Chapter Eight

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Sirius PoV

Wütend rannte ich, sofern man es rennen nennen konnte, da ich das Gefühl hatte meine Beine würden mich nicht mehr tragen, würde ich sie auch noch ein Fünkchen mehr belasten, aus dem Gemeinschaftsraum, die Gänge entlang und durch einen Geheimgang, den wir schon oft benutzt hatten, aus dem Schloss hinaus. Erst als ich schwer atmend zum Stehen kam und meine Hände auf den Oberschenkeln abstützen musste, warf ich einen Blick hinter mich, in der Hoffnung, dass James irgendwie hatte Schritt halten können. Und tatsächlich. Zielstrebig torkelte er auf mich zu, mit einer Flasche Whiskey in der Hand. Erst jetzt hatte ich gemerkt, dass er sie hatte mitgehen lassen und ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen oder weinen sollte. Ohne weiter nachzudenken jedoch setzte ich meinen Weg fort und vernahm von hinten nur ein verzweifeltes „Sirius wo gehen wir denn hin", doch ich hörte nicht hin. Ich wollte nicht hin hören, ich wollte nichts und niemanden mehr hören, ich war so unglaublich wütend. Aber wütend auf wen? Auf mich selber. Ich wusste nicht, was mit mir los war und da dieser Fall nur extrem selten eintrat regte er mich grade besonders auf.

An dem großen See kam ich erneut zum Stehen und ließ mich erschöpft in das trockene Gras fallen, einige Minuten später ließ sich auch James neben mir nieder. Er sagte nichts mehr und dafür war ich ihm extrem dankbar. Er nahm nur einen weiteren Schluck aus der Flasche und sah dann mit einem ebenso verlorenen Blick aufs Wasser hinaus, wie ich es tat. Durch die leichte Windbrise, die zu der späten Stunde noch herrschte, war das Wasser stetig in leichter Bewegung und das sanfte Rauschen in meine Ohren beruhigte mich allmählich etwas. „Du Sirius?" erklang Krones Stimme schließlich doch noch, doch gerade störte es mich entgegen aller Erwartungen nicht mehr. Ich murmelte nur ein leises „Hm?" bevor ich meinen Blick wieder nach vorne richtete. Eine komische Ruhe überkam mich und irgendwoher kannte ich das Gefühl, richtig, von Remus. Nur war das hier anders. Es war kein warmes Gefühl, keine Zufriedenheit, keine Geborgenheit. Es war einfach Ruhe, Stille. Nichts und niemand schien sie kaputt machen zu können und das war genau das, was ich gerade gebraucht hatte. „Gehen wir schwimmen?" setzte James schließlich seine Frage fort und grinste mich doof von der Seite an. Jeder andere, hätte nun vermutlich schockiert die Augen aufgerissen und James gepredigt, dass wir ertrinken konnten, doch meine Lippen verzogen sich nur zu einem breiten Grinsen und voller Tatendrang stand ich auf und zog ihn mit mir hoch. Ich nahm ihm die Flasche aus der Hand und setzte selber zu einem großen Schluck an, bevor ich auch ihn noch einmal trinken ließ. Wenn das Moony sehen würde.

Dann zog ich zuerst meine Jacke und schließlich auch mein T-Shirt aus und James sah mich nur verblüfft von der Seite an, ja, es war scheiße kalt. „Na komm, willst du jetzt schwimmen gehen, oder nicht?" zog ich ihn höhnisch auf doch er grinste nur zurück und begann sich auch auszuziehen. Nur in Boxershorts lief ich dann schließlich voraus ins Wasser und - Himmelswillen, es war kälter als gedacht. Zitternd watete ich in den See und dabei begannen meine Füße leicht zu schmerzen, so, als würden sie gleich abfrieren. Den planschenden Geräuschen hinter mir zu urteilen, war James mir dicht auf den Fersen und wir lieferten uns eine Art Wettrennen in die Tiefen des Sees hinein. Als ich ungefähr bauchtief im Wasser stand hatte er mich jedoch eingeholt und bevor ich mich versah schubste er mich mit voller Wucht nach vorne. Mit dem Gesicht zuerst tauchte ich in das eiskalte Wasser ein und zuerst überkam mich ein sekundenlanger Moment voll Panik, doch dann genoss ich es. Das kalte Wasser hatte meinem immer noch vom Alkohol vernebelten Verstand eine Art Realitätsschock verpasst und es fühlte sich alles direkt viel klarer an, viel greifbarer, auch wenn ich noch die Wärme in mir spürte und sich bei jeder Bewegung alles zu drehen schien. Prustend tauchte ich wieder auf und als James realisierte, dass ich gleich zur Rache ansetzen würde, rannte er so schnell es geht davon, doch mit einem Hechtsprung warf ich mich von hinten auf ihn.

So verging die Zeit, wir warfen uns gegenseitig ins Wasser, tauchten uns unter und ließen uns schließlich einfach auf dem Rücken treiben, mit dem Blick in den dunklen Himmel, in dem heute nicht wirklich viele Sterne leuchteten. Die Situation, der ganze Moment, alles war still und naja, irgendwie einfach perfekt. Nichts hätte mir an diesem Abend besser getan, als einfach mit James hier her zu kommen, es war perfekt. Klar, hätte ich gerne noch Remus hier und naja Peter, Peter einfach nur, damit James abgelenkt wäre, wenn ich Remus Körper anstarrte. Ja, das tat ich machmal. Na und? Tut das nicht jeder? Leicht verärgert darüber, dass meine Gedanken schon wieder zu Moony abschweiften, der vermutlich grade auf der Party eng umschlungen mit, wie hieß sie nochmal? Ella? Eng umschlungen mit Ella tanzte. Doch ich unterbrach meine Gedanken, nein, so war er nicht. Sie würden einfach nur da sitzen und, und reden? Ganz sicher nicht. Fiel mir nun die sarkastische Stimme meiner Gedanken dazwischen und ich schüttelte mich leicht um all das aus meinem Kopf zu bekommen. Eigentlich war es mir auch egal. So wünschte ich mir das zumindest.

Nach einer Weile beschlossen wir wieder ans Ufer zu schwimmen, zogen uns unsere T-Shirts über und legten uns ins Gras. Weder er noch ich hatte Interesse in das Gemeinschaftshaus zurückzukehren, bevor nicht das letzte Lied verklungen und der letzte Gast verschwunden war, ein traumatischer Abend, scheinbar für uns beide. „Du James?" wand ich mich nun an ihn und drehte meinen Kopf leicht in seine Richtung. Er drehte seinen Kopf ebenfalls und schaute mir direkt in die Augen. „Ja?" Ich zögerte kurz und überlegte. „Wie fühlt sich das an, naja so richtig verliebt zu sein? Wie ist das, wenn du Lily anschaust?" Seine Augen funkelten sofort, als ich ihren Namen aussprach und seine Lippen verzogen sich unwillkürlich zu einem Lächeln. „Es ist toll" murmelte er, nur um nach einer kurzen Pause fortzusetzen. „Manchmal ist es zum Kotzen, weil ich mich selbst nicht mehr unter Kontrolle habe und meine Gedanken nicht beisammen halten kann und manchmal könnte ich Bäume versetzen vor Wut, wenn sie mit einem anderen redet und naja machmal, manchmal zerreißt es mich auch, wenn ich realisiere, dass sie nicht das selbe für mich fühlt. Aber es ist toll, es ist wunderschön" plapperte er nur so vor sich hin und sein Lächeln ließ mich glatt mit lächeln. Es entstand eine Stille zwischen uns und sie war aber keines Wegs unangenehm, wir blickten lediglich wieder in den Himmel. Ich ließ seine Worte in meinem Kopf noch einmal nachklingen und ein komisches Gefühl beschlich mich. Irgendwie kam mir das alles erschreckend bekannt vor.

𝐇𝐈𝐒 𝐄𝐘𝐄𝐒 | wolfstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt