38. Klartext

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Als wir im Zimmer ankamen, warf Yael mir direkt einen Pullover zu, den ich anziehen sollte. Ich zog ihn an und schlüpfte flink in meine Jogginghose.

Yael saß draußen auf dem Balkon und wartete schon auf mich. Er bedeutete mir, sich neben ihn zu setzen, indem er auf den Platz klopfte.

Es war inzwischen 01:16 Uhr und es war noch dunkler und kälter geworden, als zuvor. Die Party unten war noch in vollem Gange und machte nicht den Anschein, bald vorbei zu sein.

Ich setzte mich also neben ihn. Ich wusste nicht so recht, ob ich etwas sagen sollte, oder ob er zuerst das Wort ergreifen würde, denn zuerst war Stille.

Yael räusperte sich, um seine Stimme in die Zügel zu bekommen und fing an zu sprechen.

»Das war ein Fehler.« sagte er kalt. Eben ganz Yael.

Verdutzt sah ich weg von ihm, was er allerdings nicht zu merken schien, denn er sah noch in die Sterne und hatte sich dort seinen Fixpunkt gesucht.

»Wie?« fragte ich. Doch es kam keine Antwort.

»Yael! Rede bitte endlich mit mir. Ich halte das nicht aus, wie du mit meinen Gefühlen spielst.« fügte ich wütend hinzu.

Man hörte ihn regelrecht nach Luft schnappen. Scheinbar hatte er vor, endlich zu reden.

»Es war ein Fehler, weil... wir sind bald Bruder und Schwester in... gewissermaßen.«

»Was heißt denn gewissermaßen? Yael rede endlich Klartext! Ich halte es nicht mehr aus.« antwortete ich und machte eine Geste, aufzustehen.

Da hielt Yael mich aber noch zurück. Er ergriff wieder meine Hand mit seiner und drückte sie fest, um mir zu signalisieren, nicht zu gehen.

»bleib bitte.« flehte er. Ich überlegte kurz, doch blieb schlussendlich.

Wieder atmete er tief ein. Yael war nicht so ein Mensch, der gerne über Gefühle redete, eher einer, der generell eher wenig redete.

»Alberto ist eigentlich gar nicht mein leiblicher Vater.« ich war geschockt. Und das bemerkte auch Yael. Ich hätte mit allem gerechnet, aber niemals hätte ich das gedacht.

»Mein Vater ist schon seit langem tot.« er machte wieder eine Pause. »Das tut mir sehr leid Yael.« gab ich bestürzt zurück. Dabei kuschelte ich mich an ihn, was sein harter Kern zwar wahrscheinlich abgewiesen hätte, aber Yaels Gefühle doch zuließen.

Er legte seinen Arm um meine Schultern, während ich meinen Kopf in seiner Armlehne stützte.

Nach einiger Zeit lösten wir uns wieder voneinander, denn Yael war scheinbar noch nicht ganz fertig mit seiner Ansprache.

»Ich werde nicht mit zurückreisen, denn ich fliege zu meiner Mutter nach Costa Rica und bleibe da wahrscheinlich auch.« fügte er hinzu.

Ich war wieder entsetzt. Er konnte mich doch nicht erst küssen, zweimal, und mich dann so behandeln und einfach gehen.

Secretly my brother ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt