Remus PoVAlles um mich herum schien wie in Zeitlupe zu verlaufen. Ich schlug die Tür hinter mir zu und blieb wie angewurzelt stehen. Mein Atem ging immer noch stoßweise und ich konnte das Blut durch meine Ohren rauschen hören. Ich hatte die Umgebung komplett ausgeblendet und ließ meinen Kopf langsam nach hinten sacken. Ich wollte mich gedanklich anschreien, wollte mich fragen, was das sollte, doch es ging nicht. Nichts passierte. Ich stand dort, ich fühlte mich leer, konnte keinen einzigen Gedanken fassen und merkte, wie mein Körper langsam an der Tür zu Boden sackte. Schützend zog ich meine Beine an und legte den Kopf in meine Knie. Mit den Armen versuchte ich irgendwie meine Ohren von meinem eigenen Herzschlag zu isolieren, doch es klappte nicht. Nichts klappte. Jetzt nicht, vorhin nicht, gestern nicht und allgemein überhaupt nie im Moment. Ja, ich konnte mir noch tausend Mal einreden, dass Sirius und ich jetzt wieder beste Freunde waren, dass jemand für mich da war, dass ich die Prüfungen schaffen würde, dass wir das alles schaffen würden. Doch das schlimmste war, dass es mir nicht reichte. Es stellte mich in keinster Weise zufrieden und mein Körper schien mir diese Unzufriedenheit unbedingt mitteilen zu wollen. Denn irgendwas fehlte und scheinbar war er nicht mehr gewillt darauf zu verzichten.
Was eben in dem Schock komplett ausgeblieben schien, kam nun hoch und ich merkte, wie mir langsam aber sicher die Tränen in die Augen stiegen. Im Zimmer hinter mir hatte sich immer noch nichts bewegt und ich fragte mich, was er gerade dachte. Ob er es überhaupt bemerkt hatte, nein stop, das hatte er ganz sicher. Ich schüttelte ärgerlich den Kopf. Wenn ich doch wenigstens einfach sitzen geblieben wäre, hätte ich versuchen können es zu erklären, ich hätte sagen können, dass ich wegen dem Vollmond die Berührungen stärker wahrnahm, dass ich mich nicht unter Kontrolle hatte, aber jetzt? Was jetzt? Ich war weggerannt und vermutlich sagte das mehr als tausend Worte, sagte mehr, als ich überhaupt hätte ehrlich sagen können, denn so langsam hatte ich das Gefühl mein Körper wollte lieber anderen sagen, was mit mir los war, als mir selber. Meine Gedankenkette wurde gestoppt, als ich hörte, wie Sirius mit einem knarrenden Geräusch von dem Bett aufstand und langsam in Richtung Bad kam. Er sagte nichts, er atmete ganz ruhig. Automatisch verschnellerte sich mein Herzschlag erneut und ich ermahnte mich selber mich irgendwie zu beruhigen. Ich würde gleich mit ihm reden müssen, ich würde ihm erklären müssen, was los war, ich müsste verdammt noch mal irgendetwas sagen.
Aber ich konnte es nicht.
Denn mein Kopf war leer. Jeglicher Gedanke, jegliche Worte schienen aufgesogen von dem unendlichen Wirrwarr, dass Sirius mit jedem seiner Schritte wieder näher zu mir zu bringen schien. Es war wie ein schwarzes Loch, wie ein großer Trichter, der jegliche Vernunft und jegliche Entscheidungsmacht aus mir zu raubte und mich zu einem willenlosen Sklaven meiner Gefühle und Wahrnehmungen machte. Mich entblößte und meinen Schutzwall einzureißen schien. Und das schlimmste daran war, dass es sich gut anfühlte. Nicht jetzt und gerade, denn ich wusste, mein letztes Stündchen hätte bald geschlagen. Aber sonst, immer, wenn er dieses Chaos in mich brachte. Ja es schlecht, es brachte mich durcheinander und ich fühlte mich, als hätte jegliche Selbstbeherrschung mich verlassen, aber gleichzeitig liebte ich es auch. Dieses Gefühl nichts ausgesetzt zu sein, außer seinen Berührungen und seiner Stimme, über nichts nachdenken zu können und einfach durch den Körper gesteuert zu werden, versetzte mich in eine Ekstase, die ich als überaus aufregend empfand. Ich wollte mehr davon, wollte es spüren, intensiver, länger, wollte nicht darüber nachdenken, wo sie herkam und warum sie da war, ich wollte es einfach nur spüren, wollte ihn spüren.
Seine Schritte verlangsamten sich und ich vernahm ein dumpfes Geräusch, welches mir signalisierte, dass er sich an der anderen Seite der Tür niedergelassen hatte. Er atmete, sog die Luft tief ein und- Stieß sie wieder aus. Das Geräusch, wie die Luft seinen Körper verließ schien mir einen Realitätsschock zu verpassen und ich empfand das Bedürfnis all die Dinge, die ich eben gedacht hatte, genauso, wie seine verbrauchte Luft aus meinem Körper auszuatmen. Denn sie waren falsch. Nicht falsch, weil es schlecht war, sondern falsch, weil ich es nicht erklären konnte. Weil ich es nicht verstand und mich der Fakt mich etwas ungewissen dermaßen hinzugeben durchaus verängstigte. Dadurch dass wir praktisch direkt Rücken an Rücken saßen, schien sein Herzschlag nur wenige Zentimeter entfernt und ich konnte mein ganzes Gehör deutlich darauf fokussieren. Es war ruhig und klar. Nicht nervös oder angespannt, weil er nicht wusste, was er nun sagen oder tun sollte, nicht aufgebracht, weil er eine Erklärung verlangen würde, es war entspannt, entschlossen und völlig klar. Weil er genau wusste, was er tun musste. Denn er musste einfach nur dort sitzen. Dort sitzen und atmen und es war alles erreicht, was nötig war, um mich wieder zu beruhigen.
Er würde nichts sagen und ich wollte auch nicht, dass er etwas sagte. Ich wollte, dass er da war. Dass er hier und jetzt bei mir war und das war er. Doch er respektierte meine Schutzmauer, er respektierte die Tür zwischen uns und hatte erkannt, dass er mich nicht sehen, nicht berühren oder ansprechen musste, um irgendwie zu helfen. Vielleicht hatte er sogar bemerkt, dass es das nur noch schlimmer machte. Und er tat lediglich nichts. Ich konnte nicht eine kleine Regung seiner Arme oder Beine wahrnehmen, er saß einfach da und tat nichts. Und es gab nichts, wofür ich ihm gerade hätte dankbarer sein können.
Und da war es nun wieder. Dieses erschreckende Gefühl von Vollständigkeit. Denn Sirius hatte nicht nur diesen Sturm, der aus dem nichts auftauchte und wieder verschwand und in der Lage war, dieses beängstigende aber doch spannende Gefühl von kompletter Ekstase, Hingabe und Willenlosigkeit in mir auszulösen, nein, er hatte auch die ruhigen Winde, die er über mich brachte, um die Verwüstung des Sturms für einen Augenblick verwehen und die Sonne aufgehen zu lassen. Meinen Körper der beruhigenden Wärme auszusetzen und ohne ein Wort, ohne ein winziges Geräusch, jeden Kratzer zu heilen, den der Sturm angerichtet hatte. Er war der Sturm und diese Ruhe in einem und ich war noch nie einem Menschen begegnet, der diese beiden Elemente so perfektioniert in sich vereint hatte, dass es nur eine halbe Stunde brauchte, um all diese Gefühlslagen über jemanden zu bringen, wie es mir gerade geschehen war. Und ich war seinem Sturm vollkommen ausgesetzt. Ich war nicht wehrlos, nein, aber mein Körper wollte sich nicht wehren. Er wollte geheilt werden, wollte dieser Ruhe ausgesetzt sein, er wollte diese Verwüstung und das Chaos des Sturms spüren.
Er wollte diesen Sturm in Sirius Black spüren. Ich wollte diesen Sturm spüren.
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𝐇𝐈𝐒 𝐄𝐘𝐄𝐒 | wolfstar
Fanfiction» so deep, yet so pure, my heaven lies in your eyes ☆⋆。𖦹°‧★‧°𖦹。⋆☆ Niemand ist so viel Sturm und Ruhe in einem wie er. Und niemand macht, dass ich diesen Sturm so sehr spüren möchte, wie er. Denn sein Sturm ist perfekt, er ist perfekt für mich und...