Es war schon vormittags, als ich immer noch im Pyjama und zerzausten Haaren auf meinem Balkon saß und auf das Meer sah. Grandma und ich hatten hier oben gefrühstückt, danach hatte ich aber noch keine Lust gehabt, mich umzuziehen. Denn hey, es waren Ferien! Mit ein paar Verrenkungen - ich wollte mich so wenig wie möglich von meinen bequemen Platz wegbewegen- lugte ich über das Geländer, weil ich unten im Garten Stimmen gehört hatte. Doch ich fand nur Grandma in ihrem Beet vor dem Holzschuppen vor. Sie hatte einen Sparten in der Hand und wusch sich den Schweiß von der Stirn; oh ja, nicht nur ihr war heiß. Schulterzuckend ließ ich mich zurück in den Liegestuhl fallen und nahm mir mein Buch wieder zur Hand. Die Idylle hielt aber nicht lange an, denn jemand rief von unten meinen Namen. Dieses Mal machte ich mir keine Mühe mit unnötigen gymnastischen Übungen und stellte mich in voller Größe an das Holzgeländer. Grandma schaute zu mir nach oben, neben ihr stand Louis.
„Hey!", sagte er, während er seine Hand über die Augen hielt, um sich vor der Sonne zu schützen.
„Ich wollte gerade Surfen gehen, kommst du mit?" Ich sah kurz zu Grandma, um ihre Meinung einzuholen, ich war ja schließlich wegen ihr hier. Sie nickte eifrig und damit war das Thema erledigt.
„Klar, ich muss mich nur noch umziehen", antwortete ich ihm und deutete flüchtig auf meinen Schlafanzug.
„Ich warte am Strand, bis später." Erst als er wieder weg war, wurde mir bewusst, dass ich gar nicht wusste zu welchem Strand ich gehen sollte. Das hier war eine Insel und ich würde hier irgendwann immer auf Wasser treffen, schon klar, aber was wenn ich mich verlief? Der Strand sah so riesig aus und war nebenbei auch voller Leute.
Okay, was zieht man zum surfen an? Ich stand oder saß noch nie auf einem Surfboard, aber von Bildern wusste ich, dass die allgemeine Mode da ziemlich variierte. Manche - vermutlich dort, wo es heiß war - trugen einfach ganz normal einen Bikini oder eine Badeshorts, andere wiederum waren komplett in einen schwarzen Neoprenanzug gehüllt. Da ich das Letztere nicht besaß, musste ich wohl oder übel auf die klassische Variante übergehen. Grandma wünschte mir viel Spaß und gab mir den Rat, nicht aufzugeben, was auch immer das bedeuten sollte. Louis war nett, denn als ich gerade aus dem kleinen Wald zwischen Grandmas Haus und dem Strand kam, stand er schon dort und wartete auf mich. Neben ihm steckte ein Surfboard im Sand, das fast so groß wie er selber war. Wahnsinn, dachte ich.
„Deins?", fragte ich. Natürlich musste es seines sein, aber ich wollte mal nicht so sein und ihm den Spaß verderben.
„Ja, cool, oder?", antwortete er gespielt beiläufig und lehnte sich leicht dagegen.
"Aber richtig." Ich tat so, als wäre das das aufregendste, was ich je gesehen hatte.
Louis erklärte mir, dass man am besten durch zuschauen lernte, also wies er mich auf die unterschiedlich großen Felsen am Rand des Strandes, wo ich ihn dann beobachten konnte. Ob das wirklich so eine gute Taktik war, mochte ich zu bezweifeln, denn von dort hinten konnte ich sehr schlecht sehen. Das lag noch nicht mal wirklich an der Entfernung, eher an den ganzen Leuten, die entweder vor mir hier gingen, sich genau in mein Sichtfeld setzten oder genau vor Louis surften, sodass ich ihn nur phasenweise sehen konnte. Aber das, was ich sah, war schon echt beeindruckend. Aber wenn ich es mir recht überlegte, was hatte ich auch anderes erwartet? Er paddelte ziemlich weit heraus, hockte auf seinem Board und wartete mit ein paar anderen in einer Reihe auf eine gute Welle. Sie sahen wirklich aus wie Hühner auf der Stange.
Anscheinend kam eine gute, ich konnte sie zwar noch nicht erkennen, aber das hieß ja nichts. Er und die meisten anderen drehten sich um. schauten über ihre Schulter und genau an dem höchsten Punkt der Welle, also nur Millisekunden bevor sie brechen würde, sprang er gekonnt auf sein Brett und... ja, er stand! Ich klatschte, als ich aber bemerkte, dass das hier niemand außer mir tat, ließ ich es schnell wieder bleiben. Anscheinend galt es noch nicht als applaudierenswert, wenn jemand auf sein Board sprang und nicht sofort herunterfiel. Wie auch immer, ich fand er hatte das ziemlich gut gemacht. Wie lange genau er die Welle ritt, konnte ich nicht sagen, aber was ich wusste war, dass er von all den anderen am längsten durchhielt. Ich musste wohl wirklich an eine Art Profisurfer geraten sein. Damit würde ich Zuhause bestimmt angeben. Es war faszinierend und nervenaufreibend zugleich, ihm zuzuschauen. Denn immer, wenn er vom Board fiel, sah das so schmerzhaft aus, ich konnte das Salzwasser in Mund und Nase und den Aufprall auf die Steine im Wasser förmlich an mir selber spüren. Meine Sorgen stellten sich aber als überflüssig heraus, denn jedesmal tauchte er tapfer wieder auf und paddelte dort hin, wo die Wellen brachen. Ob ich so viel Ehrgeiz und Geduld hatte, würde sich ja bald zeigen. Ich wusste dann auch endlich, was Grandma mit dem nicht Aufgeben gemeint hatte. Ich fragte mich, ob sie auch jemals gelernt hatte zu surfen.
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Every Summer has a Story (Louis Tomlinson)
General FictionHawaii - 137 Inseln, sieben davon bewohnt. Rund 3700 Kilometer vom Festland entfernt, macht Lyla Urlaub bei ihrer Grandma. Sie lernt Surfen, übernachtet in Zelten und genießt endlich mal das Leben. Auch Louis, der irgendwie immer dabei ist, schlie...