15. Kapitel ~

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In den nächsten Tagen gingen wir wirklich jeden Tag surfen, auch mal an anderen, schwierigeren Stränden. Ich fand, dass er das ziemlich gut machte, doch Louis zweifelte oft noch an seinem Können. Ich baute ihn dann immer auf und sagte, dass er das schon schaffen würde. Das war sozusagen mein Job, er surfte und ich war für den seelischen Teil verantwortlich. Naja, das war jetzt etwas übertrieben, aber so in etwa. Ich selber traute mich manchmal auch auf das Brett, einen Duck-Dive bekam ich zwar nicht mehr hin, aber mit der Hilfe von Heaths Buch, das ich gut studiert hatte, fühlte ich mich schon viel sicherer. Die etwas größeren Wellen machten mir dann auch keine Angst mehr, ich war sogar froh wenn sie nicht so unscheinbar unter dem Surfboard hindurchplätscherten. 

Am Tag des Surf-Wettbewerbs wollten wir alle zusammen - das hieß Louis, seine Eltern, Grandma und ich - mit der Fähre nach O'ahu übersetzen. Oh, ich vergaß Louis' Onkel Colin, er hatte ihn ja erst auf den Wettkampf aufmerksam gemacht. Ich war gespannt auf ihn, denn er sollte uns auf O'ahu am Hafen abholen. 

Ich war ziemlich beeindruckt von der Fähre, wie sie da so stolz neben ein paar kleineren im Wasser lag. Wir stellten uns an einer der langen Schlangen an, um uns Fahrkarten zu kaufen. Ich beobachtete wie an der Seite die Autos eingeladen wurden und musste unwillkürlich an meine erste Kreuzfahrt mit meinen Eltern denken. Damals waren sie noch nicht geschieden und es lief noch alles relativ gut zwischen uns.  

Jemand wedelte mit Papier vor meinen Augen herum, es war Louis, der unsere Tickets in der Hand hielt. 

"Du wirkst etwas abwesend, ist alles okay?" Er musterte mich flüchtig und ich fragte mich, wie lange ich nachgedacht hatte, denn die Schlange kam mir doch vor ein paar Minuten noch so lang vor.

"Alles super", meinte ich und nahm mein Ticket entgegen. 

"Meine Eltern sind da vorne und laden mein Surfboard ein, ich hab ihnen gesagt, dass wir schon mal reingehen." 

Ich folgte ihm durch das Gedränge von Menschen und kam mir unwillkürlich so vor wie in dem Film "Titanic", nur dass das Schiff nicht ganz so riesig war, wie das von 1912. Zwei  Crewmitglieder standen an einem der Eingänge und baten uns und die anderen freundlich hinein. Wir betraten die mit Teppichboden ausgelegte Eingangshalle und ich staunte nicht schlecht, da es hier ziemlich edel aussah. Marmorne Treppen mit goldenem Geländer, Kronleuchter an der Decke und Palmen, die in den Ecken standen. Das Licht war sehr warm und erinnerte mich eher an Kerzenschein, als an Elektrolampen. Louis und mich zog es auf das Deck, unter anderem weil die meisten Tische und Stühle in den Salons alle besetzt waren. 

Oben angekommen empfing uns seichtes Sonnenlicht und eine sehr großzügig angelegte Terrasse für die Besucher. Wir suchten uns eine Bank ziemlich nah an der Reling und warteten darauf, dass die Motoren des Schiffes anfingen zu brummen. Eine angenehme Brise fuhr uns während der Fahrt durch die Haare, was ganz gut war, denn sonst hätte ich es wegen der Mittagshitze auf dem Deck nicht ausgehalten. Mary und Heath schienen unten doch noch einen Platz gefunden zu haben, denn sie kamen nicht zu uns nach oben. Andererseits konnte es auch sein, dass wir sie einfach verpasst hatten, denn wie schon gesagt war es hier oben riesig und man kam von mehreren Eingängen aus herauf. 

Die Fahrt dauerte ungefähr eineinhalb Stunden, wobei mir die Zeit eigentlich viel kürzer vorkam. Von weitem konnte man schon die Umrisse der neuen Insel erkennen und danach war es nur noch ein Katzensprung. Das einzige was etwas langwierig war, war das "Einparken". Es war zwar ein großer Platz zum Anlegen da, aber ganz so einfach war das ganze mit einem so großen Gefährt dann wohl doch nicht. Nach weiteren 20 Minuten hatten wir es endlich geschafft und die Fahrgäste wurden aus dem Bauch des Schiffes entlassen. Anscheinend hatten Louis' Eltern den selben Ausgang genommen, denn wir mussten nicht lange nach ihnen suchen. Was aber natürlich auch an dem großen Surfboard liegen konnte, das Heath in der Hand hielt. 

Every Summer has a Story (Louis Tomlinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt