Kapitel 53

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Ich starrte in Janice gepudertes, triumphierendes Gesicht und versuchte herauszufinden, ob sie mich auf den Aufnahmen erkannt hatte. Es war unmöglich. Das Makeup hatte mich viel älter gezaubert. Genau wie das bodenlange, rote Kleid.

"Aber deine Begleitung von dort hast du nicht hierher mitgebracht?", wollte Janice wissen und nippte an ihrer Champagnerflöte.

"Nein, leider nicht.", erwiderte Henry gelassen. "Zu schade. Ich hätte sie gerne kennengelernt." Das erste Mal lächelte Janice. Also so richtig. In meine Richtung.

"Nächstes Mal.", wiederholte North schnell um mich aus dieser misslichen Lage zu retten. "Also was essen wir?", fragte er fröhlich in die Runde und Janice nahm den Blick von mir. Ich sah ihn dankend an und dann mal wieder runter auf die Speisekarte.

-•-

"Deine Mutter ist eine ganz besondere Frau.", sagte Mom, als wir auf dem Rückweg den Strand entlang liefen. Henry war schon längst vorgegangen.

"Naja, wenn du das so ausdrücken möchtest.", antwortete North. Ich sah nur seinen Rücken, aber das Schmunzeln konnte ich förmlich vor mir sehen.

"Ich lasse euch mal alleine.", warf ich ein. Mom blieb stehen und drehte sich zu mir um. Fast wäre ich in sie hinein gelaufen.

"In Ordnung, wir spazieren hier noch ein bisschen. Aber geh direkt zur Wohnung, keine Alleingänge, vor allem bei Nacht.", tadelte sie mich sanft.

"Ach, hier ist es total harmlos. Das Schlimmste hier wäre es meine Mutter zu treffen. Lass sie doch alles erkunden. Weit weg kann sie nicht. Es fliegen nachts keine Flugzeuge und ich bezweifle, dass sie mit diesen dünnen Ärmchen weit schwimmen kann."

Ich schnappte empört nach Luft und musste lachen.

"Danke dafür.", erwiderte ich bloß und sah dann Mom an, die noch nicht so überzeugt aussah.

"Na schön. Aber bitte stirb nicht.", meinte sie dann besiegt und grinste dann. "Kein Ertrinken und kein Betrinken. Manchmal gibt's da keinen Unterschied mehr.", fügte sie hinzu.

"Jaaa Mom, weise Worte. Bis später!"

Fröhlich lief ich zu unserem Bungalow um Henry zu schreiben. Wer würde sich denn am Abend vor der Hochzeit betrinken? Das würde ich mir für morgen aufheben. Ich drückte die Tür auf und schnappte mir das Handy vom Couchtisch.

Emilie 21:36 Uhr
In zehn Minuten am Tennisplatz!

Henry 21:37 Uhr
Und was ist, wenn ich schon schlafe?

Emilie 21:38 Uhr
Dann hoffe ich, dass sich wenigstens ein junger Mann auf dieser Insel findet, der mich dort treffen möchte...

Henry 21:39 Uhr
Ich werde in fünf Minuten da sein.

Erfreut über seine Antwort zog ich mich um. Wenn ich schon so viele Outfits eingepackt hatte, dann musste ich mich auch mindestens drei Mal am Tag umziehen, um es richtig auszukosten.

Ich entschied mich für eine Jeansshort und das Bikini-Oberteil von vorhin. Auch den Slip wechselte ich zum Bikini, wer weiß, ob wir nicht doch noch eine Runde schwimmen gehen würden.

Darüber zog ich ein dünnes Top an, das die Konturen meiner Brüste kaum verdeckte. Aber es war sowieso dunkel...

Dann trug ich neues Deo und Parfum auf, putzte mir geschwind die Zähne und marschierte los zur Grünanlage. Schade eigentlich, dass ich Henry nirgends auf dem Weg hin traf. Sonst hätte ich ihn für eine Weile beobachten können.

Der ganze Steg war gut beleuchtet, damit man bei Nacht nicht einfach ins Wasser fiel, doch das Licht in der Grünanlage war spärlich begrenzt. Meine Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen, als ich durch den gepflegten Rasen marschierte und den Tennisplatz fest im Blick hielt.

"Nicht erschrecken, ich bin's." Ich zuckte natürlich trotzdem zusammen und drehte mich nach links, wo Henry stand und mich angrinste.

Endlich konnte ich ihm richtig um den Hals fallen. Er umfasste dabei meine Taille und platzierte kleine Küsse auf meiner Schulter, bis ich ihn langsam losließ.

"Es ist wunderschön hier.", flüsterte ich leise, aber aufgedreht. Ich hätte mir keinen schöneren Urlaub vorstellen können. Henry lächelte glücklich und betrachtete mich im Mondlicht.

Wir standen unter einem großen Baum, an dem eine breite, gepolsterte Hollywoodschaukel hing. Henry hob mich hoch und setzte mich auf eines der Polster. Während ich leicht wippte, setzte er sich neben mich und nahm mich in den Arm. Oh, wie schnell hätte ich hier einschlafen können. Zumindest wäre das vorstellbar gewesen, hätte Henry nicht damit angefangen, meine Brust zu streicheln.

"Oh, da wurden wohl alte Regeln über Bord geworfen.", murmelte ich leise. Sofort zog er seine Hand zurück.

"Du hast Recht. Ich muss mich mehr zusammen reißen.", meinte er und kraulte stattdessen meinen Nacken. Ja, das war natürlich weniger unproblematisch für ihn. Ich musste grinsen. "Bitte mach weiter.", flüsterte ich dann in seine Richtung.

"Mit was denn?", fragte er unschuldig und sah weiter in die Ferne. Ich wollte ihm gar nicht antworten. Allerdings bekam ich keine Reaktion auf meine fehlende Antwort. Er sah einfach weiter raus und schaukelte uns sanft vor und zurück.

"Streichel mich bitte weiter.", flüsterte ich zurück und führte seine Hand an meine Seite. Er gab nach und fuhr fort mit seinen sanften Berührungen. Zufrieden schloss ich die Augen. Nur mehr kam nicht.

"Daddy? Darf ich nicht mal dein Schlafzimmer angucken?", fragte ich leise und grinste heimlich. Die Aussage hätte deutlicher nicht werden können.

Auch Henry lachte kurz leise auf. "Kleines, du weißt, das ist eine schlechte Idee..."

Er sah mir in die Augen. Dann öffnete er den Mund.

"Na gut, auf geht's."

Fruit Punch Lips | Sugar Daddy 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt