Vorsichtig strich ich mit der Hand über das mit Moos bedeckte Schild. Es bestand aus dunkelbraunem Holz und war mit zwei Metallpfählern in der Erde befestigt. In gelber Schrift stand dort groß und unterstrichen Kalalau Trail. Darunter waren noch ein Paar Warnhinweise, Vorschriften und die Ergänzung, dass man angemessenes Schuhwerk tragen sollte. Also am besten keine Flip-Flops oder Sandalen. Ich hatte mir zwei Tage vor dem Flug, von meinem Taschengeld noch feste Schuhe zum Wandern besorgt. Hoffentlich würde ich keine Blasen davon bekommen. Etwa drei Meter hinter mir stand Louis, der sich genauso wie ich, total freute und aus dem Grinsen gar nicht mehr herauskam. Denn wir waren gerade am Start der Route, mitten im Wald und ganz alleine. Ein Pfeil zeigte uns die Richtung in die wir gehen sollten, obwohl das ziemlich offensichtlich war, denn ein anderer Weg war hier nicht. Wenn man nicht zurückgehen wollte, musste man wohl oder übel dort lang gehen.
„Lass uns ein Bild machen", schlug Louis vor, der jetzt neben mir und dem Schild stand.
Er stellte sein Handy auf Innenkamera und hielt es dann mit etwas Abstand vor uns. Genauso, dass man uns und das Schild noch gut sehen konnte, denn sonst glaubte uns das später vielleicht niemand mehr, dass wir wirklich hier waren.
Bevor wir dem Weg folgen konnten, ließen wir erst noch eine Gruppe Touristen vorgehen. Okay, streng genommen waren wir je selber welche, aber die vor uns entsprachen halt mehr dem Klischee eines Rucksackreisenden. Aus ihren Gesprächen konnte man hören, dass sie auch das erste Mal hier waren. Wir wollten ihnen nicht sofort hinterhergehen, deswegen warteten wir noch einige Minuten, bis sie außer Sichtweite waren.
„Na dann mal los", sagte ich mehr zu mir selbst und tat den ersten Schritt auf den nachgiebigen, mit Steinen besetzten Waldboden. So ganz am Anfang war es natürlich noch ganz unspektakulär, da wir sozusagen in einem ganz normalen Wald gingen. Mit Moos, Morgentau, Geräuschen aus dem Off und allem, was dazugehört. Die Tropfen vom letzten Regen hingen noch an den Blättern, und so war es zum Glück nicht so trocken. Ich schmunzelte, da ich mich irgendwie wie auf einer Expedition bei „Jurassic Park" fühlte. Da Louis vor mir ging, konnte ich nicht wirklich sehen, was als nächstes vor uns war. Dadurch hatte ich aber auch nicht den Job des Blätter-aus-dem-Weg-schaffens. Es roch frisch, genauso, wie ich mir die Farbe hellgrün vorstellte, und obwohl wir gerade mal ein paar Minuten unterwegs waren, konnte ich bereits spüren, wie ich mich mit jedem Meter weiter entspannte. Die Stille machte mich aufmerksam, ich achtete auf Blättergeraschel, das Geräusch meiner Schuhe auf dem Untergrund und das Zwitschern eines Vogels aus der Ferne. Wir gingen weiter und weiter, so tief in den Wald, bis ich mich komplett von dem Strand, an dem wir vor kurzer Zeit noch gewesen waren, isoliert fühlte. Es kam mir vor wie Jahre, als ich das letzte Mal das Meeresrauschen gehört hatte. Louis und ich redeten zugegebenermaßen nicht viel, ich wusste auch gar nicht, worüber ich mich äußern sollte, aber aus irgendeinem Grund war dieses Schweigen nicht peinlich. Ich denke mal, wir waren beide in unsere Gedanken versunken und viel zu beschäftigt, nicht über diverse aus dem Boden ragende Wurzeln zu stolpern. Plötzlich kam zu den Geräuschen, an die ich mich schon gewöhnt hatte, noch ein weiteres dazu: leises Wasserrauschen. Die Betonung liegt auf leise, denn man musste schon sehr gut hinhören. Es war mehr ein Plätschern, nicht so stark wie das mehr, aber etwas rauschender, als ein Bach. Je näher wir kamen, desto sicherer war ich mir, dass es sich um einen Fluss handeln musste.
Und ich hatte recht. Schon bald lag vor uns ein etwa drei Meter breiter Fluss, der eine Vielzahl von Ästen und Schlamm mit sich trug. Wahrscheinlich hatte es hier vor kurzem noch geregnet und die Erde wurde in den Fluss gespült. Ich entdeckte zu meinem Glück ein paar große Steine, die im Flussbett lagen und über die man problemlos das Hindernis überqueren konnte. Denn eine Brücke war dort weit und breit nicht zu finden.
"Und du meinst, wir kommen da rüber?", fragte ich Louis vorsichtshalber nochmal.
"Weiß nicht, aber so steht's hier im Plan." Es sah so aus, als suchte er nach einem Stock, aber dummerweise lag gerade kein passender auf dem Boden.
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Every Summer has a Story (Louis Tomlinson)
Ficción GeneralHawaii - 137 Inseln, sieben davon bewohnt. Rund 3700 Kilometer vom Festland entfernt, macht Lyla Urlaub bei ihrer Grandma. Sie lernt Surfen, übernachtet in Zelten und genießt endlich mal das Leben. Auch Louis, der irgendwie immer dabei ist, schlie...