Kapitel 19

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Ich stellte die Pfanne auf den Tisch und gab uns beiden eine Portion. Ich hatte ein TikTok-Rezept nachgemacht und war zuerst sehr skeptisch gewesen. Das Essen enthielt vermutlich mehr Kalorien als ein Weihnachtsessen bei meinen Großeltern...
Ich sah nun Jamal zu, wie er sich, wie immer, haufenweise Nudeln reinstopfte. Er war mit seinem Teller fertig, als ich gerade mal die Hälfte meines Tellers gegessen hatte.
Dann fragte er, ob er sich noch eine Portion nehmen dürfte und grinsend  bot ich ihm die Pfanne an. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so viel essen?!
Ungläubig sah ich ihm zu, wie er auch die zweite Portion in kürzester Zeit verschlang.
Anscheinend war er jetzt zumindest satt, denn er legte das Besteck zur Seite: "Das hat sehr gut geschmeckt, Juli! Danke.", meinte er und grinste mich zufrieden an. Ich nickte ihm mit einem ungläubigen Grinsen zu und widmete mich dann meiner letzten Gabel.

Während ich Eis aus dem Gefrierfach holte, räumte Jamal ab.
Sein Handy vibrierte, eine Nachricht von Leon, die beiden seien gut angekommen.
Wir gingen raus auf den Balkon und aßen still das Eis. Er war entgegen der Wettervorhersage nochmal richtig warm geworden und ich schloss die Augen.
Ein Vibrieren meines Handys ließ mich meine Augen aber wieder öffnen. Jamal hatte mir einen Snap von mir geschickt, auf dem mein Gesicht hässlich verzerrt war. Lachend sah er mich an und ich schüttelte den Kopf, musste aber dann doch grinsen.
In dem Moment kam auch ein Snap von Leon an, in dem er den gleichen komischen Filter nutzte. Dabei stand Dachte es sei nur fair, wenn du mich auch so siehst, mit einem Lachsmiley. "Oh Gott Jamal, an wen hast du das bitte verschickt?", unschuldig sah er mich an.
"Naja, an dich, Mathea und Leon.", er grinste schelmisch und ich schnaubte lachend.
Dann schickte ich ein Selfie von uns beiden mit der Unterschrift Wie war das mit dem abholen nochmal? an Leon und Jamal öffnete den Mund, bevor er ihn wieder schloss um seine Unterlippe ein wenig vorzuschieben. Ich prustete los und gab meinem Freund einen Kuss. Dann zog ich ihn von der Bank hoch und wir gingen zurück ins Haus.

Ich machte mir gerade Ohrringe rein und Jamal sah mir gespannt zu, während er seinen Kopf auf meiner Schulter abgelegt hatte.
"Du siehst toll aus!", meinte er dann. Ich lächelte und sah meinen Freund durch den Spiegel an. Ich hatte mich für ein rotes Kleid entschieden, das ich mit meiner braunen Tasche und weißen Sneaker kombinieren würde. Meine Haare hatte ich zu einem lockerem Knoten zusammengebunden und als Make-up trug ich ausschließlich Mascara und Lippenpflege.
Jamal verlegte seine Hände auf meine Hüfte. Damit dirigierte er mich leicht aus dem Raum.

Wir schlossen ab und liefen zur Haltestelle. Jamal trug, wie immer, seine heißgeliebte Cap und eine große Sonnenbrille. Sophia und ich hatten ausgemacht, dass wir zu einem abgeschiedenen Café gehen würden, damit Jamal nicht dauernd erkannt werden würde.

Wir standen am Treffpunkt und warteten auf Leo und Sophia. Chris und Fabi hatten wir mit Absicht nicht Bescheid gegeben, da sie noch nicht wussten, dass ich mit Jamal zusammen war, und ich auch wollte, dass Sophia ihn zuerst kennenlernen würde.
Jamal setzte gerade seine Sonnenbrille und seine Cap ab, um sich über die Stirn zu wischen. Es war noch wärmer geworden und das Wetter spielte total verrückt.
In dem Moment kam ein kleiner Junge auf uns zu. "Entschuldigung.", er zog an Jamals T-shirt. "Ich ähm, könnten Sie mir mein Trikot unterzeichnen?", er wirkte ziemlich ängstlich und sah unsicher zu seiner Mutter, die ein paar Meter entfernt stand. Die nickte ihm aufmunternd zu und der Kleine zeigte sein Bayern-Trikot. Er schaute Jamal erwartungsvoll an und dieser lächelte ihm zu.
"Selbstverständlich! Wo genau soll ich unterzeichnen?", der Junge zeigte ihm eine Stelle.
"Juli, hast du einen Stift? Ich hab keinen dabei.", er klopfte irritiert auf seine Hosentaschen. Ich sah in meine Tasche und zog triumphierend einen dünnen Filzstift vom FCB hervor, den ich seit des Trainingsspiels bei mir trug. Ich hatte damals irgendeine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben müssen, damit ich nichts an die Presse weitergeben konnte, was Jamals Verletzung anging. Das wäre eigentlich nicht nötig gewesen, ich würde sowas nie tun, aber es war natürlich klar, dass sich der Verein absichern wollte, weshalb ich in dem Trubel einfach einen Stift genommen und meine Unterschrift auf das Papier gesetzt hatte.
Ich gab ihm den Stift und Jamal unterschrieb. Der Junge sah ihn überglücklich an und fragte, ob er noch ein Foto machen dürfte. Jamal stimmte zu und die Mutter machte lächelnd ein Bild. Dann bedankte sie sich überschwänglich bei Jamal und schenkte mir ein knappes Lächeln, bevor sie ihren Sohn nahm und mit dem freudigen Jungen wegging.
Ich beobachte Jamal, wie er ihm lächelnd hinterher sah, ehe er sich wieder die Sonnenbrille aufsetzte. Ich musste über die Situation lächeln. Man sah Jamal an, wie sehr es ihn freute, den Jungen glücklich gemacht zu haben.
Er legte einen Arm um mich und zog dann sein Handy heraus, um ein Selfie von uns zu machen. Das schickte er, trotz meines Protests, an Leon, der uns direkt einen Snap zurückschickte, auf dem er grinsend den Daumen in die Höhe reckte. Er hatte leicht nasse Haare und kam vermutlich gerade vom Training zurück.
Ich merkte, dass Jamal ein wenig bedrückt wirkte. Auch wenn er es nicht sagte, wusste ich, dass es ihn immens störte, dass er nicht trainieren konnte. Vor allem, weil am Freitag ein Spiel stattfinden würde.
Deshalb war ich sehr froh, dass in dem Moment Sophia und Leo um die Ecke kamen. Meine beste Freundin winkte uns breitgrinsend zu und schloss mich dann in eine Umarmung. Die Jungs stellten sich währenddessen gegenseitig vor und wenn ich richtig lag, würden sich die beiden super verstehen. Ich begrüße Leo mit einer kurzen Umarmung und dann gingen wir in das Café.
Wir setzten uns an einen abgeschiedenen Tisch und bestellten. Die Kellnerin, ca in unserem Alter, sah die beiden Jungs lächelnd an und beugte sich herunter, damit man ihren Ausschnitt sehen konnte. Sophia und ich wechselten einen kurzen Blick, das ganze war eine wirklich billige Vorstellung.
Jamal interessierte sich allerdings nicht wirklich für die Bedienung und bestellte, zur Abwechslung, wieder ein riesen Stück Kuchen. Auch Leo scherte sich nicht wirklich um das Mädchen, stattdessen tat er es Jamal gleich und bestellte ebenfalls ein riesen Stück Torte.
Als die beiden so da saßen und ihren Kuchen verschlangen, musste ich mich wirklich zusammenreißen, um nicht loszuprusten.
Jamal aß so unfassbar viel! Mich wunderte es wirklich, dass er noch nicht platzte...
Laut Mathea hatte er das Leon zu verdanken, der ihn regelrecht mästete, damit er bei seinen Trainingseinheiten gut pumpen konnte.
Ich machte ein Bild von ihm und schickte es dem Verantwortlichen, der mir daraufhin Lachsmileys und einen Daumen nach oben zurückschickte.

Wir liefen am Fluss entlang und Jamal hielt meine Hand. Die Jungs verstanden sich, wie ich vorhergesehen hatte, super und auch Sophia und Jamal kamen sehr gut aus. Wir setzten uns ans Ufer und Jamal warf einen Stein in den Fluss. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und genoss still den Moment.
"Oh, wen haben wir denn hier?", ich sah ungläubig nach oben.
Vor uns standen, wer hätte es gedacht, Sahra und Can. Hatten die beiden eigentlich irgendeine Tracking-App installiert, oder warum tauchten sie immer bei uns auf?!
Der Anhängsel von Bodyguard stand schon wieder dicht hinter ihr und langsam fragte ich mich, ob die beiden zusammen waren. Von Theo hatte ich schon länger nichts mitbekommen.
Sie sah spöttisch auf uns herab und sah dann stirnrunzelnd auf Jamal. Ich war mir sicher, er kam ihr bekannt vor, aber anscheinend konnte sie ihn niemandem zuordnen.
"Sieh an, Juli hat auch mal jemanden gefunden.", ich rollte mit den Augen, während Jamal zuerst Sahra und dann mich irritiert ansah.
"Ist das...?", er blickte mich fragend an und ich nickte genervt.
"Jap, das ist Sahra.", ich wandte mich von Jamal ab und sah wieder in das perfekt geschminkte Gesicht meiner ehemaligen besten Freundin, die heute wieder aussah, als sei sie eine blonde Barbie.
Leo zog tief die Luft ein: "Du hast vielleicht Nerven, hier aufzutauchen. Verpiss dich Sahra, oder ich sorge dafür. Du hättest fast meine Beziehung zu Soph zerstört!", zischte er wütend und funkelte sie an.
"Och Leo, tu nicht so, als wäre es nur von mir ausgegangen.", sie sah ihn genervt an. Er schnaubte nur.
"Aber nochmal zu dir Juli, wissen Chris und Fabi von deinem Freund? Das wird sie bestimmt enttäuschen... Oh die Armen, weder die perfekte Soph, noch ihre geliebte Juli, sind an ihnen interessiert. Ganz im Gegenteil.", sie setzte einen gespielt mitleidigen Gesichtsausdruck auf. Langsam wurde auch ich wütend. Wie konnte ich mich jemals mit ihr abgeben?!
Gott!
Was war nur aus ihr geworden?
"Sahra, du hast Leo gehört. Verpiss dich."
Sie reagierte nicht und sah mich nur weiterhin spöttisch an.
"Hey Barbie, hast du sie nicht gehört? Zum Schönheitssalon ... oder doch eher Schönheitschirurgen, geht's da lang.", erschrocken sah ich auf Jamal, der in die Innenstadt zeigte. Währenddessen sah er wartend in Sahras Gesicht.
Leo und Sophia waren kurz vor einem Lachanfall und selbst Can sah aus, als müsste er sich zusammenreißen. Ich sah meinen Freund entsetzt an. Auf der einen Seite hatte er Recht und ich feierte ihn für den Satz, aber auf der anderen Seite, hatte ich ihn noch nie gehört, wie er jemanden so beleidigt hatte.
Sahra bekam leicht rote Flecken am Hals: "Juli hat sich wohl einen bissigen Köter zugelegt. Wo hast du den her? Von der Mülldeponie?!", sie sah bezeichnend auf Jamal.
"Oh um Himmels Willen Sahra, tu uns doch einfach den Gefallen und geh. Deine Besuche werden von Tag zu Tag langweiliger.", meinte Sophia nun. Sahra schnaubte und lehnte sich zu Jamal und mir rüber: "Das wirst du noch bitter bereuen, Juli. Und dein Freund definitiv auch.", meinte sie gefährlich leise und ich rollte mit meinen Augen. Der Hexe war echt nicht mehr zu helfen!
"Mhm, und bis dahin machst du bitte einen großen Bogen um uns, kapiert?", meinte ich desinteressiert und lehnte mich wieder gegen Jamal. Sahra drehte sich mit einem letzten, bitterbösen Blick um und verschwand mit Can.
"Ey Bro, für den Spruch hast du meinen Respekt!", lachte Leo los und gab Jamal High-five. Auch Sophia schaute ihn beeindruckt an. "Respekt, so einen Spruch hätte ich dir gar nicht zugetraut. Tja, so kann man sich täuschen.", meinte sie grinsend.
"Ich bin normalerweise still bei sowas, könnte schlechte Publicity geben. Aber ich hatte das Bedürfnis der Hexe mal den Mund zu polieren.", meinte Jamal und zuckte mit seinen Schultern. Dann gab er mir einen Kuss auf meinen Kopf. Ich lächelte und fuhr dann herum, ich dachte irgendwas wie ein Klick gehört zu haben, aber in der Nähe war nichts und da die anderen auch nicht reagierten, ließ ich mich schließlich zurück gegen Jamals Schulter fallen.

Hey Leute, das war das heutige Kapitel.
Erneut will ich danke für den riesigen Support und die lieben Kommentare sagen♥️.
Es freut mich echt ungemein, wie viele von euch täglich die Kapitel lesen und dafür voten!
Für manche Autoren ist es vielleicht nichts besonderes, aber ich hätte niemals damit gerechnet, deshalb...
Daher heute auch ein extra langes Kapitel😅.
Ich hoffe es hat euch gefallen!
Liebe Grüße
Mara💕

Young Love - Jamal MusialaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt