Kapitel 33

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Ich wurde wach, weil Mom an meine Zimmertür klopfte. Draußen war es dunkel, also musste es schon spät am Abend sein. Abby hatte aufgelegt und mir auch nichts mehr geschrieben. Mom fragte, ob ich Hunger hätte. Sofort musste ich an die schlanke Ricky denken, die heute vermutlich nur den Salat gegessen und sonst auf alles andere verzichtet hatte. Da ich diese fettigen Nudeln gegessen hatte, würde ich heute nichts mehr essen, das stand fest. Ich sagte Mom also, dass ich schon gegessen hatte und setzte mich im Bett auf. Mom beobachtete mich mit Argusaugen.

"Du warst gar nicht mit Abby unterwegs, oder?" Ich schüttelte sofort den Kopf. Das Anlügen brachte mir nicht mehr viel und außerdem war das kräfteraubend. "Hat es mit dem geheimnisvollen Freund zu tun, von dem du mir nichts erzählen wolltest?" Mom lächelte sanft und kam zu mir, um sich neben mich auf die Matratze zu setzen.

Vorsichtig nickte ich. "Er heißt Henry.", erwähnte ich beiläufig, während ich am Zipfel der Tagesdecke spielte. "Sternzeichen?", wollte Mom wissen. Ich verdrehte die Augen. "Das tut doch nichts zur Sache!", antwortete ich schnippisch und musste grinsen.

Da Mom mich nur erwartungsvoll ansah, sagte ich ihr Henry's Sternzeichen. Er war im April geboren und somit ein Stier. Ein geduldiger, warmherziger Mann. Ob er so bodenständig war, wie es sich für den typischen Stier gehörte, war mir noch nicht so klar. Er fand es gut, mir zu zeigen, was er sich alles leisten konnte und suchte sich oft die teuersten Hotels aus.

Dies tat er so beiläufig, als würde er es nicht einmal merken, dass er Geld ausgab.

"Wie alt ist er denn?"

"Er ist älter als ich...", antwortete ich bloß und lächelte.

"Hauptsache er behandelt dich gut... und beschützt dich, wenn ich es mal nicht kann. Ältere Männer sind immer die bessere Wahl... ich hoffe aber, dass er noch keine 40 ist. Schließlich bist du erst 17, vergiss das nicht." Mom sah mich mahnend an, doch ich schüttelte bloß den Kopf.

"Mom, er ist doch keine 40.", erwiderte ich standhaft. Und damit log ich sie noch nicht einmal an. Sie seufzte und stand von meinem Bett auf. "North und du? Seid ihr... zusammen?" Mama lachte kurz und wurde rot. "Ja, vielleicht klappt es ja endlich einmal.", meinte sie und ich konnte spüren, wie wichtig ihr das war. Vielleicht fühlte sie sich auch etwas verpflichtet, etwas richtig zu machen, nachdem mir Dad mein Geld gestohlen hatte.

"Ich bin unten, wenn du etwas brauchst. Und.. schlaf nicht so viel am Tag, sonst kannst du nachts nicht einschlafen.", tadelte sie mich noch und schloss dann die Tür hinter sich. Meine Güte, gegen einen kleinen Mittagsschlaf war doch nichts einzuwenden. Ich checkte noch einmal mein Handy, aber weder Henry, noch Abby schrieben.

Kurz hatte ich die Idee, Timon uu schreiben, doch das wäre sicherlich kontraproduktiv gewesen. Ich musste ihm vertrauen, dass er das mit dem Bild aus seinem eigenen Interesse klärte. Schließlich ging es auch um seinen Ruf: Und den von New Gosps. Henry würde ihn ruinieren, wenn das rauskam.

Ich musste an Timons Hände denken und wie seine weichen Lippen meinen Hals hinunter streiften. Meine Hand glitt wie von selbst unter meinen Slip und berührte mich an den schönsten Stellen. Als ich beim Gedanken an Timon war, überrollte mich ein stiller Orgasmus, den ich hinterher fast bereute. Doch wenn Henry sich auf Ricky konzentrieren wollte, konnte ich mich auch für ein paar Minuten auf Timon konzentrieren. Was wäre passiert, wenn ich mehr getrunken hätte und er mich in eine Umkleide oder eine Toilettenkabine gezogen hätte? Hätte ich wirklich mit ihm geschlafen?

Ich machte mein Schlafzimmerlicht aus und sah nach draußen auf die Straße. Die Straßenlaternen waren eben angegangen. Draußen war niemand mehr zu sehen, nicht mal auf dem Spielplatz, wo sich Samstagabend manchmal Jugendliche zum Trinken verabredeten.

Ich stand von meinem Bett auf und ging ans Fenster. Es quietschte, als ich es öffnete. Dad wollte das vor Ewigkeiten reparieren, doch ich glaubte nicht, dass das noch geschehen würde. Ich schlüpfte in einen Hoodie und schnappte mir mein Handy. Dann stieg ich durch das Fenster und hüpfte den Meter hinunter ins Gras, das meine Landung abfederte. Das hatte ich schon öfter getan, nach oben konnte man leicht durch eine Leiter, die eigentlich für Dekorationszwecke aufgestellt war. An ihr hingen ein paar Blumentöpfe aus buntem Blech, aber die störten kaum, wenn man daran hochkletterte.

Ich lief über den Rasen zum Gartentor, stieg drüber und ging auf die andere Straßenseite, um mich auf die Schaukel zu setzen. Dort sah ich wieder auf mein Handy und schrieb Henry eine Nachricht.

Emilie 22:47 Uhr
Bist du da?

Henry 22:47 Uhr
Ja, ist alles in Ordnung? Ist dein Vater bei euch?

Emilie 22:48 Uhr
Nein, ich habe dich nur schon vermisst. Ich bin gerade auf dem Spielplatz hinter unserem Haus und denke an dich.

Henry 22:49 Uhr
Ganz alleine in der Dunkelheit? Ich sollte mich glatt anschleichen und dich entführen, um dich nie wieder gehen zu lassen.

Emilie 22:49 Uhr
Klingt verlockend. Wann wirst du da sein?

Henry 22:52 Uhr
Kleines, ich kann nicht kommen. Ricky und ich haben noch zu tun. Wir haben mit der Presse einige Dinge geklärt und einen Bericht für ein Magazin zusammengestellt.

Emilie 22:52 Uhr
Oh, schon okay, Arbeit geht vor.

-

Ich schaute etwas grimmig drein und legte mein Handy zurück auf meinen Schoß. Die Ketten der Schaukel quietschten und das war ein lautes Geräusch, wenn man bedachte, dass es hier beinahe totenstill war. Ab und zu fuhr ein Auto vorbei und erhellte die Gegend mit den Scheinwerfern.

Sollte ich Timon schreiben? Seine Nummer hatte ich mittlerweile. Die hatte er mir gegeben, falls etwas Neues mit den Paparazzi Bildern auftauchte.

Meine Daumen schwebten schon über der Tastatur in seinem Chat und es half auch nicht zu sehen, dass er online war. Der Engel in mir wollte Henry vergeben und sich ganz ihm hingeben, wie es sich für ein loyales Sugarbaby gehörte, aber der Teufel in mir wollte unbedingt mit Timon schlafen.

Bevor ich lostippen konnte, hörte ich es hinter mir knacksen. Ich fuhr herum und hätte beinahe aufgeschrien.

"North?"

Fruit Punch Lips | Sugar Daddy 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt