Ich hatte noch nie in meinem Leben meditiert, aber jetzt war ich kurz davor. Ich saß im Schneidersitz am Strand, trug gemütliche Kleidung und außerdem war es ziemlich früh am Morgen. Perfekte Vorraussetzungen also. Aber über was meditierte man so? Die Länge seiner Haare, das Wetter, Politik oder dachte man einfach an etwas Schönes? Ich entschied mich für letzteres, legte meine Hände so hin, wie Buddha es immer tat und schloss meine Augen. Ich stellte mir das Schönste vor, was mir gerade in den Sinn kam; einen Strand, mit Palmen und natürlich dem Meer. Ich musste feststellen, dass ich mich an genau diesem Ort befand, was für ein Zufall.
Ich ließ mich von dem gleichmäßigen Geräusch der Wellen mitreißen und spürte, wie mein Körper förmlich herunterfuhr. Ich war gerade mittendrin, als plötzlich mein Handy klingelte. Warum hatte ich das Teil nochmal mit an den Strand genommen? Genervt darüber, dass man mich aus meiner Trance geweckt hatte, öffnete ich die Augen wieder und griff nach meinem technischen Begleiter - es spielte übrigens die Titelmusik von Arrow, ich liebte diese Serie. Trotzdem hielt mich die Musik nicht davon ab, genervt "Hallo" ins Telefon zu sprechen. Wer auch immer sich am anderen Ende befand, ich hatte nämlich nicht nachgeschaut. Also wenn es Louis war, dann musste er damit leben. Aber Moment mal, hatte ich überhaupt seine Nummer?
"Hallo Lyla, hier ist Mum." Mum? Warum rief sie mich so früh an? Man konnte jetzt natürlich genauso gut fragen, warum ich so früh schon wach war, es kam aber auf das Gleiche heraus: Ich wusste es nicht.
"Mum, morgen, wie geht's?"
"Gut, tut mir leid, dass ich so früh anrufe, aber ich muss dir etwas sagen und bevor ich es vergesse, aber du kennst mich ja."
Oh ja, ich kannte sie wirklich. Sie lebte ganz nach dem Motto "Lass uns in die Arbeit stürzen und nicht mehr wiederkommen". Was soviel hieß wie sie war ein Workaholic.
"Und was ist das, was du mir sagen willst?" Ich wurde auf einmal wieder müde und fragte mich, ob ich die Sache überhaupt hören wollte.
"In zwei Wochen wirst du ja wieder nachhause kommen und ich hatte mir gedacht, dass ich am letzten Tag nach Hawaii fliegen werde, mal 'hallo' zu Grandma sage und dich dann direkt mitnehme. Wie findest du das?"
Hätte ich etwas zu trinken im Mund gehabt, wäre es jetzt in hohem Bogen auf den Sand gespritzt. Sprich ich hätte es ausgespuckt. Aber was hatte sie da gerade gesagt? In zwei Wochen sollte ich wieder nachhause kommen? Ich konnte unmöglich schon zweieinhalb Monate auf Hawaii gewesen sein. Jedenfalls fühlte es sich überhaupt nicht so an.
Ich biss mir auf die Lippe. Zwei Wochen, zwei Wochen, die Zahl und das Wort schwirrten wie eine nicht gebogene Banane in meinem Kopf herum. Was sollte man damit anfangen?
"Lyla, ist alles okay? Oder ist deine Verbindung schlecht?"
"Sorry, war wohl ein Funkloch", log ich. "Ja, schön, du kannst gerne hierher kommen. Grandma und Louis werden bestimmt nichts dagegen haben."
Nein, nein, nein, ich hatte mir soeben meine Zukunft versaut. Vielleicht nicht ganz so schlimm, aber es kam dem sehr nahe. Warum hatte ich in meinen Satzbau nur Louis eingebaut? Ich meine er hatte es verdient, in jeden anderen Satz einzufließen, aber nicht in diesen! Ich hatte vor Louis erst einmal einen Freund gehabt und danach hatte ich mir geschworen, erst wieder eine Beziehung oder etwas in der Art zu haben, wenn ich ausgezogen wäre. Und diese Entscheidung lag weniger an dem Jungen, als an meiner Mum. Oh ja, ich konnte mich noch gut an das Abendessen erinnern, als er bei uns war. Sie hatte ihn bis auf das Zahnfleisch ausgefragt, obwohl das zwischen ihm und mir noch nicht mal etwas wirklich ernstes war. Jedenfalls wollte ich so etwas danach wenn möglich vermeiden, deswegen hatte ich ihr auch noch nichts von Louis erzählt.
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Every Summer has a Story (Louis Tomlinson)
Ficción GeneralHawaii - 137 Inseln, sieben davon bewohnt. Rund 3700 Kilometer vom Festland entfernt, macht Lyla Urlaub bei ihrer Grandma. Sie lernt Surfen, übernachtet in Zelten und genießt endlich mal das Leben. Auch Louis, der irgendwie immer dabei ist, schlie...