Ich brauchte meiner Meinung nach viel zu lange, um zu Lyla schwimmen. Aber die Strömung war ungeheuerlich stark und warf einen, wenn man sich für eine Sekunde lang nicht bewegte, wieder Meter weit zurück. Als ich endlich bei ihr war, versuchte ich mich irgendwie an den Steinen festzuhalten und vergrub meine Füße im Sand. Das funktionierte einigermaßen gut und ich wurde erstmal nicht weggespült. Lyla lag halb im Sand und halb auf den Steinen. Ihre Augen flackerten, aber äußerlich schien sie auf den ersten Blick nichts zu haben. Nirgendwo konnte ich Blut erkennen und das war schonmal ein gutes Zeichen.
"Lyla, hast du dir weh getan?", fragte ich sie laut, weil die verdammten Wellen um uns herum nicht aufhören wollten, so laut gegen die Felsen zu schlagen.
"Mein Arm, da stimmt was nicht", brachte sie stockend heraus. Oh Gott. Ich fing an zu zittern und versuchte irgendeinen klaren Gedanken zu fassen.
"Okay, wir müssen jetzt erstmal hier raus, ich helfe dir", sagte ich. Dann hob ich ihren Arm um meine Schulter und befreite mich aus dem Sand, zusammen würden wir hoffentlich nicht so schnell mitgerissen werden. Stützend hielt sie sich mit ihrem gesunden Arm an mir fest und ließ sich langsam aus dem Wasser befördern. An Land musste sie erstmal das Wasser ausspucken, was sie versehentlich geschluckt hatte, dabei setzte ich sie vorsichtig im Sand ab.
"Was ist mit deinem Arm?"
"Bin total auf die Steine gefallen, ist vielleicht geprellt."
Ich sah mir ihren Arm genauer an und musste mit schrecken feststellen, dass es nicht nur eine Prellung war, sondern sich der Knochen ziemlich gebrochen anfühlte.
"Da tut es weh, oder?", fragte ich und hielt ihren Ellenbogen fest. Sie stieß einen schmerzerfüllten Laut aus und nickte, das hörte sich nicht gut an. Das Einzige, was mir einfiel, war Steve, ich musste sie irgendwie zu ihm bringen. Das kleine Mädchen hatte er geheilt, also würde er es bei Lyla auch hinbekommen. Gewissensbisse plagten mich, wären wir nur nicht ins Wasser gegangen, heute war die Strömung einfach viel zu stark. Aber ich hatte wie immer nur mein Surfen im Kopf.
"Komm, ich bring dich zu Steve", sagte ich und half ihr beim Aufstehen. Da ich jetzt wusste, was sie hatte, konnte ich ihren Arm stützen, damit er nicht belastet wurde. Bei dem Gedanken, dass ich ihr einen gebrochenen Arm verursacht hatte, wurde ich ganz verrückt.
Steve war noch vor seinem Haus und arbeitete irgendwas an seiner Plane, als er uns sah, ließ er sie sofort los und kam zu uns.
"Setz dich da hin", befahl er Lyla und ich half ihr dabei, sich auf einen der großen Baumstämme zu befördern. "Was ist passiert?", fragte er und begutachtete Lylas Arm.
"Wir waren surfen, Lyla wurde mitgerissen und ist voll in die Steine geraten. Ich glaube ihr Arm ist gebrochen", erklärte ich schnell.
"Daran ist kein Zweifel. Wir haben hier keinen Gips, aber das, was wir tun können, ist den Arm ruhig stellen, damit er so gut es geht heilen kann", sagte Steve, stand auf und ging zu seiner Hütte, um dort etwas zu holen.
Lyla sah sehr erschöpft aus und sie sagte auch nichts mehr, aber sie zitterte immer noch am ganzen Körper. Ich strich ihr mit der Hand über den Rücken und wusste selber nicht, was ich damit erreichen wollte, ich war hoffnungslos überfordert mit der Situatuion. Steve kam endlich wieder und bei ihm war plötzlich auch die Mutter von Maikai, sie hielt sich eine Hand vor den Mund und sah uns mit weit aufgerissenen Augen an.
"Ich hatte noch irgendwo einen Verband, halt du die Stöcke dort hin und ich wickel ihn darum", sagte Steve an mich gerichtet. Ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich verstand, was er meinte, aber dann half ich ihm. Die kleinen Stöcke legte ich so an ihren Arm, dass sie den Knochen stützten - wir wussten alle, dass das keine endgültige Lösung sein konnte. Für den Moment aber würde es reichen. Stramm wickelte Steve den Verband herum und knotete ihn am Ende zusammen.
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Every Summer has a Story (Louis Tomlinson)
General FictionHawaii - 137 Inseln, sieben davon bewohnt. Rund 3700 Kilometer vom Festland entfernt, macht Lyla Urlaub bei ihrer Grandma. Sie lernt Surfen, übernachtet in Zelten und genießt endlich mal das Leben. Auch Louis, der irgendwie immer dabei ist, schlie...