Ready for the Weekend

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Kurz danach legte er auf und blickte mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Kann es sein, dass du zu Hause vergessen hast zu erwähnen, dass du zu mir gehst?"

Seine rhetorische Frage quittierte ich nur mit einem Schulterzucken, woraufhin er aufseufzte.
„Er dachte, du wärst wieder abgehauen."

„Geschieht ihm Recht", murmelte ich leise vor mich hin, doch Seth schien gute Ohren zu haben.

„Ada, er war außer sich vor Sorge. Ich bringe dich jetzt nach Hause."

Er reichte mir seine Hand, um mir aus dem Sitzsack zu helfen. Ich ergriff sie, ohne lange nachzudenken.

Heute war ein Tag der Seltsamkeiten, da kam es auf die eine oder andere auch nicht mehr an.

Als sich seine warmen Finger jedoch fest um meine schlossen, bereute ich meine Entscheidung augenblicklich. Die Berührung ließ meine Haut kribbeln und ich sog erschrocken die Luft ein.

Wenn Seth es ebenfalls spürte, ließ er es sich nicht anmerken, doch sobald ich stand, ließ er von mir ab.

„Komm, es ist schon spät."

Da hatte er Recht. Körperlich war ich schon ziemlich erschöpft, auch wenn mein Adrenalinpegel vermutlich noch viel zu hoch war, um zu schlafen.

Meinen Einwand, er müsse mich nicht fahren, ich würde auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause kommen, tat er mit einer Handbewegung und dem Kommentar „Wir wollen ja nicht, dass du verloren gehst", ab.

Also folgte ich ihm die Treppe herunter in die Garage und ließ mich auf den Beifahrersitz fallen.

„Ada, sei nicht zu hart zu deinem Bruder, er hat es auch nicht leicht."

Wenn ich so darüber nachdachte, musste ich ihm sogar zugestehen, dass er Recht hatte:

Ceddie war gerade mal 19 Jahre alt; wohnte nicht mehr zu Hause, sondern auf einem riesigen Landgut; machte im Moment seinen Schulabschluss – mit perfekten Noten, wenn ich ihn richtig einschätzte – und dann hatte er auch noch seine Schwester, das schwarze Schaf der Familie, bei sich aufgenommen...

Sicher war das kein Kinderspiel, auch nicht für den Mustersohn Cedric Landgraf.

Ich beschloss, mich in Zukunft noch etwas mehr zurückzunehmen. Es konnte ja nicht sein, dass er graue Haare bekam, bevor er sein 20. Lebensjahr erreichte.

Vor unserer Haustür stieg Seth als erstes aus und umrundete das Auto, während ich mir noch einen Moment Zeit nahm, um meine Gedanken zu ordnen.

Erst als er mir die Tür aufhielt und eine frische Abendbrise durch den Innenraum fuhr, schwang ich meine Beine aus dem Wagen und richtete mich auf.

Ich konnte nicht leugnen, dass ich so nervös war, Ceddie gleich gegenüber zu stehen, dass ich über die Gesellschaft seines besten Freundes – der heute gar nicht so unausstehlich war - ziemlich erleichtert war.

Als ich meinen Fuß auf die unterste Stufe setzte, wurde die Tür aufgerissen und bevor ich etwas tun konnte, fühlte ich mich von kräftigen Armen umschlossen.

Ein vertrauter Duft umhüllte mich und ich hörte die Stimme meines Bruders flüstern: „Adriana, es tut mir so Leid, ich hätte dich nicht anfahren sollen."

Nach einem kurzen Augenblick des Schocks, erwiderte ich seine Umarmung.

„Mir tut es Leid, dass ich einfach so abgehauen bin."

Rebel Yell (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt