„Du bist müde, oder?"
"Was? Nein." Ich hatte mich dabei erwischt, wie ich mir die Augen zugefallen waren und ja, ich war müde, aber gehen wollte ich auch nicht.
„Wir können am Strand schlafen", sagte Louis. Ich wusste nicht, ob er das ernst gemeint hatte, bei ihm war ich mir da nie so sicher. Es war zwar etwas frisch, aber irgendwie hätte ich auch Lust dazu gehabt. Ein Abenteuer unter freiem Himmel, so würde ich es dann in mein Notizbuch schreiben. Ich hatte keines, aber wenn, dann hätte es so gelautet.
„Okay", nachdem ich mir das nochmal gut überlegt hatte, hatte ich einen Entschluss gefasst.
"Ich bin für mein eigenes Bett."
Louis lächelte, was ich allerdings nur noch schwer erkennen konnte, weil die Lichter immer weniger wurden.
"Gute Idee." Er stand auf, hielt mir seine Hand hin und ich zog mich daran hoch. Warum auch immer, ich war so müde geworden, dass ich Probleme hatte, die Lider offen zu behalten.
"Wie soll ich denn jetzt wieder in mein Zimmer kommen?" Auf dem stockdüsteren Weg klammerte ich mich an Louis' Arm fest und geriet dabei öfters ins Schwanken, weil ich dachte, auf einen Krebs oder so etwas zu treten. Ich kam mir ein bisschen so vor wie eine Betrunkene.
"Zur Not musst du bei mir schlafen." Louis sah mich gespielt bedauerlich an - das konnte ich sehen, weil er die Handytaschenlampe angeschaltet hatte - und zuckte mit der Schulter.
"Ja, muss ich dann wohl." Ich schenkte dieser Sache keine weitere Aufmerksamkeit und versuchte auch nicht mehr darüber nachzudenken.
Die Terrassentür war zu, wahrscheinlich hatte sie Grandma verschlossen, unwissentlich, dass ich zu dieser Zeit am Strand war. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil sie dachte, dass ich jetzt oben im Bett und in Sicherheit war. Naja, von einer lebensbedrohlichen Gefahr konnte man hier nun auch nicht ausgehen.
"Ist hier vielleicht irgendwo ein Schlüssel?", fragte Louis.
"Keine Ahnung, aber gute Idee, lass uns danach suchen."
Das stellte sich als fast unmöglich heraus, weil wir wie gesagt nur eine kleine Lichtquelle hatten. Ich, die ihr Handy sonst nie vergaß, hatte es natürlich auf der Komode liegen lassen. Wir suchten auf dem Boden, unter der Fußmatte und Blumentöpfen und auf dem Tisch. Mir kam gerade der Einfall, dass wir noch nicht im Gartenhäuschen nachgeschaut hatten, als Louis mich zu sich rief.
"Ich hab ihn", sagte er und hielt einen kleinen schon etwas verrosteten Schlüssel in der Hand, an ihn war ein dünnes blaues Band geknotet. Aber sehr gut, Louis hatte etwas gefunden, dessen Existenz noch nicht mal feststand. So leise wie es nur ging schloss ich die Tür auf und öffnete die zum Glück nicht quietschende Glastür. Bevor ich hineinging, drehte ich mich nochmal um.
"Das war super heute, danke."
Er lächelte noch einmal und dann verabschiedete er sich von mir. Als er nicht mehr zu sehen war, fing ich schon an ihn zu vermissen, und sein schönes Lächeln.
„Was hast du heute noch vor?", fragte Grandma beim Frühstück.
„Louis kommt mich um 3 abholen, er hat eine Überraschung, hat er gesagt. Aber davor noch nichts." Er war gestern Abend nämlich nochmal zurück gekommen, als ich schon auf Zehenspitzen durch das Wohnzimmer gehen wollte. Ich hätte ihn fast nicht gesehen, aber als ich es dann tat, hatte ich mich fast zu Tode erschreckt. Warum er mich treffen wollte, hatte er mir allerdings nicht anvertraut.
Grandma nickte und schmunzelte leicht.
„Hattet ihr gestern einen schönen Tag?"
„Oh ja, war echt super."
"Ich hab das mit Louis' Wettkampf gehört, das ist fantastisch."
"Ja, ich habe ihn sozusagen dazu überzeugt."
"Ach echt?", Grandma hob beide Augenbrauen, "wie das denn?"
"Ich habe gesagt, dass ich mitkomme."
"Das scheint ihm ja was zu bedeuten, wenn du mitkommst, trainiert er denn schon?"
"Haben gestern damit angefangen."
Ich berichtete ihr kurz von meinen und seinen Fortschritten, obwohl dazwischen ganze Welten lagen.
„Ich wüsste jetzt nicht, was wir groß machen sollten, wir könnten aber mal etwas einkaufen gehen. Also ich meine jetzt keine Lebensmittel hier in der Nähe ist ein Laden, wo es wirklich alles gibt. Klamotten, Souvenirs und sowas. Hast du Lust?"
Grandma fing schon an aufzuräumen, ich nickte schnell, bevor sie in die Küche verschwinden konnte.
Ich fragte mich, was in einem Dorf wie diesem für ein Shop sein konnte, als wir nur eine halbe Stunde später vor einem 2-stöckigen Haus standen.
"We sell everything", stand selbstgemalt auf dem Schild über der Tür. Als wir durch die Eingangstür traten, bimmelte es einmal. Drinnen erwartete mich, mal ganz abgesehen von einem leicht muffigen Duft, das reinste Paradies. Überall, am Boden, an den Wänden, in Kisten und Truhen befand sich Krimskrams. Wunderbare Kleinigkeiten, Hawaii-Schmuck, Deko und anderes Zeugs. Das meiste ziemlich kitschig, aber irgendwie auch cool. Ich sah mich überall um, wühlte in jeder Kiste und probierte lachend einen Hula-Rock an. Grandma musste nicht weniger lachen. Sie zog sich eine riesige, gelbe Neonbrille auf. Damit sah sie echt witzig aus, sie holte eine Kamera heraus und machte ein Foto von uns beiden. Ich hoffte, dass ich am Ende davon einen Abzug bekam.
Als wir schon einige Zeit dort waren und ich so ziemlich alles gesehen hatte, kaufte ich mir eine Fensterdeko aus weißen Muscheln und zwei echt billige, aber schöne Tops. Grandma holte sich ein Buch. Wir gingen zur Kasse und ein Mann, der Aussah, als ob er in den 70ern stehengeblieben war, nahm unser Geld entgegen. Mit unseren Tüten verließen wir zufrieden den Laden. Draußen stand ein bunter Eiswagen, wir konnten nicht widerstehen und holten uns ein Eis. Mit jeder einer Waffel in der Hand gingen wir wieder nach Hause.
Den restlichen Mittag machten wir eigentlich gar nichts, wir saßen die ganze Zeit auf der Terrasse und sonnten uns.
Um kurz vor 3 schrak ich plötzlich zusammen und lief nach oben, um mir Schuhe anzuziehen. Das Treffen mit Louis hätte ich fast vergessen. Pünktlich wie immer stand er vor der Haustür.
„Hi", sagte er und ich ebenfalls.
"Nett, mal von dir die Tür aufgemacht zu bekommen."
Dann kam Grandma auch an die Tür und begrüßte ihn. Nach kurzer Plauderei beschlossen wir zu gehen. Ich war echt gespannt, wohin. Den Weg den wir gingen kannte ich noch gar nicht. Naja, um ehrlich zu sein kannte ich hier noch fast überhaupt nichts. Es wurde langsam schmaler und führte uns einen Hügel hinauf. Noch konnte ich von der Landschaft nichts sehen, denn wir befanden uns mitten in einem Urwald. Nach längerer Zeit wurden die Bäume weniger und man konnte langsam etwas sehen. Und das war nicht irgendetwas, nein. Es war das wunderschön glitzernde, blaue Meer. Wir standen ziemlich hoch und konnten gefühlt kilometerweit sehen. Dann stand ich da. an der vordersten Kante der Klippe und konnte nichts außer ein "Wow" herausbringen, gedanklich.
„Schön, oder?", sagte er.
„Wunderschön", fügte ich hinzu.
Es ist kitschig, im nachhinein darüber zu erzählen, aber ich hatte damals und heute nicht übertrieben, es war wirklich so toll. Das Meer sah aus wie gemalt, als ob es stillstehen würde. Kein anderer Mensch war um uns herum, von etwas weiter weg hörte man Grillen und die Sonne flimmerte, wenn man in die Ferne sah. Ich setzte mich an die Kante und ließ meine Füße baumeln, dabei fielen ein paar Steinchen viele Meter tief ins Wasser und würden den Ausblick, den wir in diesem Moment genossen, nie mehr wieder erleben.
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Every Summer has a Story (Louis Tomlinson)
Художественная прозаHawaii - 137 Inseln, sieben davon bewohnt. Rund 3700 Kilometer vom Festland entfernt, macht Lyla Urlaub bei ihrer Grandma. Sie lernt Surfen, übernachtet in Zelten und genießt endlich mal das Leben. Auch Louis, der irgendwie immer dabei ist, schlie...