Verhör

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Eine Woche ist seit dem Vorfall vergangen. Mein Leben ist wieder so normal, wie es eben sein kann, wenn drei Freunde, mein fester Freund und auch meine Familie ständig in meiner Nähe sind oder mich zumindest im Auge behalten. Sie benehmen sich wie ein Haufen Fliegen, die um einen Misthaufen herumfliegen. Dabei bin ich der Misthaufen, nur dufte ich wesentlich besser.

Zum Unterricht sind wir sowieso immer gegangen und auch in die Bibliothek bin ich nur mit Theo gegangen. Jetzt sind mindestens immer zwei bei mir. Laut Dracos Aussage soll einer dann bei mir bleiben und der andere Dumbledore oder Pomfrey holen. Allerdings wohl eher die Krankenschwester, weil dem Schulleiter kann weder er noch ich in die Augen blicken.

Das Schlimmste jedoch ist, dass ich nicht einmal alleine auf Toilette oder zum Duschen gehen kann. Draco würde sogar dafür sorgen, dass eine Badewanne eingebaut wird. Das traue ich ihm sehr wohl zu. Zu meinem Glück liegt das nicht in seiner Macht und auch nicht in der seiner Familie.

In seinem Zimmer sitze ich in seinem Bett und warte darauf, dass Draco zurückkehrt, denn ich habe ihn geschickt, um mir einen warmen Kakao zu holen. Widerstandslos ist er sogar gegangen! Dafür musste ich ihm versprechen, dass ich mich nicht aus dem Bett bewege.

Ein Klopfen an der Fensterscheibe lässt mich den Blick heben und dorthin sehen. Eine Eule sitzt da, wahrscheinlich erneut mit Post. Diese gab es nicht sehr selten. Mal kam sie von meiner Familie – sogar von Percy – und auch von Dracos Familie. Auch die Eltern der Zwillinge haben Briefe geschickt, immer mit solchen Marken auf den Umschlägen. Briefmarken wurde das von Victoria genannt. Die kleben die Muggel hoch, damit sie ihre Briefe versenden können. Ohne geht das nicht.

Ich steige vom Bett und nähere mich dem Fenster. Meine Hände umschließen die verschiedenen Möbel, die mir auf meinem Weg den nötigen Halt geben.

An dem Schreibtisch, der sich neben dem Fenster befindet, festhaltend, öffne ich es. Die Schleiereule fliegt direkt an mir vorbei und landet auf dem Rand des Bettes. Fordernd schaut sie mich an.

Ein kleiner Seufzer entfährt meinen Lippen, ehe ich mich ihr mit den Körnern aus dem Schreibtisch in der Hand nähere. Sofort fliegt sie hoch, lässt den Brief fallen und setzt sich an der Schale auf Dracos Nachttischchen, in die sie die Körner gefüllt bekommt.

Dann setze ich mich und nehme den Brief in meine Hände und sehe auf die Rückseite, um den Empfänger herauszufinden.

Draco Malfoy

Der Name meines Freundes in der Handschrift seiner Mutter. Ich lehne mich zurück an das Kopfende und sehe zur Tür. Ich möchte den Brief nicht öffnen, denn er ist immerhin nicht an mich adressiert, sondern an Draco.

Meine Ungeduld steigt immer weiter, aber ich öffne den Brief nicht, auch wenn ich nichts lieber tun würde. Aus reiner Neugier natürlich. Stattdessen steige ich vom Bett und eile, so schnell es mir möglich ist, zur Tür.

Vorsichtig öffne ich sie, spähe auf den Gang, der aber zum Glück leer ist, und trete dann zum Geländer. Ich schaue runter in den Gemeinschaftsraum und kann von meinen Freunden niemanden entdecken. Also drehe ich mich zur Treppe und laufe ganz langsam die Stufen nach unten.

Knarzen trifft mich bei jeder Einzelnen davon. Ich muss leider zugeben, dass mir dieses Geräusch Kopfschmerzen bereitet, doch das Risiko, die Treppe runterzufallen, weil ich zu schnell gelaufen bin, möchte ich nicht eingehen.

Bevor ich es richtig realisiere, dass ich die Treppe heil überstanden habe, stehe ich auch schon auf dem Gang vor unserem Gemeinschaftsraum. Ich habe allerdings keine Ahnung, wo ich nach Draco suchen soll. Vielleicht ist er im Raum der Wünsche und arbeitet an unserem Auftrag? Wenn er nur in die Küche gegangen wäre, wäre er schon längst wieder da.

The last heir IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt