Chapter Nine

1K 86 5
                                    


Remus PoV

Unruhig drehte ich mich in meinem Bett hin und her und landete am Ende jedoch immer wieder auf meinem Rücken und starrte an die Decke. Ich empfand eine Mischung aus Hitze und Kälte, weshalb ich die Decke auch weder von mir strampeln, noch komplett über die Ohren ziehen konnte. Meine Gedanken drehten sich im Kreis und mein Magen rebellierte gegen die zwei Bier, die ich getrunken hatte. Erbärmlich. Sirius und James würden mich jetzt vermutlich dafür auslachen, jedoch waren sie im Moment einfach nur ein Faktor, der meine Übelkeit bei Weitem förderte. Nachdem alle gegangen waren und wir den Gemeinschaftsraum aufgeräumt hatten, waren sie immer noch nicht wieder aufgetaucht und ich empfand eine Mischung aus großen Sorgen und riesiger Wut. Immerhin war es prinzipiell ihre Party gewesen und ich konnte nicht verstehen, was sie dazu veranlasst hatte uns damit alleine zu lassen. Am Ende waren es Peter und ich gewesen, die die Betrunkenen raus schicken, das Erbrochene wegwischen und alles klar schiff machen mussten. Und das war echt kein Spaß gewesen und hatte bestimmt zwei Stunden gedauert und das auch nur, weil Lily und ihre Freundinnen, gnädig, wie sie waren, uns geholfen hatten.

Zudem fixierte mein Kopf ständig diese eine Szene vor meinem inneren Auge und würde ich sagen, dass sie mich nicht beschäftigte, würde ich lügen. Wie er dort stand, das Glas am Mund, das Gesicht versteinert, ohne Ausdruck und so völlig abgewandt von allem. Wie er ohne jegliches Zucken zum nächsten und wieder nächsten gegriffen hatte und wie er alles um sich herum ignoriert hatte. Ja, Sirius war kein bedachter Trinker, er trank gerne mal ein paar Bier zu viel und er machte gerne mal so richtig einen drauf und landete mit seiner Begleitung schließlich im Bett. Doch gerade das war es, was mich verwunderte. Weder hatte ich ihn feiern gesehen, noch hatte ich gesehen, dass er einen ernsthaften Blick auf seine Begleitung geworfen hatte, noch hatte ich irgendeine Art der Begeisterung in seinen Augen gesehen, die er noch ein paar Tage zuvor für die Party hatte aufbringen können. Warum ich mir so sicher war, dass mir das nicht einfach entgangen war? Weil ich mich den ganzen Abend hatte auf nichts anderes konzentrieren können und ich jede seiner Bewegungen förmlich aufgesaugt und analysiert hatte und das machte mich verdammt wütend. Es machte mich wütend, dass Sirius ausgerechnet an dem Abend, an dem ich mein erstes Date hatte, wenn man es so nennen konnte, sich so betrinken musste, dass ich vor Sorge meine Augen nicht von ihm lassen konnte. Dafür hatte ich am Ende des Abends auch die Quittung bekommen.

Ella war irgendwann weinend aus dem Gemeinschaftsraum verschwunden, da sie sich den Abend wohl ebenfalls anders vorgestellt hatte, Lily und ihre Freundinnen waren sauer auf mich weil naja, dieses Mädchending halt. Tust du ihr weh, hassen wir dich alle. Und dieses Gefühl war extrem belastend, denn eigentlich kannte ich das gar nicht. Ich fühlte mich fast wie Sirius, der alle paar Wochen einer neuen das Herz brach und so war ich gewiss nicht. Ich hatte mich ehrlich auf den Abend gefreut und war überglücklich gewesen, als Lily mir Ella vorgestellt hatte. Für zwei Tage, war ich einfach ein normaler Schüler, auf einer normalen Schule gewesen, der sich auf eine normale Party und ein Date gefreut hatte. Und nicht Remus, Remus John Lupin, der Stille, der Komische, der Nachdenkliche, der, der seit Tagen nicht mehr geistig anwesend war, der, der alle paar Wochen für ein paar Tage im Krankenflügel verschwand und naja, der Typ halt. Der Typ, der verdammt nochmal seine Gedanken und allgemein in letzter Zeit gar nichts mehr im Griff hatte.

Wütend auf mich selber drehte ich mich erneut in meinem Bett, als ich Geräusche hörte. Sie waren kaum zu erkennen, doch bei genauerem Hinhören, schien es sich um Schritte auf der Treppe zu handeln. Mein Herz setzte für einen Moment aus, Sirius? Fast reflexartig hielt ich den Atem an, als ich hörte, wie die Zimmertür sich öffnete. Und tatsächlich, sie waren es, ich konnte nun deutlich ihre Stimmen hören. Für den Bruchteil einer Sekunde war ich kurz davor wutgeladen aus meinem Bett hervor zu springen und den Beiden eine Standpauke zu halten, die sich gewaschen hatte, doch irgendetwas hielt mich davon ab. Irgendetwas ließ mich einfach stumm und regungslos in meinem Bett liegen, unfähig etwas zu sagen oder zu tun. „Schlafen sie schon?" hörte ich Sirius lallen und um Gottes Willen, das konnte nicht ihr Ernst sein, wie besoffen waren sie bitte? Wenn sie jemand in diesem Zustand draußen erwischt hätte, wären das mindestens 50 Punkte Abzug für jeden von ihnen geworden und es konnte mir ja keiner erzählen, dass die beiden in ihrer Verfassung vorsichtig gewesen waren. „Ja i-ch glaub schon" ertönte nun auch James, gar nicht mehr feste und klare Stimme, wie ich sie sonst gewohnt war. „Außer Moony hat nen Silencio über sein Bett gelegt und hat Spaß mit der Blonden, es wäre langsam mal Zeit." sagte James und ich musste mich verdammt bemühen jedes Wort zu verstehen. Konnten sie bitte aufhören so über mich zu sprechen? Was fiel ihnen denn ein, ich hatte sowas nicht nötig und das wussten sie auch. Ich hörte nur James Kichern und wie es plötzlich automatisch verstummte. „Was ist denn auf einmal los Tatze?" fragte James mit einer Mischung aus Besorgnis und Belustigung, wobei er selbst gerade wohl nicht mehr in der Lage war, all diese Emotionen zu trennen.

„Nein tut er nicht, so ist er nicht." entgegnete Sirius nach einer Weile unangenehmen Schweigens mit überraschend fester Stimme. Na bitte, sag ichs do - Warte, was bildete er sich eigentlich ein? Ja er hatte recht mit dem, was er sagte, naja in gewisser Maßen zumindest, aber trotzdem stand es ihm überhaupt nicht zu so über mich zu reden, als ob es mir nicht zuzutrauen wäre, dass ich etwas Spaß mit einem Mädchen hatte und ich ein gutes Date verbracht hatte. Wut keimte in mir auf, doch ich war immer noch wie gelähmt. Dieser verdammte Mistke - Erneut riss mich jedoch seine Stimme aus meinen Gedanken. „Lass uns schlafen gehen James, der Abend sollte endlich ein Ende nehmen." Ja, das sollte er gewiss, aber viel mehr sollten die Beiden ein Ende nehmen, wenn die wüssten, was sie erwartet. Ich lauschte noch ihren Schritten, wie sie nacheinander noch einmal ins Bad tapsten und sich schließlich in die ächzenden Betten schmissen. Es dauerte nur wenige Minuten, bis ich ein Schnarchen von James Bett vernahm und auch Sirius schien eingeschlafen zu sein.

Nur ich nicht. Ich lag mittlerweile wieder auf dem Rücken und starrte die Decke an. Es war schon verdammt spät und mir war sehr wohl bewusst, dass wenn ich nicht bald ein bisschen Schlaf finden und mal eine ungestörte Nacht hätte, mein Zustand sich nicht unbedingt verbessern würde. Doch meine Gedanken wollten einfach nicht zur Ruhe kommen, genau so wenig, wie mein Herz, dass, nachdem die Beiden den Raum betreten hatten angefangen hatte in einem komischen Rhythmus zu schlagen. Und es schien mir eine überaus gute Lösung, ewig einen Punkt an der Decke zu fixieren, in der Hoffnung, dass meine Gedanken sich ebenfalls auf ihn fokussieren und zu einem einzigen sinnvollen greifbaren Gedankengang verschmelzen könnten, den ich dann wieder aufnahm, zu Ende dachte und endlich zur Ruhe kam. Doch das war leider nicht der Fall, warum auch.

𝐇𝐈𝐒 𝐄𝐘𝐄𝐒 | wolfstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt