Young Love - Jamal Musiala

Kapitel 22

Jamal und ich standen eng umschlungen an der Bushaltestelle. Wir hatten beschlossen nach Hause zu fahren, weil wir alle noch für die Klausur lernen mussten. Jamal wollte außerdem mit Leon per Video trainieren.
Deshalb stiegen wir in den Bus ein und setzten uns auf einen Doppelsitz. Jamal checkte seine Nachrichten und ich sah aus dem Fenster.
"Apropos, wie geht es deinem Bruder?", fragte ich und sah ihn nun besorgt an.
"Meinem Bruder?", er sah mich irritiert an, bis er dann schnell anfing zu sprechen: "Ach so, ja, dem geht's soweit gut. Seine ähm, Verletzung heilt schnell."
Seine Antwort irritierte mich extrem, aber ich versuchte das zu verdrängen. Er würde mich wohl kaum anlügen, vor allem, wenn es um sowas ging. Trotzdem musste ich auch an heute Nacht denken, in der mir auch etwas komisch vorkam.

Tief einatmend sah ich nach oben und blickte in die Augen eines Jungen. Er war ca in unserem Alter und trug eine Sporthose. Als er bemerkte, dass ich ihn ansah, sah schnell weg. Ein wenig besorgt schaute ich zu Jamal.
"Ich glaube der Typ dadrüben hat dich erkannt.", murmelte ich leise.
Jamal sah auf und schaute prüfend den Jungen an.
"Yes, hat er... wie lange dauert es noch bis zu unserer Haltestelle?"
"Äh, ca 3 Minuten.", er nickte und zog sich dann seine Cap auf. Dann nahm er seine Sonnenbrille raus und forderte mich auf, meine Kapuze aufzuziehen.
"Warum soll ich meine Kapuze tragen?!"
"Ich folge dir auf Instagram. Die finden dich schneller, als du schauen kannst.", meinte er leise und eindrücklich. Ohne weitere Widerrede setzte ich die Kapuze von Jamals Pulli auf. Das ganze musste lächerlich wirken, aber lieber wurden wir schief angeguckt, als erkannt.

Wir gingen zügig aus dem Bus raus und checkten, dass uns niemand folgte. "Sorry, das war vermutlich total überzogen, aber..."
"Schon gut, Jamal. Ein kleiner Junge ist das eine, aber ein halber Bus, der innerhalb eines Clicks herausfinden kann, wer ich bin, ist was anderes." Ich drückte seine Hand.

"Apropos, der Pulli steht dir ausgezeichnet.", meinte Jamal und sah mich lächelnd an.
Ich grinste: "Tja, mal schauen, ob du den jemals wieder bekommst."
Er schüttelte grinsend den Kopf und legte dann seinen Arm um mich. Ich lächelte und versuchte weiterhin das doofe Gefühl, das ich seit vorhin hatte, zu verdrängen. Jamal war nicht so!

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Es war Freitagabend und Jamal und ich machten uns fertig. Sophia hatte uns zu einer kleinen Party im Minikreis eingeladen, wegen Corona waren sowieso alle Clubs zu und ich war eh kein Fan vom Feiern gehen. Ich trank nur ziemlich selten Alkohol und dann auch nur in Maßen.
Ich hatte mich für ein schwarzes Kleid entschieden, das einen V-Ausschnitt hatte und glitzerte. Dazu trug ich weiße Sneaker und eine Strumpfhose. Normal hätte ich schönere Schuhe angezogen, aber ich hatte keine Lust, den Abend auf hohen Schuhen zu verbringen.
Jamal hatte sich für eine schwarze Hose und ein weißes Oberteil entschieden und sah für meinen Geschmack ziemlich attraktiv aus.
Seinem Bruder ging es anscheinend wieder besser und er wurde entlassen. Mein Misstrauen war zwar noch da, aber nicht mehr gewachsen. Ich versuchte es größtenteils einfach zu verdrängen und Jamal zu vertrauen.

"Seid ihr fertig?", mein Vater stand in der Tür und lächelte uns an.
"Ihr seht beide sehr gut aus!", meinte er dann und klimperte anschließend mit seinen Schlüsseln. Ich tuschte meine Wimpern noch fertig und zog den Lippenstift nach, bevor ich beides in meine Tasche gleiten ließ und mit Jamal meinem Vater zum Auto folgte. Die beiden verstanden sich extrem gut, zumal mein Vater ziemlich schachbegeistert war und Jamal tatsächlich gegen ihn spielte. Das hatte ich die letzten Tage kopfschüttelnd beobachtet, musste aber allein bei dem Gedanken grinsen. Außerdem war mir das deutlich lieber, als wenn die beiden nicht miteinander auskommen würden.

Wir kamen bei Sophia an und ich gab meinem Vater einen Kuss auf die Wange, während Jamal bei ihm einschlug.
"Ich hole euch um 12 wieder ab, klar?"
"Ja Papa."
"Gut, dann jetzt viel Spaß!"
Er winkte und fuhr dann los.