5. Der Neuanfang

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Monate sind vergangen seit dem Casting. Ich habe die Rolle bekommen, um die sich hunderte Mädchen beworben hatten. Die letzten Monate waren hier die Sommerferien, deshalb konnte ich auch drehen, denn meine Mom wäre nicht so begeistert gewesen, wenn ich viel von der Schule verpasst hätte. Die Dreharbeiten haben allerdings schon ein paar Wochen vor den Ferien angefangen, wo man meine Mom auch erstmal überreden musste, mich hingehen zu lassen. Weil sind wir mal ganz ehrlich, vor den Ferien zieht eigentlich normalerweise kein Lehrer mehr Unterricht durch.

Allerdings war der Dreh jetzt schon vorbei und ich stand gerade am Flughafen und wartete, bis meine Mom mich abholen würde, vergeblich.

Auf einmal bekam ich einen Anruf von Keanu »Ki, wo bist du?« fragte er hektisch. »Am Flughafen du Trottel« entgegnete ich wütend, weil Mom meine Anrufe nicht entgegennahm. »Ja weiß ich doch, aber ich wollte fragen wo genau, ich hol dich doch ab. Hat Mom dir nichts gesagt?« die Verwunderung in seiner Stimme war deutlich rauszuhören. »Nö hat sie mal wieder vergessen. Ich bin bei Terminal 3 draußen am Parkplatz« sagte ich zu ihm mit einer tatsächlich wieder netteren Stimme, denn er kann ja nichts dafür, dass Mom mal wieder zu verpeilt war, mir nicht Bescheid zu geben.

Mein Bruder hat ohne noch was zu entgegnen mal wieder aufgelegt, wie immer.

Als ich endlich sein Auto sah, wurde meine Miene endlich wieder heiterer, denn ich habe meine Familie seit mehreren Monaten nicht mehr gesehen. Obwohl ich immer so gemein zu meinem Bruder bin, habe ich ihn mit am meisten vermisst.

Natürlich mit Emily! Wo wir von Emily reden, sie kommt gerade auf mich zugestürmt. Mein Bruder steigt auch aus und läuft auf mich zu. »Überraschung!« ruft er fröhlich. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Emily mitkommt mich abzuholen.

Direkt zieht Emily mich in eine Umarmung, die ich liebend erwiderte, denn Emily habe ich unendlich dolle vermisst. Wir haben zwar jede Woche mindestens zweimal gefacetimed, aber da hat man sich natürlich nicht persönlich gesehen. Am Set hatte ich natürlich auch viele neue Freunde gefunden, denn wir waren eigentlich 24/7 beieinander, auch nach Drehschluss waren wir oft was unternehmen, oder auch an freien Tagen. Die Zeit werde ich auch vermissen, aber erstmal freue ich mich jetzt auf meine Familie und meine Freunde. Ich habe zwar nur noch heute und morgen, denn am Montag geht die Schule wieder los.

Emily erlöste mich langsam aus ihrer Umarmung, nach welcher ich direkt in die Arme meines Bruders gezogen wurde. Direkt roch ich etwas, mit bis jetzt unbekannt war. »Neues Parfüm oder was geht hier ab?« fragte ich in den Raum, woraufhin mein Bruder mich aus seiner Umarmung löste. »Ja, das bin ich« sagte Emily leicht verlegen. Ich schaute sie verwundert an, denn damit hätte ich gar nicht gerechnet. Ich dachte dass mein Bruder plötzlich gut roch.

»Warum das denn?« sagte ich dezent verwirrt. Scheinbar gab es in der Zeit wo ich weg war einige Veränderungen hier. »Äh... also.. ich hab jetzt einen Freund.« verdutzt schaute ich sie an. Ich glaube mein Mund stand sogar offen da, denn damit hätte ich nie gerechnet. Emily und ich sind nämlich eigentlich zwei Menschen, die sich eher von Liebe und den daraus folgenden Dramen raushalten. Ich konnte erst keine Worte finden und stotterte nur vor mich hin. »Wer ist es denn?« fragte ich sie immer noch verdutzt.

»Leroy Kaane«

Und da war er, der Moment, wo ich am liebsten wieder ins Flugzeug steigen würde und zurückreisen wollte. Leroy Kaane ist einer der beliebtesten Jungen an unserer Schule, ich will gar nicht wissen, wie und wo die sich kennengelernt haben. Ob Emily jetzt auch bekannt ist in der Schule und sie mich jetzt vernachlässigen wird? Ich werd's sehen.

Ohne ein weiteres Wort stieg ich vorne neben meinem Bruder im Auto ein, ich konnte gerade irgendwie nicht neben Emily sitzen und mich mit ihr unterhalten. Da mein Bruder wieder mal nicht mitbekam, dass mich irgendwas wieder bedrückt, stellte er eine Menge Fragen. Ich versuchte mich bei meinen Antworten kurz zu halten, da ich eigentlich keine Lust hatte auf Unterhaltungen.

Also schaute ich auf mein Handy, was ich seitdem ich aus dem Flugzeug gestiegen bin nicht mehr tat und sah mehrere Nachrichten von Titus. ›bist du gut gelandet‹und›ich bin jetzt da übrigens‹ kamen von ihm. Schnell tippte ich meine Nachrichten ein ›Jooo T ich bin jetzt auch abgeholt worden und ich vermiss euch jetzt schon hier gab's so viele Veränderungen‹ direkt gab Titus auch schon eine Antwort von sich ›du rockst das K ich glaub an dich! Ich muss jetzt wieder los bin gleich Zuhause bei meinen Eltern wir schreiben?‹ ich schrieb einfach nur ›yes machen wir viel spaß‹ ›:)‹ antwortete Titus noch schnell und damit war die Konversation auch fürs erste beendet.

Titus und ich sind wirklich nur Freunde, denn wie gesagt ich bin absolut nicht in der Verfassung eine Beziehung einzugehen. Ich war zwar schonmal in einer vor 3 Jahren, aber das war auch nichts ernstes würde ich sagen.

Titus ist während den Dreharbeiten mein bester Freund geworden, ich wusste nicht wie sehr man auch einen männlichen besten Freund brauchen kann mit dem man teilweise sogar besser über manches reden kann, als mit einem Mädchen. Bald sehe ich aber zum Glück meine Drehfreunde wieder, denn im Herbst wird die Serie schon auf Netflix released und dann findet auch die Premiere in LA statt.

Die Fahrt hat sich sehr gezogen, obwohl ich eigentlich die meiste Zeit mit irgendwem geschrieben habe oder mein Instagram endlich mal neuorganisiert hatte, denn Ms. Malone, die ich inzwischen Eliza nenne, meinte, ich solle mal ein professionelles Instagramprofil erstellen, falls ich nochmal für irgendwas gebucht werden würde. Also tat ich das auch. @thekianalee.

Und schon kamen wir Zuhause an, ich glaube Mom hörte uns in der Einfahrt vorfahren, denn sie platzte aufgeregt aus der Tür heraus. Ich vergaß meine Wut, dass sie mich nicht abgeholt hatte direkt sobald ich sie sah, wie sie sich freute, dass ich endlich kam.

Ich stieg aus und sie rannte direkt in ihren rosanen Puschelschlappen auf mich zu. Ich warf mich glücklich in ihre Arme und fühlte mich direkt geborgen. Ich wusste nicht, dass ich sie wirklich so sehr vermisst habe, dass ich sogar anfing zu weinen. Mom trug einen ihr viel zu großen Pullover, was ich eigentlich als Liebeskummer deuten würde, aber da sie momentan keinen Typen am Start hatte, verwarf ich diesen Gedanken auch direkt wieder und freute mich nur, endlich hier zu sein.

Keanu trug meine Koffer und meinen Rucksack rein, da Mom ihm das aufgetragen hatte. Da Mom mir erst einmal Zeit geben wollte, anzukommen, schickte sie Emily und mich hoch in mein Zimmer, sodass wir erstmal Zeit zusammen verbringen konnten und meine Sachen auszupacken.

Angekommen in meinem Zimmer war ich überrascht, dass es so ordentlich war, denn ich räume eigentlich extrem selten auf. Ich erinnerte mich noch genau daran, dass ich mein Zimmer sehr unordentlich hinterlassen habe. Das musste heißen, dass Mom und Keanu wahrscheinlich mein Zimmer aufgeräumt hatten, was mich gruselte, denn ich hatte Angst, gewisse Sachen nicht mehr wiederzufinden.

Emily war scheinbar genauso verblüfft wie ich, denn sie riss auch die Augen auf und fing seit unserem Gespräch am Flughafen zuerst wieder ein Gespräch an. »Wow haben die eine Putzfirma engagiert, dein Zimmer aufzuräumen? Muss ganz schön was gekostet haben bei dem Chaos, das hier immer herrschte« sagte sie und musste lachen, woraufhin auch ich anfangen musste zu lachen.

Wir ließen uns beide auf meinem Bett nieder und schauten beide an meine Decke mit dem daran hängenden Kronleuchter. »Hey, es tut mir echt leid, dass ich dir das vorenthalten habe, dass ich einen Freund habe.« kam es auf einmal von meiner rechten Seite. »Schon ok, ich hätte mich wahrscheinlich sowieso nicht ganz darauf konzentrieren können« entgegnete ich ihr ehrlich. »Alles gut Kiki! Jetzt packen wir aber erstmal deine Sachen aus!« befahl Emily und sprang vom Bett auf. Ich stöhnte nur lustlos auf, also zog sie mich aus meinem Bett, wie eigentlich immer.

Da Emily und ich uns seit dem Kindergarten kannten, wusste sie auch ganz genau, wo alles hingehörte und half mir deshalb auch gut beim auspacken. Man könnte auch sagen ich half ihr.

Als wir fertig waren, kam Mom herein. »Hey Em, hast du Bock heute Abend mit uns essen zu gehen?« fragte sie an meine Freundin gerichtet. Das konnte nichts gutes heißen das wusste ich. Denn wenn sie meine Freundin fragte, ob sie mitkommen wollte, dann muss irgendwas passieren. Mom geht nie mit uns essen.

»Gerne« entgegnete Emily ihr zu meinem Pech. Vielleicht hätte Mom das Essen ja abgesagt, hätte Emily nein gesagt. »Gut! Zieht euch bitte schön an. Ich habe dir 2 Kleider gekauft Schatz!« sagte Mom überglücklich und ging.

Emily und ich schauten uns verwirrt an. »was ist denn mit deiner Mom passiert? Seit wann geht ihr denn Essen?« scheinbar ist es Emily auch aufgefallen, dass hier irgendwas ganz faul ist. »Ich will es am liebsten gar nicht wissen« entgegnete ich mit einem gespielten Schluchzen.

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