Chapter Twenty-Nine

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Remus PoV

Hastig ging ich die Treppen hoch und musste der Versuchung widerstehen mich umzuschauen, um zu überprüfen, ob er mir nachkam. Dieses eine Mal würde ich nicht der unsichere 'Remi' sein. Ich würde meine Gefühle selber in die Hand nehmen und sie nicht davon abhängig machen, wie er dachte, oder was er tat. Denn das hatte ich in letzter Zeit viel zu häufig getan. In Gedanken versunken passierte ich nun den Gemeinschaftsraum und musste feststellen, dass die Nervosität nun doch überhand gewann. In der Halle war es mir durch meinen Enthusiasmus erfolgreich gelungen sie zu überspielen, doch jetzt und hier, wo alles still war, wo ich nichts hörte außer meinen Schritten und den Gedanken in meinem Kopf, war ich unsicher. Ja, ich war unsicher und vermutlich würde ich es immer sein. Ob Sirius wohl auch unsicher war? Bestimmt nicht. Mit einem letzten Satz hatte ich unser Zimmer erreicht und blieb nun zum ersten Mal stehen. Meine Füße bewegten sich nicht mehr, mein Blick war starr zu der Tür gerichtet und auch meine Gedanken schienen inne zu halten und Platz zu schaffen, für diese eine Frage, die ich vorher gekonnt ignoriert hatte. Was hatte ich eigentlich vor?

Doch bevor ich mir diese Frage beantworten, oder zumindest darüber nachdenken konnte, hörte ich Schritte auf der Treppe. Seine Schritte. Mein Herz schlug automatisch ein wenig schneller und nervös spielte ich mit meinen Händen. Er war wirklich gekommen. Hieß das er wollte auch herausfinden, was er fühlte? Hieß das er fühlte das gleiche wie ich? Oder hies das lediglich, dass er der Bitte eines guten Freundes gefolgt war und gleich komplett verwirrt vor mir stehen würde? Die einzelnen Treppenstufen die er überwand fühlten sich an wie Klippen und die Sekunden wie Minuten. Minuten in denen die Unsicherheit immer weiter Besitz von meinem Körper nahm und jeden Millimeter meines Kopfes zu füllen schien. Was, wenn er über den Abend gar nicht so dachte wie ich? Was wenn es ihm gar nicht so viel bedeutet hatte und er lediglich in seiner Angetrunkenheit etwas Spaß und Ablenkung von seinen üblichen Mädchengeschichten gesucht hatte? Mir fiel auf, ich wusste es nicht. Und vermutlich würde ich es nie wissen, wenn ich mich jetzt nicht für einen Moment zusammenreißen konnte. In dem Moment, in dem ich den Kopf leicht schüttelte und versuchte mich damit jeglicher Nervosität zu entledigen, sah ich Sirius eintreten.

Ich hatte alles erwartet, hatte erwartet, dass er verwirrt war und mich fragte, was ich wollte, hatte erwartet, dass er mir keine Gelegenheit gab die Initiative zu ergreifen und mich zurück in meine Willenslosigkeit verbannte, hatte erwartet, dass er nicht kam. Doch womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass er einfach nur da stand. Er schloss die Tür hinter sich und stand einfach nur da. Ich hörte, dass sein Atem schnell ging, doch sah wie er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Seine dunklen Haare fielen ihm ins Gesicht und sein Körper bewegte sich leicht mit seinen Atemzügen. Mein Blick blieb an seinen Augen hängen. Er sah mich direkt an und ich war nicht bereit seinem Blick nachzugeben. Seine Augen funkelten wie immer, doch ich sah etwas in ihnen, dass ich nicht kannte und dass mir Angst machte. Er war unsicher. Es war der gleiche Ausdruck den ich den Abend in seinen Augen gesehen hatte, doch den er verbannt hatte, um mir meine Angst zu nehmen. Ich fühlte mich als wäre es nun meine Aufgabe dies zu tun. Als müsste ich ihn in den Arm nehmen ihn beruhigen und ihm die Möglichkeit geben seine Gefühle kennenzulernen, wie er es getan hatte. Doch ich stand einfach nur da. „Du bist gekommen." hauchte ich stattdessen und meine Stimme brach.

Er blinzelte und seine Körperhaltung verspannte sich leicht. Er schien zu überlegen, was er sagen sollte, doch ich kam ihm zuvor und ging nun einen Schritt auf ihn zu. Vorhin hatte ich mir gesagt ich würde einmal nicht der unsichere Remi sein und ich beschloss, dass ich mich nun auch daran halten musste. Ich war nicht der einzige, der sich seiner Gefühle nicht im klaren war und ich sollte aufhören jegliche Verantwortung auf Sirius abzuschieben. Vorsichtig legte ich meine Arme um ihn und drückte seinen Kopf sanft an meine Halsbeuge, bevor ich ihm ein „Danke" ins Ohr flüsterte. Er entspannte sich in meinen Armen und sein Atem wurde ruhiger an meiner Haut. Ich nahm jede seiner Bewegungen, jeden seiner Atemzüge klarer wahr denn je und in diesem Moment fühlt es sich wieder so an, als gäbe es nur uns Beide. Als wäre die Zeit stehen geblieben und die Welt um uns hätte aufgehört zu atmen. Es war wunderschön. Ich begann mit meiner Hand leicht seinen Rücken rauf und runter zu fahren, fuhr mit meinen Fingerkuppen seine Wirbelsäule nach und umkreiste seine deutlich hervorstechenden Schulterblätter. „Ich würde überall mit dir hinkommen Remus" hauchte er währenddessen gegen meine Haut und eine Gänsehaut schoss mir über den gesamten Körper. Das Wort „Remus" schenkte seiner Stimme eine Ernsthaftigkeit, die ich lange nicht mehr so gehört hatte und seine Tiefenentspanntheit verriet mir, dass es eines der ehrlichsten Dinge war, die er mir seit langem  gesagt hatte.

Seine Hand an meinem Rücken setzte sich nun auch in Bewegung und glitt erneut unter mein Tshirt, wie bereits am See. Kurz zögerte ich, bevor ich es ihm gleichtat. Ich wollte, dass er spürte, was ich spürte und dass er die Kontrolle verlor, wie ich es tat. Unser beider Atem beschleunigte sich gleichmäßig und ich war der erste der seine Hand in Bewegung setzte. Seine Haut war weich und warm und ich spürte die Gänsehaut unter meinen Fingern, die ich mit jeder meiner Bewegung verstärken konnte. Wie eben schon fuhr ich seine Wirbelsäule hinauf und Sirius wand sich leicht in meinen Armen. Er wurde unruhig und ich genoss jeden seiner Atemzüge. Beruhigend legte ich meine andere Hand an seinen Kopf und strich ihm durch die dunklen Haare. Er bewegte seine Hand nun ebenfalls und ich stellte fest, wie sie die gleiche Wirkung auf mich hatte, wie meine auf ihn. So standen wir nun dort und ich meinte nichts zu hören, außer unserer Atemzüge. Wir standen dort und verloren die Kontrolle über das, was wir taten und was wir fühlten und ich verlor die Kontrolle darüber, was ich dachte. Mir war wieder alles egal. Alles in meinem Kopf schien schwammig und unwichtig bis auf dieses eine Verlangen, was ich schon seit Tagen stärker denn je spürte. Und Sirius schien es auch zu fühlen, denn im nächsten Moment sprach er aus, was wir beide uns so sehnlichst wünschten:

„Ich möchte dich spüren Remus."

𝐇𝐈𝐒 𝐄𝐘𝐄𝐒 | wolfstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt