eindeutig nicht mit ihr.
„Trenn die beiden Streithähne, bevor die Security das übernimmt.“
Wies ich ihn an und schlang meine Arme um Ada. Diese lehnte sich an mich.
„Mach das sie aufhören!“ murmelte sie.
Zum Glück schafften Seth und Anton, der ihm zur Hilfe eilte, es kurze Zeit später, die beiden zu trennen.
„Verpiss dich.“ Schnauzte Cedrics Kumpel den anderen noch an, was dieser zu meiner Verwunderung auch tat, nachdem er einen letzten etwas panischen Blick auf das Mädchen in meinen Armen geworfen hatte.
Cedric schien sich langsam zu beruhigen und kam auf uns zu. Seine Augen verengten sich, als er mich sah und am liebsten hätte ich mich hinterm Tresen verkrochen.
„Du auch hier?“ es klang mehr wie eine Drohung.
Ich schluckte „Ja, Master Cedric.“
„Und warum, wenn ich fragen darf?“
„Wir wollten nur ein bisschen feiern.“
„Nur ein bisschen feiern. Soso…“ sein ruhiger Ton ließ mich vor Angst fast in die Hose machen.
„Ich…es tut mir leid, aber Ada ist alt genug und wir wollten einfach Spaß haben.“
Ups, hätte ich doch lieber die Klappe gehalten.
„VERDAMMT NOCHMAL! War das hier gerade deine Vorstellung von SPAß?“ schrie er mich an.
Plötzlich spürte ich, wie sich ein Arm um meine Taille schlang.
„Jetzt komm’ mal wieder runter. Lass sie in Ruhe. Weißt du eigentlich, was für Sorgen sie sich um das Mädchen gemacht hat?“ fuhr Anton dazwischen.
Ich wusste nicht genau, ob ich ihn küssen sollte, weil er mich verteidigte oder doch lieber den Schädel einschlagen, weil er alles noch schlimmer machte.
„Wer bist du denn überhaupt?“ feindselig musterte Cedric ihn.
Gerade als Anton antworten wollte, mischte sich Seth wieder ein.
„Cedric, vielleicht sollten wir das Ganze an einer anderen Location klären. Deine Schwester ist ziemlich im Eimer und die Leute fangen an zu gucken.“
Der Angesprochene atmete tief durch und nickte schließlich.
„Ja das wäre wahrscheinlich das Beste. Seth, kannst du Adriana nehmen? Ich hab noch etwas zu klären.“ Er wandte sich mir zu.
Oh nein, er durfte mich nicht rausschmeißen. Was sollte ich denn dann machen?
„Ich glaub es wäre besser, wenn du jetzt gehst.“ Flüsterte ich Anton zu, der mich noch immer umschlungen hielt.
„Ich ruf dich an.“
Mit einem Kuss verabschiedete er sich und ich fühlte die Blicke der beiden anderen auf mir. Ada hatte ganz abgeschaltet und hing nur noch auf ihrem Platz.
Seth nahm sie auf den Arm und zu aller Entsetzen schnüffelte sie seinem Hals.
„Du riechst so verdammt gut. Hast du Lust rumzumachen?“
Perplex starrte der Junge sie an, dann breitet sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus.
„Hätte nicht gedacht, dass ich das heute Abend noch aus deinem Mund höre. Aber nein, habe ich nicht.“
„Findest du mich nicht schön? Eben hast du noch gesagt, ich wäre sexy!“
Was sollte das denn jetzt heißen?!
„Seth?“ wandte sich auch Cedric fragend an seinen besten Freund.
Der zuckte nur mit den Achseln.
„Keine Ahnung. Sei ist besoffen.“
Na da war ich mir nicht so sicher, immerhin redete sie ja noch ganz normal.
„Ich will aber.“ Protestierte Ada schwach.
„Vielleicht solltet ihr nicht in einem Auto fahren.“ Äußere Cedric zögerlich.
„Hab eh schon was getrunken. Ich bring die Kleine noch zum Auto, dann nehm ich mir ein Taxi nach Hause.“
„Ok, ich kann fahren, ich bin nüchtern.“ Erwiderte Cedric.
„Kommt jetzt.“
Unser Grüppchen drängelte sich durch den Club und erntete viele seltsame Blicke, was wohl an Seth lag, der Ada auf dem Arm trug.
Wenigstens war ich gleich nicht alleine mit ihm im Auto. Trotzdem hatte sich mein Magen schmerzhaft zusammen gekrampft. Oh Gott! Warum war ich so unvernünftig?
„Willst du wirklich nicht mit mir knutschen?“ hörte ich da Ada murmeln.
Was stimmt bloß nicht mit ihr?
„Nicht jetzt.“ Lachte Seth.
Enttäuscht zog sie eine Schnute und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust.
Ich sah, wie er sich etwas hinunterbeugte.
„Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, Sexy.“
Bitte was? Ich musste Ada morgen unbedingt darüber ausquetschen…vorausgesetzt ich arbeitete dann für die Landgrafs.
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Rebel Yell (Deutsch)
Romansa"Scheiße Cedric, deine Schwester sieht aus wie eine abgefuckte Punk-Pennerin", wandte sich der Typ direkt neben meinem Bruder an ihn. Ich musterte ihn genauer. Grüne Augen, dunkelblonde Wuschelhaare, groß, typische Footballer Statur. Mit ein oder z...