7. Kapitel ~

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Ein Handy klingelte, ich fuhr herum und suchte es auf der Decke, musste dann aber feststellen, dass es gar nicht mein Klingelton war. Hatte ich mein Handy überhaupt dabei?

„Hallo?", hörte ich Louis in sein Telefon sagen.

„Muss das sein, Dad?"
Er drückte die Augen zu und nickte, er sah nicht gerade erfreut aus. Irgendwas schien dann aber doch gut zu sein, denn seine Miene erhellte sich und er blickte lächelnd zu mir.

„Okay, dann sind wir gleich da."

"Alles okay?", fragte ich.

„Das war Dad, ich soll bei unserer Fischerei den neuen Fang kontrollieren, willst du mitkommen? Dann ist es nicht so langweilig."

Wenn ich mich recht erinnerte, war das doch eine Perlenfischerei, oder? Na dann auf jeden Fall, obwohl ich auch bestimmt mitgekommen wäre, wenn Louis' Familie eine richtige Fischerei hätte. Also mit Fischen, Krebsen und so weiter. Ich fand das richtig interessant, denn für Perlen hatte ich schon immer eine Schwäche gehabt. Besonders toll waren sie natürlich, wenn man sie selber trug, aber wer konnte sich schon echte Perlen leisten?

„Und ihr taucht selber danach?", fragte ich, als ich ihm ohne eine Ahnung, wo wir gerade waren folgte. Er hatte es plötzlich ganz eilig, deswegen hatte ich alle Sachen die ich dabei hatte in meine Tasche gestopft und mir wegen dem Sand erst gar nicht die Mühe gemacht, die Schuhe wieder anzuziehen.

„Ja, Dad und ich schon manchmal, aber hauptsächlich fischen wir sie in einem Boot, mit besonderen Netzen. Weißt du, das ist eher symbolisch, ganz früher gab es hier wirklich viele Perlen und da hat sich das auch gelohnt, aber heute bekommen wir nur noch ganz selten Perlen. Wir sind auf die klassische Art mit Fischen übergesprungen."

Ja, ich war ein bisschen enttäuscht, aber was hatte ich auch erwartet? Kisten und Container voller glänzend weißer Schmuckstücke? Ich musste unbedingt mal etwas realistischer werden, selbst das hier war nicht Wunderland, die Leute lebten hier ganz normal und mussten auch ihr Geld verdienen. Von Meerwasser und traumhaften Sonnenuntergängen konnte man ja schließlich keine Familie ernähren. Irgendwann kamen wir auf die Straße, wo Grandma und Louis ihr Haus hatten. Endlich wusste ich wieder wo wir waren. Ich spähte einmal in Grandmas Garten, doch sie war wahrscheinlich wieder nach drinnen gegangen. Ihr Spaten allerdings steckte immer noch im Gemüse- beziehungsweise Obstbeet. Etwa 500 Meter weiter waren wir schon bei Louis Zuhause angekommen.

Aus dem Briefkasten, der neben der Tür hing, kramte er einen Schlüssel heraus. Vermutlich waren seine Eltern nicht da, denn sonst hätte er bestimmt geklingelt. Er ging zu der kleinen Garage, die direkt an das Haus angeschlossen war und öffnete sie mit dem Schlüssel. Mit nur einer Hand schob er das schwere Garagentor auf, und zum Vorschein kam ein dunkler, kalter Raum. Ich hatte etwas mehr erwartet, doch dann betätigte er den Lichtschalter an der Wand zu unserer linken. Die kleine Glühlampe an der Decke fing an zu leuchten und füllte den Raum mit Erkenntnis. Wir standen vor einem kleinen Auto, das in der Mitte stand und fast die ganze Garage für sich einnahm.
Er ging vor und bedeutete mir, ihm zu folgen. Ich schlängelte mich hinter ihm an dem weißen Gefährt, das mich an eine Mischung zwischen Golfwagen und Papamobil erinnerte, vorbei. Es sah ziemlich neu aus, aber es konnte auch sein, dass es einfach nur frisch geputzt war. Dahinter stand ein hölzerner Arbeitstisch, der offensichtlich schon mehr als einmal benutzt wurde. Überall auf ihm waren Farbflecken und Ritze vom Sägen verteilt.
Er legte sein Surfboard mit bedacht auf das Regalbrett über dem Tisch ab. Vermutlich war das sein Stammplatz. Entweder hatte ich das vergessen zu sagen, oder es war mir einfach nicht aufgefallen. Aber ja, er hatte sein Surfboard nicht am Strand stehengelassen, mir wäre das natürlich direkt passiert.

"Schon mal mit sowas gefahren?", fragte er und rieb sich dabei den Staub von den Händen.

"Nein, aber die sind nicht besonders schnell oder?"

Every Summer has a Story (Louis Tomlinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt