Chapter Twenty-Eight

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Remus PoV

Nachdenklich verließ ich den See in Richtung Schloss und drehte mich dabei noch einmal zu Lily um, um ihr herzlich zu winken. War ich doch als ich losging so zielstrebig gewesen, so verlangsamten meine Schritte sich nun doch und Lilys Worte hallten immer wieder in meinem Kopf wider. ‚Remus, kann es sein, dass du verliebt bist?', selbstsicher hatte ich darauf geantwortet, ja, entschlossen, dass dem nicht so war. Doch um ehrlich zu sein war ich mir da gar nicht so sicher. Ich war noch nie richtig verliebt gewesen. Ja, na klar, ich hatte schon geschwärmt für das ein oder andere Mädchen, aber nie würde ich das verliebt sein nennen. Wie fühlte es sich also an? Fühlte es sich so an? Fühlte es sich an, wie er? ‚Ich denke, du solltest mal ein bisschen aus dir heraus kommen und die Initiative ergreifen. Versuch herauszufinden, was es ist und lass dich davon nicht so überrollen, so bist du nicht Remus!' Ja, leicht reden hatte sie. Ich wusste, dass sie recht hatte und ich wusste auch, dass ich auf ihren Rat hören sollte, so wie man es bei ihr eigentlich immer tun sollte, wenn es nicht um James ging, doch genauso gut wusste ich, dass ich sobald ich gleich vor ihm stehen würde, meine Knie weich und meine Stimme brüchig werden würde, dass ich brüchig werden würde.

Denn Sirius hatte mich gebrochen. Er hatte diesen Sturm in mein Leben und in mein Herz gelassen, er hatte mir all seine Winde und Gemüter gezeigt und mich abhängig werden lassen. Er hatte mich so tief in dem Auge des Sturmes gefesselt, dass seine Winde nie wieder aufhören würden in meinem Kopf zu wüten, auch wenn der Donner gerade verstummt wäre. Er hatte meine sonst so sichere Fassade gebrochen und dafür gesorgt, dass ich keinen Willen hatte mich diesem Sturm zu widersetzen. Und ich war mir nicht bewusst, ob ich je wieder in der Lage sein würde mich ihm zu entreißen. Ich war mir nicht bewusst, ob ich das je wollen würde. Denn im Moment, war er das einzige, was ich wollte. Das einzige, was ich brauchte.

Meine Hände ballten sich kurzzeitig zu Fäusten und meine Füße blieben wie angewurzelt stehen. Ich schloss meine Augen und sog tief die frische Luft ein. Dann atmete ich sie wieder aus. Ich hatte einen Entschluss gefasst, hier und jetzt. Ja, ich war bereit diesen Sturm zu akzeptieren, ja, ich würde mich ihm hingeben, aber ich war nicht mehr bereit in der Ungewissheit zu leben, was dieser Sturm eigentlich bedeutete. „Ich werde es herausfinden." murmelte ich leise vor mich hin und wiederholte das eben gesagte mehrmals in meinem Kopf. Meine Hände entspannten sich wieder, meine Augen öffneten sich wie von allein und ich hatte nur noch ein Ziel vor Augen. Nur noch das Ziel. Eine plötzliche Ruhe und Bestimmtheit durchströmte meinen Körper und mir war bewusst, dass jetzt, hier und jetzt in diesem Moment der Augenblick gekommen war, an dem ich mich für einen kurzen Augenblick dem Sturm entreißen musste, um mich danach noch tiefer fallen lassen zu können. Denn ich konnte das, ich wollte das, wenn ich endlich Gewissheit hatte.

Schnurstracks lief ich nun also weiter Richtung Schloss und erreichte auch schnell den Eingang. Eine wohlige Wärme strömte mir entgegen, als ich eintrat und zu meiner Überraschung spürte ich keinen Funken Aufregung oder Nervosität in mir aufkeimen, es war, als wäre alles, jeder Gedanke, jedes Gefühl, jede Zelle in meinem Körper verstummt, um mir die Kraft zu geben aus meiner Willenlosigkeit auszubrechen. Mit einem selbstsicheren Lächeln auf den Lippen, ich war froh, dass die große Halle nicht verspiegelt war, denn dann hatte ich mich sicher selbst nicht wiedererkannt, trat ich in den gewaltigen Speisesaal ein und hielt Ausschau nach meinen Freunden, die ich um diese Uhrzeit genau hier vermutete. Nach wenigen Augenblicken hatte ich Sirius entdeckt, der seine Hand nach oben streckte, um auf sie aufmerksam zu machen. Ich musste schmunzeln, Blödmann. Zwar war ich nicht nervös, doch war ich mir ziemlich sicher, mein Herz bis zum Halse klopfen zu hören. Naja, so lange er es nicht hören würde.

Mit einem Satz ließ ich mich dicht neben Sirius auf die Bank fallen und sofort, als sein Bein das meine streifte, fühlte ich mich erneut, als würden tausend Stromschläge durch meinen Körper geleitet. Ich brauchte eine Sekunde, um mich zu fassen bevor ich dann überfröhlich in die Runde blickte. „Hallöchen, na wie gehts euch?" fragte ich anschließend und blickte in zwei mies drein schauende und ein verängstigtes Gesicht. Was ist denn hier los? Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Sirius mich skeptisch musterte, doch ich ließ mich nicht beirren. „Sirius hat schlechte Laune!" murrte James schließlich und bevor ich etwas sagen konnte, fiel Tatze mir dazwischen. „Das stimmt doch gar nicht du Doofkopf, du hast angefangen!" Doch die letzten Worte nahm ich nur noch dumpf war. Es war, als hätte die Welt um mich herum für einen Moment pausiert und alles war ein wenig leiser geworden, alles, außer meine Gedanken. Ist jetzt wirklich der richtige Zeitpunkt? Werde ich ihn nur noch weiter verärgern? Sollte ich lieber noch ein paar Tage warten? Nein, dann wäre es wieder Sirius, der die Initiative ergreift und ich hätte nie die Möglichkeit, für mich herauszufinden, was dieser Sturm bedeutete. Ich musste es jetzt tun. Hier und jetzt.

Wie in Zeitlupe legte ich meine Hand auf sein Bein und mit der Berührung schien alles um mich herum wieder zu erwachen. Ich merkte, wie Sirius sich leicht versteifte und war leicht verunsichert. Doch ich durfte mich jetzt nicht mehr davon abbringen lassen, jetzt war es zu spät. Ich beugte meinen Kopf leicht über seine Schulter, und sah zum Nachbartisch, um ihn nicht ansehen zu müssen, wenn ich redete, denn das konnte ich nicht. Nicht mehr, nicht bei solchen Worten. Denn seine sturmgrauen Augen würden mich sonst gleich wieder in sich fesseln. Ich nahm all meinen Mut zusammen, fokussierte all meine Gefühle und Gedanken auf meine Stimme und hoffte, diesen einen Satz klar und deutlich herausbringen zu können. „Kommst du mit nach oben? Vielleicht kann ich dich ja aufmuntern." Nachdem ich mich versichert hatte, dass er jedes Wort verstanden hatte, verabschiedete ich mich schnell von den anderen und verließ den Tisch. Nervosität stieg nun doch in mir auf und all die Gedanken die eben den Mund gehalten hatten, grölten nun umso lauter in meinem Kopf: ‚Wird er dir folgen?'

𝐇𝐈𝐒 𝐄𝐘𝐄𝐒 | wolfstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt