Trelawneys Unterricht

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Als ich am nächsten Morgen aufwache, fällt mir auf, dass ich die Vorhänge meines Bettes nicht geschlossen habe. Das Licht fällt durch das Fenster direkt in mein Gesicht.
Da ich nun ganz sicher nicht mehr schlafen würde können, entscheide ich mich dafür aufzustehen. Aus meinem Koffer ziehe ich meinen Umhang hervor und verschwinde im Bad. Zuerst spritze ich mir kühles Wasser ins Gesicht und merke, wie ich langsam wieder wach werde.
Ich streife meine Schlafsachen ab, steige unter die Dusche und spüre, wie das warme Wasser über meinen verspannten Rücken fließt. Ich blicke hinab auf meine Hände und sehe die Wunden auf meinen Handflächen. Anscheinend ist gestern wirklich passiert.
Es scheint alles vor meinem inneren Auge wie ein Film abzulaufen. Draco und ich entdecken Harry in unserem Zugabteil. Er liegt am Boden und ich heile seine Nase. Dann sind wir in der Großen Halle. Ich sehe Dumbledores von einem Brandzauber getroffene Hand. Danach erkenne ich mich auf Dracos Schoß im Gemeinschaftsraum. Die Zwillinge gehen in unseren Schlafsaal. Ich folge ihnen und bekomme gleich ihre Ablehnung gegen mich zu spüren. Jedoch ist Victoria diejenige, die sich bald darauf im Raum der Wünsche mit mir trifft. Sie sieht es nicht ein und schon sitze ich allein in diesem Raum. Dann taucht er auf. Macmillan. Nun liegt es bei mir ihn abzuweisen, aber trotzdem spüre ich meine Wut. Die Wut mir gegenüber. Gegen den Dunklen Lord. Meine Wut gegen Harry. Ron. Alle. Auch Macmillan. Alle aufgestauten Gefühle. Ich kann sie direkt spüren. Ich sehe, wie ich die ganzen Vasen zerstörte und dann in dem Scherbenhaufen zu Boden sank. Sie bohren sich in meine Hände und, als Macmillan auf mich zukommt, rutsche ich zurück. Der Schmerz in meinen Handflächen nimmt zu und dann stoße ich gegen die Wand. Er hebt mich hoch und trägt mich zu dem Sofa. Seine braunen Augen sehen finster drein, aber seine Haare schimmern dafür umso heller in dem schlecht beleuchteten Raum. Warum ist mir das gestern nicht aufgefallen? Ich sehe, wie er meine Wunden säubert. Währenddessen beobachte ich ihn genau. Seine Stirn ist in Falten gezogen, aber der Schock ist ihm ins Gesicht geschrieben, nachdem er das Brandmal gesehen hat.
Es pocht gegen die Tür und ich zucke zusammen. Wie lange bin ich schon hier? Wie lange habe ich über den gestrigen Abend nachgedacht?
Ich stelle das Wasser ab, trete aus der Dusche und trockne mich ab, ehe ich mir meine Schuluniform anziehe. Ich werfe einen letzten Blick in den Spiegel. Meine schwarzen Haare fallen meinen Rücken hinab. Meine grauen Augen blicken mir stumpf entgegen.
Ich seufze auf und merke, dass mein Blick kühler wird. Zu meinem Glück steht Parkinson vor mir. Da wäre mir sogar Bulstrode lieber.

„Musst dich wohl hübsch machen für Draco, oder?", fragte sie.

„Im Gegensatz zu dir brauche ich das gar nicht."

Damit trete ich an ihr vorbei und gehe zu meinem Bett. Ich werfe meine Sachen in den Koffer und schiebe ihn dann wieder unter das Bett.
Ich nehme mir den Zeitumkehrer aus dem Schrank, hänge ihn mir um den Hals und mache mich drauf und dran den Gemeinschaftsraum zu verlassen.
Mein Blick bleibt beim Kamin hängen, wo das Feuer fröhlich knistert. Was wohl Sirius macht? Wo kann er sich herumtreiben? Das Ministerium hat ihn nicht. Das weiß ich. Das würde nämlich in allen Zeitungen stehen. Sogar in denen der Muggel, die nicht mal wissen, dass Sirius offiziell tot ist. Bei uns Zauberern wäre das noch ein wenig anders. Es würden bereits alle wissen, wenn er gefangen genommen wäre. Das wäre dann ein großes Theater.
Ich schüttle den Kopf, wodurch ich die Gedanken an meinen Paten vertreibe, und laufe aus dem Gemeinschaftsraum. Der Keller ist so kühl wie üblich, aber jetzt sogar noch ein wenig mehr, da wir im Anfang des Septembers sind. Ich gehe weiter und betrete nur kurz danach die Große Halle.
Meine Professoren sitzen bereits an ihrem Tisch am Kopf der Halle. Die anderen vier Tische sind leer. Insgesamt sind nur vier Schüler – ich eingerechnet – in der Halle.
Ich gehe direkt auf meinen Tisch zu und sehe mich darauf um. Brötchen, Toast, Pancakes und einiges an Aufstrichen. Jedoch habe ich keinen Hunger. Nur bei dem Gedanken an Essen dreht sich mir schon der Magen um.
Gerade, als ich mich erheben will, um die Halle zu verlassen und meine Zeit in der Bibliothek zu verbringen, wo ich weit von allem Essen bin, sehe ich einen Rotschopf auf mich zueilen. Na super. Was auch immer sie will, ich will nicht mit ihr reden.

The last heir IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt