Ich träumte gerade etwas, an das ich mich bereits nach wenigen Sekunden schon nicht mehr erinnern konnte, als eine sanfte Stimme mich aus dem Schlaf holte.
„Lyla?"
Ich wollte mich auf die andere Seite drehen und die Stimme einfach ignorieren, aber derjenige sagte nochmals meinen Namen. Ich zwang mich die Augen zu öffnen und sah in ein Gesicht, das nicht das von Mum war, wie ich eigentlich vermutet hatte.
"Grandma?"
Sie nickte. "Ich würde dich nicht wecken, wenn es nicht wichtig wäre."
Jetzt wurde ich komplett wach, was war denn so wichtig? Sie beantwortete meine gedachte Frage, als hätte ich sie ausgesprochen.
„Es ist fast halb elf und Louis kommt gleich", sagte sie, während ich mich langsam aufsetzte.
„Mach dich ruhig fertig, ich bin schon mal unten im Wohnzimmer."
"Ich beeil mich", rief ich ihr hinterher, war mich aber nicht sicher, ob sie es noch gehört hatte.
Am Frühstückstisch mit Grandma dachte ich darüber nach, was wir wohl heute beim Surfen machen wollten. Im Wasser würde ich mich bestimmt ziemlich blöd anstellen und das meiste was Louis mir gestern beigebracht hatte, hatte ich schon längst wieder vergessen. Man könnte meinen, ich wollte das Surfen gar nicht lernen, aber eigentlich war es ja genau das Gegenteil. Am Vorabend hatte Heath uns angerufen und gesagt, dass er uns zu Grandmas Freundin fahren könnte, er wollte den Ausflug mit einem Geschäftstermin vereinbaren. Er würde die meiste Zeit beschäftigt sein, weswegen er meinte, dass Louis und ich etwas alleine unternehmen konnten. Hätten wir aber auch so getan.
Auf einmal hörten wir von draußen eine Autohupe, wir räumten schnell die Sachen weg, ich schnappte mir meine Tasche und dann gingen wir vor die Tür. Dort stand ein großer, wirklich sehr großer schwarzer Pick-Up, mit Heath und Louis auf den Vordersitzen. Auf den hinteren Plätzen hatte man so viel Beinfreiheit, dass man problemlos die Füße ausstrecken und einschlafen konnte. Und zwischen Grandma auf der linken und mir auf der rechten Seite war ein gefühlt kilometerweiter Abstand.
"Hier ist die Adresse." Grandma reichte Heath einen Zettel nach vorne, er las ihn sich durch und meinte dann, dass der Ort nicht weit entfernt davon entfernt war, wo er hin müsste. Auf der ganzen Fahrt fuhren wir hauptsächlich über breite Landstraßen, an deren Seiten- und Mittelstreifen nicht etwa normale Bäume wuchsen, wie ich sie von meinen Autobahnen kannte, sondern Palmen und andere üppige, bunte Pflanzen. Für mich war das vielleicht exotisch, aber die anderen drei im Auto würdigten der Schönheit am Rand nur wenige bis gar keine Blicke. Ich fragte mich, ob für sie Tannenbäume exotisch waren. Wir fuhren ungefähr eine Stunde, aber es kam mir viel kürzer vor, weil es an jeder Ecke etwas neues zu entdecken gab. Meine Nase hing fast die ganze Zeit über an der Fensterscheibe.
Unser Ziel war eine kleine Stadt, die direkt am Strand lag. Es erinnerte mich etwas an Rio de Janeiro, nicht dass ich da schon mal gewesen wäre, aber man kannte es halt aus Filmen oder Bildern. Überall liefen Leute mit Surfboards unter dem Arm und Sonnenbrillen herum. Ausnahmslos alle waren stark sonnengebräunt, ich fühlte mich dagegen wie ein bleicher Käse. Das Meer glitzerte in der Mittagssonne und verspürte den Drang, mitten auf der Straße aus dem Auto zu steigen und mich in die Wellen zu werfen. Heath ließ uns in einer Seitenstraße raus und machte dann mit Grandma eine Zeit und einen Treffpunkt aus, wo er uns abholen würde.
"Ich werde jetzt mal die Wohnung meiner Freundin suchen, ihr findet euch hier zurecht, oder?"
Nein, eigentlich nicht, aber zum Glück hatte ich ja Louis.
"Denke schon", meinte Louis und dann verabschiedeten wir uns von Grandma. Als wir so durch die Straßen gingen, fiel Louis überhaupt nicht auf, mit seinem Surfboard und den Shorts, ach ja und er war auch wie die anderen so ungefähr 50 Töne dunkler als ich.
Die Strandpromenade war voll, hier befanden sich viel mehr Leute als an unserem Strand. Wir mussten uns einen Weg durch Liegestühle, Sonnenschirme und Decken bahnen, um einen freien Platz zu finden. Wir fanden einen fast ganz am Ende des Strandes, wo braune und schwarze Felsen ins Meer ragten. Ich hätte mich jetzt gerne einfach nur auf die Decke gelegt und etwas in der Sonne gedöst, aber Louis stand schon surfbereit vor mir. Das war dann wohl mein Zeichen, ich ließ mich von ihm hochziehen und dann gingen wir zum Wasser.
„Ich zeig dir mal, wie man eine gute Welle erkennt", sagte er. Oh ja, eine sehr gute Idee.
„Wenn du dich mit dem Bauch auf dein Board legst, dann hast du den besten Blick auf die kommenden Wellen." Er machte es mir vor, das schien mir nicht so schwer zu sein, also probierte ich es auch aus.
„So?"
„Geh am besten noch was weiter nach vorne."
Ich rutschte noch etwas nach vorne und er hob den Daumen.
„Perfekt." Ich wollte ihm wieder das Board überlassen, aber er winkte ab und sagte ich sollte so bleiben, bis eine Welle kommen würde.
„Wenn eine kommt, drehst du dich schnell um und lässt dich einfach von ihr davongleiten. Bleib dabei so gut es geht auf dem Board liegen."
Ich nickte und hielt mit ihm nach einer guten Welle ausschau. Natürlich kamen immer wieder welche, aber diese waren noch eher klein. Louis überblickte prüfend das Wasser und dann schien er etwas am Horizont gefunden zu haben.
"Die da!" Ich sah noch nichts, aber ich war von uns beiden ja auch nicht der Profi. Als der Wasserhaufen immer größer wurde und doch noch so weit weg war, bekam ich leichte Panik. Wie groß wurde diese Welle noch? Hallo, hier war ein Anfänger am Werk!
"Wie ich es dir gesagt habe, du schaffst das", rief Louis mir zu, als die Welle fast bei mir war. An ihrem höchsten Stand drehte ich mich um und sie erwischte mich. Aber es war zu spät, ich hätte mich früher umdrehen müssen. Sie überschlug sich mit Wucht und ich wurde komplett mit Salzwasser überspült. Aber mich gleiten lassen, so wie Louis es gesagt hatte, von wegen. Ich hatte mich nur ein paar Zentimeter von meinem Ursprungsplatz entfernt. Na super.
Trotzdem, Louis bestand darauf, dass ich nicht aufgab und so versuchte ich es immer und immer wieder, bis ich irgendwann relativ weit kam. Zwar nicht bis zum Strand, wie so manch andere, aber wenigstens etwas.
Irgendwann hatte ich aber dann auch keine Lust mehr und wir gingen wieder aus dem Wasser. Ich durfte Louis' Board tragen und damit fühlte ich mich fast schon so wie alle anderen hier.
„Am Ende hat es total Spaß gemacht, obwohl ich noch nicht mal auf dem Brett gestanden habe", sagte ich und kramte ein Handtuch aus meiner Tasche.
„So hat es mir mein Grandpa beigebracht, sich einfach mal treiben zu lassen." Louis nahm ein paar große Schlucke aus einer Wasserflasche und wollte sie mir auch geben, ich lehnte aber ab, da ich etwas eigenes dabei hatte. Ich war froh, dass ich mir am Morgen noch Sandwiches gemacht hatte, denn ich bekam von dem ganzen surfen, untertauchen und auf eine Welle warten echt hunger. Es war so heiß, dass ich schnell trocknete und mein Handtuch schon gar nicht mehr brauchte. Ehe ich mich versah, schlief ich wirklich ein, was ich aber hinterher überhaupt nicht schlimm fand.
Als ich wieder aufwachte, befand ich mich alleine auf der Decke.
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Every Summer has a Story (Louis Tomlinson)
Ficção GeralHawaii - 137 Inseln, sieben davon bewohnt. Rund 3700 Kilometer vom Festland entfernt, macht Lyla Urlaub bei ihrer Grandma. Sie lernt Surfen, übernachtet in Zelten und genießt endlich mal das Leben. Auch Louis, der irgendwie immer dabei ist, schlie...