5. Kapitel ~

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Nachdem Grandma mir ihre Geschichte erzählt hatte, war es schon ziemlich spät, weswegen ich nach oben in mein Zimmer ging, um mich fertig zu machen. Ich war schon etwas aufgeregt, die Eltern von Louis kennen zu lernen. Wie sahen sie aus? Okay okay,  Aussehen ist nicht wichtig, es zählt nur innere Schönheit. Aber noch viel wichtiger: waren sie nett?

Aus dem Koffer holte ich mir ein luftiges Sommerkleid, das Dad mir mal zum Geburtstag geschenkt hatte. Es war gelb mit grünen Palmenblättern und ging mir fast bis zu den Knöcheln. Ich liebte lange Kleider, bei mir mussten sie mindestens bis zur Mitte der Unterschenkel gehen, sonst zog ich sie nicht gerne an. Ich wollte auch meine Haare flechten, am besten zu einer aufwendigen Hochsteckfrisur, so wie es die adeligen Frauen im Mittelalter immer getragen hatten. Das einzige Problem war, dass ich gerade mal dazu fähig war, mir die Haare zu einem einfachen Seitenzopf zu flechten, den man allerhöchstens zum Schlafen so lassen konnte. Seufzend steckte ich meine vorderen Strähnen zurück, sodass sie mir nicht ins Gesicht fielen, als Frisur konnte man das aber bei weitem nicht bezeichnen. 

Grandma saß im Wohnzimmer und band einen Blumenstrauß aus den exotischsten Blumen zusammen, von deren Existens ich nur aus dem Fernsehen wusste. Orangene fecherartige, lilane die aussahen wie Tulpen und zwischendrin kleine weiße, die kaum auffielen aber das ganze noch lieblicher gestalteten. 

„Lyla, du siehst aus wie deine Mutter", meinte Grandma als sie mich am Treppengeländer anlehnend stehen sah. 

"Meine Mutter?", fragte ich ungläubig.

"Ja, ja, deine Haare sind original wie ihre." Damit mochte sie ja recht haben, aber das war dann auch das einzige. Sonst kam ich eindeutig mehr nach meinem Vater, man sehe sich dazu nur mal meine Haut und Augen an. 

"Nur", Grandma band eine feste Schleife um die Blumenstängel, "dass sie nie Kleider getragen hat, die konnte sie einfach nicht leiden."

Ich schmunzelte, wieder eine wahre Tatsache.

"So, kann losgehen." Grandma stand flott von dem Sofa auf, wischte sich etwas übrig gebliebenes Grünzeug vom Schoß und sah sich mit prüfendem Stolz ihr Meisterwerk an.

"Fast zu schön um wegzugeben." Eindeutig, er sah wirklich professionell aus.

Als wir das Haus verließen, schloss ich die helle Tür hinter mir und sofort empfing uns warme Abendluft, dabei hatte es noch nicht mal angefangen zu dämmern.

„Wie weit ist es bis zu Louis Haus?", fragte ich nach ein paar Metern. 

„Nur die kleine Straße da lang, es ist das letzte Haus vor dem Strand", sagte sie und zeigte in die grobe Richtung.

Im Großen und Ganzen war es wie Grandmas Hütte nur in hellblau. Es gab weiße Fensterbänke und Läden, eine hellbraune Tür und ein dunkles Dach. Vor der Haustür standen zwei große Blumenkübel mit kleinen rosanen Blüten und angeknüpft an das Holzhaus eine Garage in denselben hellen Farben wie auch der Rest. 

Uns wurde von einer mittelgroßen Frau, mit kurzen rötlich gefärbten Haaren und einem herzlichen Lächeln die Tür geöffnet. Es war sein, Louis' Lächeln, das sah ich sofort. Grandma umarmte sie kurz und mir wurde zur Begrüßung die Hand gereicht. 

"Nenn mich Mary, du bist Lyla oder?"

"Ja, genau." Ich konnte ihr gerade nicht in Augen sehen, weil ihr Gesicht von Grandmas riesigem Blumenstrauß verdeckt wurde und in dem kleinen Flur ohnehin nicht viel Platz war. Ein mindestens zwei Köpfe größerer Mann, der ein Kreuz wie ein Profischwimmer hatte, trat in den Flur und streckte mir seine breite Hand aus. Augenblicklich löste er Respekt in mir aus, obwohl er eigentlich einen ganz freundlichen Eindruck machte.

Every Summer has a Story (Louis Tomlinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt