14. Kapitel ~

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„Hast du Höhenangst?", fragte Louis mit einem verschmitzten Lächeln.

Etwas verwundert sah ich ihn an.

"Glaube nicht, sonst stände ich ja jetzt nicht hier." 

Ich sah an meinen Füßen herunter, es ging schon ziemlich steil und tief nach unten, aber ein schwummeriges Gefühl bekam ich deswegen noch nicht. Was hatte er vor, hier herunter zu springen?

Er grinste mich an.

„Dann lass uns springen." Oh, ich hatte recht! Erst ein paar Momente später begriff ich die wahren  Ausmaße seiner Worte und ich war mir nicht mehr ganz so sicher.

"Hast du das schon mal gemacht?", wollte ich wissen. 

"Nein, sollte ich?" Ja, vielleicht schon, wenn wir nicht im Krankenhaus landen wollten. Für seine guten Nerven konnte ich ihn nur bewundern.

 "Da sind doch bestimmt Felsen im Wasser", entgegnete ich und reckte meinen Kopf, um besser sehen zu können. Da waren tatsächlich spitze Brocken, an denen die Wellen aufprallten, aber andererseits sah das Wasser auch ziemlich tief aus. Wenn wir gut zielten, dürften wir sie theoretisch noch nicht mal berühren. 

Louis zeigte auf einen tiefblauen Fleck im Wasser, der um einiges dunkler als der Rest vom Meer an dieser Stelle war. 

„Siehst du die dunkle Stelle da? Das ist der tiefste Punkt, genau da müssen wir reinspringen, da kann eigentlich nichts passieren." 

Er stupste mich spielerisch in die Seite. "Das haben bestimmt schon ganz viele vor uns gemacht." 

Ich biss mir auf die Lippe und hoffte, dass er sich nicht irrte und wir in der nächsten Minute nicht nach unten ins Meer sinken würden, sondern nach oben. Oder wo auch immer die Seelen nach dem Tod hingingen. 

"Okay, aber wir springen zusammen."

Er hakte sich bei mir ein und ging einen Schritt weiter auf den Abhang zu, ich folgte ihm und dann standen wir genau an der Kante.

"Wenn wir sterben, dann gemeinsam", sagte er. Was für tolle Aussichten, da brauchte ich mir ja keine Sorgen mehr zu machen!

Ich machte noch schnell das Kreuzzeichen, dann nickten wir uns zu und machten den nächsten Schritt. Dort war kein fester Boden mehr, sondern Leere, einfach nichts mehr. Ich hatte meine Augen fest geschlossen und mitten im Flug stieß ich einen kleinen Schrei aus. Wie manche Leute es taten, wenn sie vom 5-Meter Brett sprangen, viel anders war das ja auch nicht, nur um einiges höher. Viel höher, wir hörten gar nicht mehr auf zu fallen. Irgendwann traute ich mich, meine Augen aufzumachen, aber dann berührten meine Füße auch schon das Wasser. In der nächsten Sekunde wurden wir in das satte Blau katapultiert und glitten immer weiter bis auf den Grund. Keine Felsen weit und breit, heilfroh schwamm ich mit ein paar kräftigen Zügen an die Oberfläche. 

"Du hattest recht, die Stelle war echt tiefer", rief ich Louis zu, als dieser ein paar Meter entfernt von mir auftauchte. Wie er da hingekommen war, war mir ein Rätsel.

"Was habe ich gesagt?" 

"Das war mega", lachte er und ich stimmte mit ein. Ja, das war es wirklich, zum Glück hatte ich keinen Rückzieher gemacht. 

Wir schwammen an den Strand und setzten uns dort in die pralle Sonne. Meine Nassen Klamotten und Haare klebten an mir und die leichte Brise ließ mich ein wenig frieren. Ich zog die Beine an den Körper und hoffte auf einen Sonnenstrahl, der mich trocknen lassen würde. 

"Stell dir mal vor, der große Fleck wäre kein tiefes Wasser, sondern ein Rochen gewesen", meinte Louis. Was? Ein so großer Rochen?

"Der arme Rochen, dann hätte er aber jetzt wahrscheinlich zwei Löcher im Bauch." 

Every Summer has a Story (Louis Tomlinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt