Kapitel 21.

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Für Hermione fühlte sich an, als wären Wochen nein Monate oder gar Jahre vergangen seitdem die Beiden ihre Reise begonnen hatten. Es fühlte sich an als hätte sie in den vergangenen drei Tagen mit Charlie mehr gelernt, über sich selbst, als in all den Monaten allein. Sie fühlte sich als wäre sie endlich wieder in einem Zuhause angekommen. Einem Zuhause mit neuen Freunden. Aber sie wusste, dass diese Idylle nicht lange anhalten würde, würde sie nicht die ganze Geschichte erzählen. Sie wusste, dass sie nun bereit dafür war, das einzige was sie noch nicht wusste war, wann der passende Augenblick dafür sein würde. Doch kann man für solch ein Gespräch wirklich den richtigen Augenblick finden ? Im Endeffekt kommt es doch auf dasselbe heraus nicht wahr ?

Es war später Abend als die Reisenden endlich in dem Reservat in Neuseeland ankamen, von dem aus Reiscracker in einigen Tagen wieder in die Freiheit entlassen worden sollte. Sie hatten einen angenehm ruhigen Tag auf dem Schiff verbracht, hatten jedoch ihr Gespräch des vorherigen Abends nicht wieder zur Sprache gebracht. Sie hatten miteinander Karten Gespielt, Geschichten und Alte Sagen ausgetauscht, sowie weitere Buchempfehlungen. Als sie also Abends an ihrem Ziel ankamen waren die beiden ausgelassener Stimmung und bester Laune.

Zwei Mitarbeiter erwarteten die Beiden bereits, am Hafen, der dieses mal direkt an das Reservat grenzte. Die beiden Mitarbeiter, die sich als Tane und Nyree vorstellten, waren sehr freundlich und offen aber dennoch distanzierter, als die des vorherigen Aufenthaltsortes, was keinesfalls ein Problem für Hermione oder Charlie darstellte. Tane, ein junger Mann, der ungefähr in Hermiones Alter zu sein schien, führte die beiden zu dem Reservats Leiterin, welche bereits auf die beiden in ihrem kleinen, aber äußerst gemütlichen Büro auf sie wartete. Nyree, eine zarte aber dennoch muskulöse junge Frau, hatte unterdes Reiscracker ohne Probleme in eines der Gehegen geführt.

"Herzlich Willkommen, bei uns. Es tut mir leid, das ich euch nicht persönlich in empfang nehmen konnte, ich hatte leider noch ein wichtiges Telefonat, mit einem Geschäftskollegen, zu führen. Mein Name ist Nadida. Ich leite diesen Laden schon ein Weilchen und bin mir sicher, dass wir uns gut um euren Drachen kümmern werden können. Ich hoffe ihr hattet eine nicht allzu anstrengende Reise ?" begann die Frau sie freundlich zu begrüßen. Nadida, war eine große, gebräunte Frau mit rotbraune Locken und durchdringende grün blaue Augen. Auf ihrer Haut zeichneten sich leichte Narben ab, die ihr aussehen positiv beeinflussten. Alles in allem konnte man sie als nichts anderes bezeichnen als schön. Sie schenkte den beiden ein aufrichtiges Lächeln, wobei ihr blick doch eindeutig auf den jungen Mann hinter Hermione gerichtet zu sein Schien und der Ihn allem Anschein nach versuchte auszuziehen. Hermione entging der Blick ihrer Augen nicht, doch versuchte sie das ungute Gefühl zu ignorieren und antwortete stattdessen. "Oh ja. Es war eine sehr ruhige Reise, dennoch war sie ein wenig anstrengend." ihre Stimme klang unverändert freundlich. "Wie schön. Ich gehe davon aus, dass ihr euch ausruhen wollt. Wenn ihr möchtet steht euch eine unserer unbewohnten Hütten zur Verfügung." sagte Nadida, irgendwas lag in ihrer Stimme, dass Hermione nicht Gefiel, doch sie schob dies auf die Aufsteigende Müdigkeit. Diesmal war es Charlie der Antwortete, "Dieses Angebot nehmen wir gerne an, für diese Nacht, morgen Mittag werden wir dann zu unserem eigentlichen Domizil reisen und uns dort noch einige Zeit aufhalten, falls Probleme oder Fragen zu Reiscracker auftreten sollten." Nadida nickte und biss sich auf ihre perfekt geschwungene Unterlippe bevor sie antwortete, "Eigentlich schade, wir hätten viel voneinander." sie ließ diesen Satz sehr doppeldeutig im Raum stehen, ohne ihn ein weiteres mal anzusprechen. "Also schön. Folgt mir." sagte sie schließlich und lief dicht an den beiden vorbei, wobei sie beinahe unauffällig Charlies Arm streifte. Dieser nahm jedoch keine große Notiz davon, zu sehr war er auf Hermione fokussiert, deren Stirn sich ganz leicht in Falten gelegt hatten, die Sorgenfalten glichen.

Nadida führte die beiden sogleich zu einer großen Hütte, die wohl in allen Reservaten Standard zu sein schien. "Hier sind wir schon. Seht euch um. Die beiden Schlafzimmer sind Oben das Bad ist auch Oben. Küche und Wohnbereich seht ihr gleich vor euch. "Dankeschön, ich gehe sogleich nach oben, wenn das in Ordnung ist. Ihr könnt euch, noch ein bisschen unterhalten, wenn ihr mögt." murmelte Hermione. Ihre Stimmung hatte sich verändert, die Entspannung war Anspannung gewichen, die sie erschöpfter gemacht hatte. "Sicher doch. Ich wünsche dir eine gute Nacht." sagte Nadida und auch Charlie sagte, "Schlaf schön." seine Stimme klang leicht besorgt, doch Hermione hörte dies in ihrem ermüdeten zustand nicht aus seiner Stimme heraus. Zu Abend Gegessen hatten sie beiden schon zusammen auf dem Schiff, was ihr schnelles verschwinden nicht noch zusätzlich verdächtig machte. Sie schnappte sich einfach nur ihren Koffer und Kit bevor sie mit einem letzten lächeln die Stufen zu dem Schlafzimmern empor stieg.

Doch egal wie lange sie es versuchte, sie konnte nicht schlafen. Sie lag einfach nur wach in ihrem Bett und streichelte den kleinen Kater auf ihrer Brust. Gegen Mitternacht war es ihr zu doof und sie entschied sich einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Frische Luft würde ihr sicher gut tun. Leise war sie aufgestanden, sie wusste nicht ob Charlie bereits ins Bett gegangen war. Sie hatte ihn zumindest nicht gehört aber dies schien bei ihm nicht zu viel zu bedeuten. Sie hatte Kit nicht mitgenommen, aus angst er könne sich in der fremden gefährlicheren Umgebung unwohl fühlen und so ließ sie ihn auf ihrem Bett liegen, wo er sich zufrieden wieder zusammen rollte.

Leise lief sie die hölzerne Wendeltreppe hinab, unten im unteren Teil des Hauses brannte nur noch das kleine Licht neben dem Sofa, dem sie, wenn sie ehrlich war, zuvor keine größere Bedeutung geschenkt hatte. Auch jetzt beachtete sie es nur kurz bevor sie an ihm vorbei und zu der Garderobe lief, wo sie sich ihre Schuhe und Jacke anzog. Die Türen ließen sich nicht abschließen und so brauchte sie auch keinen Schlüssel mitnehmen. Erst als sie bereits einige Schritte getan hatte kam ihr der Gedanke, wie seltsam es war, dass das Licht noch gebrannt hatte, auch wenn sie keinen hatte sehen können. Es wäre natürlich möglich, dass Charlie vergessen hatte es auszumachen oder er noch wach war und nur kurz in seinem Zimmer oder dem Bad verschwunden war, doch wo war dann Nadida ?

Alleine als sie an den Namen dachte beschlich sie wieder das seltsame Gefühl von vorher. Inzwischen hatte sie sich nur zugut zusammen reimen können, das es sich hierbei um Eifersucht handelte. Doch wusste sie auch, dass Eifersucht nicht ihre stärke war, zumindest das hatte ihr Ron während ihrer Beziehung beigebracht. Sie hasste es, dass sie manchmal so transparent gewesen war, wenn es um Lavender Browns und Rons Beziehung gegangen war und so wollte sie unter allen umständen verhindern, dass sie das gleiche verhalten wie damals an den Tag legte. Weniger erstaunlich war es also das keiner der Flirtversuche von Nadida bei Charlie angekommen zu sein schienen, jedenfalls keine bei der sie Aktiv dabei gewesen war.

Sie war nun schon eine Weile unterwegs, sie hatte bewusst den Weg genommen, der von dem Reservat weg führte. Auch wenn sie den Weg nicht kannte war sie sicher in ihrem Schritt. Die Nacht war kühl, was nur natürlich war, da es bereits Anfang/Mitte September war. Sie blieb erst stehen als sie an einer kleinen Felsformation ankam. Sie machte sich keine Sorgen, dass sie den Weg zurück nicht wieder finden würde.

Sie blickte den Stein an, der beinahe 5 fach so groß zu sein schien wie sie selbst. Ihr blick wanderte wie von selbst zu den kleinen funkelnden Sternen am Himmel, die den Nachthimmel erleuchten. Immer wieder, in solchen Stillen und Harmonischen Momenten, in denen sie die Sterne betrachten konnte verfiel sie in Erinnerungen. Dieses Mal musste sie an eine weitere Lektion von ihrem Lehrmeister denken, die wenn sie ehrlich war eine ihrer Liebsten gewesen war, vielleicht nicht in dem Moment wo sie sie bewältigen musste aber definitiv im nachhinein.

Die Lektion war eine ihrer letzten Lektionen, in dem Moment in dem sie damals gelebt hatte war es ihr irrsinnig vorgekommen. Warum sie eine solche Aufgabe lösen sollte, wenn doch nichts darauf angedeutet, sie jemals zu brauchen. Leonard Lenox hatte nur gelächelt und gesagt, "Das leben ist wie eine Tasche voller Lose, niemand kann mit Sicherheit sagen ob er gewinnt oder verliert, das einzige das man sagen kann ist, das jeder Lose im leben zieht. Manche sind Preise, manche sind Nieten aber dennoch schreiben sie unser Leben." Damals hatte sie ihn betrachtet, hatte sich jedoch nicht recht vorstellen können was er gemeint hatte, doch dies schien dem alten Mann ganz recht zu sein, so hatte er nämlich zu sagen, "Steig auf den Stein und lerne von ihm." mit diesen Worten hatte er sich umgedreht und war verschwunden. Sie hatte nicht gewusst wie lange sie dort sein würde, oder gar zu was für einem Zweck, doch hatte sie seinen Auftrag ausgeführt und war auf den besagten Stein, der eher ein Felsen war, hinaufgeklettert und hatte sich dorthin gestellt.

Nach dem ersten Tag hatte sie Lenard Lenox verflucht, da das Wetter alles brachte, was es bringen konnte. Schnee, Regen, Sonne, Nebel und vieles Mehr. Und doch war sie stehen geblieben. Sie versuchte auszumachen was sie von dem Felsen lernen konnte. Es war schließlich nur ein einfacher, fester Felsen. Der dort stand als hätte sich nichts in an dem Wetter geändert. Als wäre alles beim Alten. Er war wie ein Sprichwörtlicher "Felsen in der Brandung". Standhaft und unkaputtbar.

Standhaft...Standhaftigkeit. Zwei Wörter, die so viel mehr bedeuten, als nur das Aushalten von etwas oder die Hartnäckigkeit, die wir an den Tag legen. Nein diese Worte sind etwas was unser Leben beschreibt. Wir halten vielem Stand, dem Unbekannten, den Vorurteilen, den Geheimnissen, den Zwänge und all dem Chaos. Wir sind Standhaft und trotzdem dürfen wir auch aufgeben, wir dürfen leiden. Das wichtige ist wieder aufzustehen. Unser Leben ist ein dauerhaftes Spiel von Steh auf. Wir sind also Steh Auf Figuren in der bunten, weiten und auch grausamen Welt. 

Drachen müssen FliegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt