Kapitel 13

1.3K 26 0
                                    

"Du hattest auch gesagt, dass wir heute das rote Kleid abholen werden."

Henry schnippste und deutete mit dem Zeigefinger auf mich. "Ja. Du hast Recht. Cleveres Mädchen. Hätte ich fast vergessen. Na dann, geh dich fertig machen und ich mache mir noch ein Frühstück."

Zufrieden nickte ich und rannte die Treppen nach oben, als plötzlich eine Nachricht auf meinem Handy erschien.

Momma 10:43 Uhr
Lange Nacht?

Emilie 10:44 Uhr
Mir geht's gut. War halb so wild. Ich gehe heute noch mit Abby shoppen, aber heute Abend bin ich wieder bei dir! Hab dich lieb und bis dann!

Momma 10:50 Uhr
Na sag schon... wie heißt er denn?

Ich musste lachen. Meine Mutter kannte mich einfach sehr gut. Dennoch beschloss ich, ihr noch nicht von Henry zu erzählen. Deswegen schrieb ich ihr lediglich, dass sie das noch früh genug herausfinden würde.

Im Bad putzte ich meine Zähne, zog meine komplette Skincare durch, kämmte meine schulterlangen, hellblonden Haare und flocht sie zu einem langen französischen Zopf, den ich mit einem rot gemusterten Tuch aufpeppte. Die Frisur hat mir Mom immer für die Grundschule gemacht.

Damals hatte Dad mich noch lieb. Zumindest hatte ich das so in Erinnerung.

Ich schminkte mich. Man sagt, dass man sich nur für sich selbst schminken und schick machen sollte, aber das tat ich für Henry. Irgendwas in mir sagte, dass das zu meinen Aufgaben gehörte. So schön wie möglich aussehen.

Ich zog mir die schwarze Jeans vom Vorabend an und eine passend rote Bluse, die ich in dem weißen Schrank in Henrys Zimmer gefunden hatte. Ursprünglich wollte ich mir nur ein großes Shirt von ihm leihen, doch das Oberteil passte doch wie angegossen!

Henry schmunzelte, als er mich erblickte. "Wieso grinst du so doof?", meinte ich frech gerade raus und setzte mich zu ihm an die gedeckte Kücheninsel.

"Das Oberteil hat meine Mom Nadja geschenkt. Seitdem hängt es im Schrank. Sie hat es nie getragen. Aber dir..." Er küsste mich innig. "Steht es wirklich ausgezeichnet."

Ich errötete und machte mich über mein zweites Frühstück her. Da ich natürlich nicht mehr so viel essen konnte, nahm ich mir nur ein paar Melonenstücke.

"Es wird Zeit, dass du hier deine eigenen Klamotten bekommst. Ich muss dich bitten, deine eigenen Kleidungsstücke bei dir zuhause zu lassen. Versteh mich nicht falsch, deine Sachen liebe ich. Aber du wirst hier ein neues... Image bekommen. Und deswegen auch eine ganz neue Garderobe."

Ich lächelte bestätigend.

"Ja, vielleicht erkennt man mich dadurch auch nicht sofort. Ich mag's Pretty Woman zu spielen.", gab ich ehrlich zu. Oh, wie ich diese Idee liebte!

"Iss auf und hol dann deine Sachen. Wir treffen uns in fünf Minuten beim Auto.", meinte er dann zügig und stellte seinen Teller in die Spüle, bevor er oben verschwand. Ich checkte noch kurz mein Handy durch, schrieb Abby grob, wie es lief und stellte dann alles in die Spülmaschine.

Bear schnarchte auf der Couch und ich kraulte ihn ein wenig, während ich mir meine hohen Schuhe anzog und dann wie erwünscht am Auto auf Henry wartete. Er war pünktlich und sehr chic angezogen, wie als plante er, jemand Besonderen zu treffen. Aber er erklärte mir, dass er täglich so rumlief, auch, wenn er nur shoppen ging.

Eigentlich hatte ich richtig Lust zu fahren. Meinen Führerschein hatte ich nämlich erst neulich mit meinem letzten zusammen gekratztem Geld gemacht. Aber ich durfte sowieso nur mit einer älteren Person als Begleitung fahren. Zufällig war er ja solch eine. Doch das Auto war viel zu teuer für einen Fahranfänger wie mich.

"Irgendwann will ich diese Kiste auch mal fahren.", gestand ich nach fünf Minuten Fahrt. Henry lachte. "Aber ohne mich. Mir wird immer schlecht, wenn ich nicht fahre."

Und damit war auch dieses Gespräch beendet. Er war nicht sonderlich gesprächig heute. Ich sah mich etwas im Auto um. Es war total sauber, kein einziger Müll lag rum und die Seiten waren ebenfalls leer. Mein erstes eigene Auto würde wie meine kleine Wohnung werden. Schön eingerichtet.

Henry parkte in einem Parkhaus und nahm mich direkt fest an die Hand. Die Leute sahen uns. Sie sahen Henry, einen älteren gutaussehenden Mann, mit leicht ergrauten Haaren. Und mich, ein hübsches junges Ding.

Aber wie Nadja gesagt hatte: Ignoriere das. Und das tat ich. Jetzt stand großes Shopping an. Eine komplett neue Garderobe, von Kopf bis Fuß. Und Henry an meiner Seite.




Fruit Punch Lips | Sugar Daddy 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt